Kramer: Geisterspiele besser, "als gar nicht zu spielen"

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​Borussia Mönchengladbachs Mittelfeldspieler Christoph Kramer vermisst den Fußball und hofft, dass die Saison mit Geisterspielen zu Ende gespielt werden kann. Sorgen bereitet neben der Ungewissheit, wann es weitergehen kann, auch das fehlende Mannschaftstraining, das sich körperlich bemerkbar macht.

Noch vor einem Monat habe "jeder die Situation unterschätzt", so Kramer im "Aktuellen Sportstudio" (zitiert via kicker). Damals plädierten viele Verantwortliche für eine Unterbrechung der Saison, um diese ab einem späteren Punkt wieder mit Zuschauern fortsetzen zu können, statt nur noch Geisterspiele auszutragen.

Kramer begrüßt Geisterspiele

Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit sind wegen der raschen Ausbreitung des Coronavirus jedoch die einzige Möglichkeit, die Saison - und damit einige Klubs - irgendwie zu retten. "Klar fehlt bei Geisterspielen was. Der Körper weiß nicht so richtig, was los ist und es fühlt sich nicht nach ​Bundesliga an. Es ist unheimlich schwer, in den Modus zu kommen", sagt Kramer über die ungeliebten Spiele ohne Fans, gleichzeitig habe er jedoch gemerkt, dass "nichts" schlimmer sei, "als gar nicht zu spielen. Von daher: Geisterspiele sehr, sehr gerne."

Das Rhein-Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln war das erste Geisterspiel in der Geschichte der Bundesliga

Die DFL hofft auf eine Fortsetzung des Spielbetriebs im Mai, weshalb die Klubs das Mannschaftstraining in diesen Tagen wieder aufnehmen. Auf Dauer ist das Training im "Home Office" nicht ausreichend für die benötigte Fitness, wie Kramer erklärt: "Die erste Woche zuhause gibt man richtig Gas, vielleicht auch noch die zweite, aber man merkt schon, dass der Eigenantrieb ein bisschen nachlässt." Auch würden gewisse Bewegungen fehlen, die man eben nur auf dem Platz trainieren könne. 

Deshalb hofft er, "dass wir sehr gut gewappnet sind, wenn der Tag X kommt, dass wir sportlich schnell wieder angreifen können" - für die Geisterspiele sei aber auch eine mentale Vorbereitung wichtig: "Es wird auch eine Sache des Willens und der Mentalität sein, wie man die Sache rein sportlich gesehen, annimmt."

Strenge Vorlagen nötig

Die Entscheidung über die Fortsetzung des Spielbetriebs obliegt aber nicht der DFL, sondern den Gesundheitsämtern und der Politik. Laut Virologe Alexander Kekulé seien zahlreiche Einschränkungen für die Mannschaften nötig, damit bald wieder gespielt werden kann (zitiert via ​kicker): "Man müsste für sie selbst den Lockdown verlängern. Sie müssten privat unter besonderen Sicherheitsbedingungen weiterleben. Die ganze Mannschaft müsste in eine Art Spezialquarantäne. Außerdem müsste man sie vor jedem Spiel neu testen." 

Laut Kekulé seien bis zu 20.000 Tests bis Saisonende nötig, allerdings gelte es auch zu beachten, dass Fußballer nicht zur Risikogruppe gehören. "Rein virologisch wäre das Problem deshalb lösbar", so Kekulé weiter, "aber nur, wenn man eine Art spezielle Blase für die Fußballspieler schafft." Mit Fans werde es in diesem Jahr aber keinen Fußball mehr geben: "Ich würde für dieses Jahr nichts mehr planen mit Publikum. Da wäre ich pessimistisch. Es sieht nicht so aus, als könnten wir dieses Jahr so etwas noch ernsthaft ins Auge fassen."