Benötigen alle Geduld - BVB-Präsident Rauball will in der neuen Saison nichts überstürzen

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Bei Borussia Dortmund lief in den vergangenen Monaten wenig rund, weshalb in diesem Sommer ein Neustart ausgerufen wurde. Dieser benötigt jedoch Zeit, wie Präsident Dr. Reinhard Rauball im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten erklärte. Dennoch befindet der 71-Jährige: "Die Rahmenbedingungen sind gut."

Unter Peter Bosz erlebte der BVB nach einem turbulenten Jahr unter Thomas Tuchel einen Traumstart, blieb in der Bundesliga sieben Spiele lang ungeschlagen und spielte teils furiosen Fußball. Doch in der Champions League blieb man hinter den Erwartungen, und auch im Liga-Alltag verlor die Mannschaft nach und nach den Faden. Neun Pflichtspiele in Folge musste man auf einen Sieg warten, erst nach der Demission des Niederländers folgte unter Peter Stöger der Umschwung - zumindest vorübergehend.

  Musste bereits Anfang Dezember seinen Hut nehmen: Peter Bosz

Der Österreicher stabilisierte die Mannschaft, fußballerisch blieb jedoch einiges von dem, was die Borussia zuvor ausmachte, auf der Strecke. Am Ende rettete man sich auf den vierten Tabellenplatz, doch es hätte auch anders ausgehen können, weiß Rauball: "Das Saisonziel ist erreicht worden. Man muss aber auch sehen, wie es erreicht worden ist. Nämlich am letzten Spieltag, in den letzten Minuten. Man kann Hannover 96 gar nicht dankbar genug sein, dass es sich in Leverkusen sportlich so gewehrt hat, dass wir am Ende mit einem um drei Treffer besseren Torverhältnis gegenüber Leverkusen Platz vier erreicht haben. Die Art, wie wir das Saisonziel erreicht haben, war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben."

Die Saison sei "schwierig" gewesen, vor allem wegen der "Kaderbesetzung" und den ungewohnt schwachen Auftritten in der Champions League. Das habe schlichtweg "keiner erwartet", so der Präsident, der seit nunmehr 14 Jahren im Amt ist. Doch aufgrund seiner Erfahrung weiß er auch, worauf sich der Verein in Zukunft konzentrieren muss: "Er muss sich auf seine Stärken besinnen. Er muss von der ersten Minute an zu 100 Prozent da sein und auch in den Partien gegen schwächere Mannschaften alles geben. Oder dann, wenn es spielerisch nicht gut läuft. Der BVB darf kein Team unterschätzen, denn auch die anderen Bundesligisten haben personell und taktisch aufgerüstet."

  Auch Peter Stöger entpuppte sich nicht als langfristige Lösung

Für eine erfolgreichere Zukunft hat sich der Klub bereits gerüstet: Mit Matthias Sammer steht ein externer Berater zur Verfügung, Ex-Kapitän Sebastian Kehl ist als neuer Leiter der Lizenzspielerabteilung integriert und soll sich um das Mannschaftsgefüge kümmern. Zugleich heuerte man mit Lucien Favre den vierten Trainer innerhalb der letzten zwei Jahre an, der Schweizer soll diesmal jedoch längerfristige an der Seitenlinie bleiben. 

Lob für Kehl und Favre

"Schon als Spieler für den BVB war er herausragend", lobt Rauball Kehl. "Mir hat imponiert, wie er nach seiner aktiven Laufbahn die Zeit genutzt hat, sich selbst zu qualifizieren durch Teilnahme an Lehrgängen, durch Praktika bei Verbänden und Vereinen, er hat einen sehr guten Einblick bekommen ins Konstrukt Bundesliga. Ich verspreche mir eine Menge von ihm. Dass er seine Erfahrung und neue Impulse in die Mannschaft reinwirken lässt." Seine Prognose: "Er wird dem BVB guttun."

  Soll hinter den Kulissen die Zügel in die Hand nehmen: Sebastian Kehl

Favre hingegen sei "sehr angenehm, hochintelligent. Er hat eine eigene Meinung, vertritt diese auch gut, er diskutiert sachlich und intensiv mit unserer sportlichen Führung." Mit ihm habe man "jemanden, der in der Lage ist, mit schwierigen Situationen so umzugehen, dass er sie beseitigt oder diese Situationen gar nicht erst entstehen. Er arbeitet so akribisch, wie man sich das kaum vorstellen kann. Er investiert enorm viel Zeit in die Vorbereitung jedes Trainings, auf jedes Spiel." Allerdings sei er "gespannt, wie sich das dann mittelfristig in Erfolgen umsetzt. Denn es ist ja nicht einfach, mit einem so großen Kader klarzukommen."

Saisonziel Champions League

Jedoch ist klar: Der BVB soll in Zukunft wieder die zweite Kraft hinter Bayern München werden. "Die Rahmenbedingungen dafür sind gut. Der Trainer passt, wir haben Spieler mit Qualität dazu bekommen. Die Startvoraussetzungen sind gut, um erfolgreich zu sein", so der Präsident, der ein klares Ziel vor Augen hat: "Das wären wir, wenn wir wieder in die Champions League einziehen." Jedoch mahnte er auch: "Natürlich benötigen wir alle am Anfang ein wenig Geduld."