Dritter Triumph in Folge: Real Madrid schreibt ein weiteres Stück Geschichte
Von Florian Bajus
Real Madrid schreibt weiter Geschichte. Die 'Königlichen' feierten beim gestrigen über den FC Liverpool zum insgesamt 13. Mal den Gewinn der Champions League und sind nach dem dritten Titel in Folge auf dem besten Wege, die wohl erfolgreichste Ära der letzten Jahre weiter zu festigen.
Die Champions League - das bewiesen sie am gestrigen Abend erneut - liegt Real Madrid wie kein zweiter. Die Mannschaft von Zinedine Zidane schaffte es im letzten Jahr als erste überhaupt, den begehrten 'Henkelpott' nach der Umbenennung des Turniers, das bis 1992 noch unter dem Namen 'Europapokal der Landesmeister' ausgetragen wurde, zu verteidigen. Am gestrigen Samstagabend erfolgte der Titel-Hattrick, der erste seit 1976, als sich der FC Bayern München zum dritten Mal in Serie zum Europapokalsieger kürte.
Dabei fand Real erst in den vergangenen Jahren wieder zu alter Stärke zurück. Nach dem neunten Titel im Jahr 2002 blieb der Erfolg auf der Strecke. Bemerkenswert war vor allem die Serie von 2005 bis 2009, als man stets im Achtelfinale scheiterte. Doch mit Jose Mourinho, der nach dem Titelgewinn mit Inter Mailand ab der Saison 2010/11 an der Seitenline stand, fanden die 'Blancos' zurück zu alter Stärke, erreichten immer mindestens die Runde der letzten Vier. Doch 'The Special One' blieb der Titel verwehrt, 2013 folgte schlussendlich die Trennung.
Erst unter Carlo Ancelotti fand die lange Leidenszeit ein Ende, als man 2014 in einem dramatischen Endspiel gegen Stadtrivale Atletico 'La Decima' - den zehnten Triumph in der Königsklasse - feierte. Seither scheint Real erlöst: In den vergangenen fünf Jahren feierten die Spieler um Kapitän Sergio Ramos vier Mal den Gewinn der Königsklasse, keine Mannschaft ist so erfahren wie die des erneuten Champions.
Zidane ist der Vater des jüngsten Erfolgs
Der Schlüssel zum Erfolg liegt allerdings auch in Zidane. Der 45-Jährige folgte im Januar 2016 auf den erfolglosen Rafael Benitez und weiß ganz genau, wie er seine Stars behandeln muss. Statt vieler Transfers setzt er auf Nachhaltigkeit und Kontinuität, hat der Mannschaft zudem ein nahezu perfektes Gespür dafür eingeflößt, in welchen Momenten sie zur Stelle sein muss. James Rodriguez, der mit Bayern München im Halbfinale knapp an seinem Ex-Klub (2014 - 2017) scheiterte, sprach daher in der aus eigener Erfahrung: "In der Champions League legen sie stets einen anderen Chip ein als in der Meisterschaft und schaffen es, das Letzte aus sich herauszuholen. Sie wissen, was es braucht, um Jahr für Jahr um diesen Pokal zu kämpfen."
Doch das spezielle Gen für den Europapokal ist tief mit der Geschichte des Vereins verwurzelt. In der Saison 1955/56 wurde das Turnier erstmals ausgetragen: Real sicherte sich bis 1960 stets den Titel, ehe Benfica Lissabon 1961 im Finale gegen den FC Barcelona mit 3:2 gewann. Nach einem weiteren Sieg im Jahr 1966 dauerte es ganze 32 Jahre, bis Jupp Heynckes die Königlichen im Jahr 1998 wieder in die Spur brachte. Die Statistik beweist: Gewinnen sie den Henkelpott einmal, geben sie ihn kaum wieder her.
Unter der Leitung von Zidane scheint der Titel erst recht nur über Real zu gehen. Von 33 Champions-League-Spielen als Trainer gewann der 45-Jährige 26, Niederlagen gab es nur vier Stück. Der Durchschnittswert von 2,27 Punkten pro Spiel untermauert die Dominanz in diesem Wettbewerb, nicht einmal der Erzrivale aus Barcelona war unter der Leitung von Pep Guardiola so erfolgreich.
Schlüsselspieler: Ramos und Ronaldo
Entscheidend ist aber auch das Spielermaterial, bei dem besonders zwei hervorstechen: Sergio Ramos gilt seit einigen Jahren als der wohl beste Innenverteidiger der Welt, stellt dies in der Viererkette neben Raphael Varane immer wieder unter Beweis. Doch der Kapitän besticht auch durch seinen ungebrochenen Siegeswillen. Im Endspiel 2014 bewahrte er die Mannschaft in der Nachspielzeit vor einer Niederlage, erzwang mit seinem Kopfballtor den Ausgleich - Real siegte in der Verlängerung mit 4:1.
Nicht zu vergessen ist aber auch Cristiano Ronaldo, der erfolgreichste Torschütze in der Geschichte des Wettbewerbs. Mit 120 Toren für Manchester United und Real Madrid steht er einsam an der Spitze, Lionel Messi liegt mit 100 Treffern auf dem zweiten Platz.
Allein in den letzten drei Jahren erzielte der 33-Jährige 43 Tore, seit der Saison 2011/12 waren es nie weniger als zehn pro Spielzeit. Ronaldo trifft in beinahe jedem Spiel, in der Saison 2013/14, in der er mit 17 Toren den Rekord für die meisten Champions-League-Tore in einer Spielzeit aufstellte, konnte er sich nur ein Mal nicht als Torschütze eintragen. Nach seinem insgesamt fünften Titel sprach er urplötzlich von einem möglichen Wechsel, Zidane schob diesem Gedankenspiel jedoch umgehend den Riegel vor.
Fakt ist, dass Real auch in den kommenden Jahren der absolute Favorit auf den Champions-League-Titel sein wird. Die Gier nach dem begehrten Pokal ist weiterhin ungebrochen, zu verlockend scheint der Traum, die Serie von fünf Titeln in Folge zu wiederholen. Unabhängig davon, wie man in der Liga abschneidet: Im Europapokal sind sie das Maß der Dinge.