Die Kritik wächst: Wie sicher sitzt Pal Dardai noch im Sattel?

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Seit über vier Jahren ist Pal Dardai als Trainer von ​Hertha BSC Berlin tätig, doch der Ungar steht möglicherweise vor seinen letzten Wochen in der Hauptstadt. Auch in dieser Spielzeit lässt die Hertha einen spielerischen Fortschritt vermissen, nach fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen wird die Luft vermutlich immer dünner. Dardai selbst wollte seine persönliche Zukunft im Gespräch mit dem kicker allerdings nicht allzu hoch hängen, viel mehr gehe es um das Wohl des gesamten Vereins.

Als Dardai, der zuvor Erfahrungen als Trainer der ungarischen Nationalmannschaft und im Nachwuchsbereich der Hertha sammelte, im Februar 2015 zu dem Verein, für den er von 1997 bis 2011 373 Pflichtspiele absolvierte, zurückkehrte, lag die Hertha nach dem 19. Spieltag mit 18 Zählern auf dem vorletzten Tabellenplatz - schwächer war nur Borussia Dortmund, das mit Jürgen Klopp zwischenzeitlich gar bis ans Tabellenende abrutschte.

Dardai stabilisierte die Hertha, verpasste ihr ein defensives Gewand, das nur schwer zu bespielen war und in Umschaltsituationen immer wieder Gefahr ausstrahlte. Nachdem die Berliner die Saison 2014/15 auf dem 15. Tabellenplatz beendeten, ging es in den Folgejahren hoch hinaus: Auf Platz sieben folgte der sechste Rang, die vergangene Spielzeit beendete die Mannschaft auf Tabellenplatz zehn. In der aktuellen Saison wollte die Hertha variabler spielen, sich mehr nach vorne trauen, was in der Hinrunde, in der man auf Tuchfühlung mit den Europapokalplätzen ging, auch zu funktionieren schien - doch aktuell befindet sich die Alte Dame mitten im Niemandsland.

Im neuen Jahr ging die Hertha bereits sechs Mal als Verlierer vom Platz, gewann bis dato nur zwei Rückrundenspiele. Wieder einmal enttäuscht die Mannschaft in der zweiten Saisonhälfte, wieder einmal kassiert sie einen Dämpfer, wenn Europa in direkter Nähe ist. Doch im Interview mit dem kicker betonte Dardai, dass die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb in der Hauptstadt nur reine Träumerei sei: "Wir können keinen Leistungsdruck auf die Spieler ausüben, keine Erwartungen haben, die sie nicht erfüllen können."

Europapokal "nie realistisch"

Viel mehr hätten die Medien die Erwartungen an Mannschaft und Verein hochgeschraubt. "Champions League, Europa League, das war nie realistisch", wettert Dardai, der im Bezug auf seine persönliche Zukunft entspannt bleibt: "Ich habe immer zu der Mannschaft gesagt, dass sie zum Manager gehen und sagen soll, wenn der Trainer Dardai oder die Trainingsmethoden sie blockieren. Für mich ist wichtig, dass sie funktionieren, für mich ist Hertha BSC wichtig. Hertha hat jetzt Stabilität und eine Marktwertvergrößerung bei den Spielern, das ist eine große Sache, ein Riesenjob. Wenn jetzt ein Stopp kommt, müssen die Spieler das sagen."

Er helfe "sehr gerne und so lange es funktioniert", doch falls die Führungsetage - ​wie jüngst bei Borussia Mönchengladbach geschehen - sich für einen anderen Weg entscheiden sollte, würde er seinen Platz unmissverständlich räumen. Allerdings verweist der 43-Jährige auch darauf hin, dass es bislang "hervorragend funktioniert" habe: "Wir haben eine Riesenstabilität und eine Riesenphilosophie. Ich kann es nicht ändern, wenn einer keine Geduld hat oder die Medien falsch berichten."

Differenzen zwischen Dardai und Preetz?

"Ihr [die Medien, d. Red.] schraubt die Erwartungen hoch, damit ihr danach Scheiße schreiben könnt. Ab und zu habe ich das Gefühl, ihr lebt von der Schadenfreude. Das ist nicht gut", wettert Dardai, doch die Aussagen von Michael Preetz nach der 0:5-Klatsche gegen RB Leipzig lassen Differenzen zwischen Trainer und Manager andeuten: "Im Moment ist die Mannschaft zusammen. Da darf gern jetzt mehr kommen", wurde der 51-Jährige im kicker zitiert. Die Mannschaft habe Klub und Fans gegenüber an jedem Spieltag "eine Verpflichtung", und überhaupt würde niemand die Spieler daran hindern, "mal eine Serie zu starten."

Möglicherweise wird die Hertha daher im Sommer einen Schnitt erwägen. Dardai hat seinen Dienst bis hierhin erfüllt, lieferte mit einem Schnitt von 1,38 Punkten pro Spiel allerdings auch keine überragende Bilanz. Wenn der Hauptstadtklub, der immerhin mit Spielern wie Valentino Lazaro, Arne Maier, Davie Selke, Jordan Torunarigha oder Ondrej Duda gespickt ist, nach Höherem strebt, scheint Dardai nicht der geeignete Mann zu sein. Es mangelt an der Entwicklung, dem nötigen Fortschritt, der nach vier Jahren in der oberen Tabellenhälfte nötig ist - denn gerade mit diesem Kader ist ein besserer Fußball möglich als der, den die Mannschaft aktuell präsentiert.