Heynckes-Nachfolger Kovac: Eintracht-Held, harter Arbeiter und Taktikfuchs

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Ein Triumph auf ganzer Linie - oder wie Niko Kovac sagen würde: Der Lohn der harten Arbeit. Der scheidende Eintracht-Coach verabschiedet sich mit Helden-Status aus Frankfurt und kann die Heynckes-Nachfolge bei den Bayern gestärkt angehen. Der sensationelle Pokalgewinn gegen sein kommendes Team hat das Eintracht-Lager endgültig versöhnt und dürfte die Zweifler in München verstummen lassen.

Zum Abschied bescherte Niko Kovac Eintracht Frankfurt ​eine unvergessliche Party. Rund 100.000 Anhänger begleiteten an Pfingstsonntag das Autokorso der Eintracht-Akteure, 70.000 feierten auf dem Römerberg die Frankfurter Pokalsieger. "Meine Lieben, es war ein wunderschöner Tag nach einem historischen Spiel. Der Pokal ist ein Geschenk von uns an Euch", rief der scheidende SGE-Coach den ausgelassenen Massen zu. "Ihr habt immer zu uns gehalten. Ich freue mich, Teil eurer Geschichte zu sein", schrie er den Fans vom Balkon aus zu. 

Erfolgscoach Niko Kovac (3. v. r.) spricht zu den frenetischen SGE-Anhängern.

Sport-Vorstand Fredi Bobic feierte schon am Abend des ​sensationellen 3:1-Erfolgs gegen die Bayern "eine historische Mannschaft." Es sei ein "​epochaler Moment" gewesen, als Mijat Gacinovic in der Nachspielzeit in Richtung des verlassenen Bayern-Tores rannte, um den Sieg perfekt zu machen. "Hier wird gerade Geschichte geschrieben", ging Bobic auf der Tribüne des Olympiastadions durch den Kopf.

Einen Platz in der Geschichte von Eintracht Frankfurt hat sich Niko Kovac in jedem Fall verdient. "Ich bin zwar weg, aber ich werde den Klub nie vergessen. Das alles wird immer in meinem Herzen bleiben", versicherte er auf dem Frankfurter Rathausbalkon. Als lebenslanges Eintracht-Mitglied ist das auch schriftlich fixiert. 

Dort wo einst die deutsche Nationalmannschaft traditionell nach großen Titeln gefeiert wurde, standen dieses Mal die Eintracht-Spieler - zum ersten Mal seit dem letzten Pokalgewinn 1988. Kovac hat entscheidenden Anteil daran. "90 Prozent unseres Erfolges gehören dem Trainer", schwärmte Kevin-Prince Boateng am späten Samstagabend in den Katakomben des Olympiastadions. "Wie er seine Ansprachen hält, was er uns heute vor dem Spiel für ein Video gezeigt hat. Er hat uns alle gepusht. Er hat von der ersten Minute an gesagt, wir gewinnen den Pokal. Und wir haben mitgezogen. Er gibt jeden Tag 100 Prozent. Es gibt keine Pausen. Wenn er jetzt noch das Sagen hätte - aber das habe mittlerweile ich - dann würden wir jetzt noch auslaufen gehen", witzelte das Frankfurter "Feierbiest".

Starke Leistung im Finale und auch beim Feiern ganz weit vorne: Eintracht-Star KPB.

Mit dem Pokalsieg hat sich Kovac eine ganz spezielle Konstellation "eingebrockt". Sein erstes Pflichtspiel als Bayern-Coach wird das Supercupfinale gegen die Eintracht sein. Am zweiten Augustwochenende trifft er in seinem alten Heimstadion auf die Spieler, mit denen er seinen bislang größten Erfolg als Trainer erringen konnte.

Ein Erfolg, mit dem Kovac gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt. Zum einen wären da die negativen Stimmen im Eintracht-Lager. Die wurden mit dem Pokalgewinn auf einen Schlag weggewischt. "Niko-Kovac"-Rufe schon in der Frankfurter Fankurve im Olympiastadion waren ein deutliches Zeichen dafür. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte ein von Bier getränkter Kovac, dass diese Stimmen in Frankfurt ohnehin nur eine Minderheit gewesen seien. So oder so, der Pokal-Triumph hat seinen Heldenstatus bei der SGE in Stein gemeißelt.

Kovac' Matchplan geht voll auf

Darüber hinaus erhob er sich damit auch als Architekt seines eigenen Bayern-Glücks. Nach dem Champions-League-Aus des Rekordmeisters waren die Triple-Träume bei seinem kommenden Arbeitgeber bereits erledigt - nun sorgte Kovac höchst selbst dafür, dass sich Heynckes "nur" mit der Meisterschaft verabschiedete. Die Bürde als Heynckes-Nachfolger wird damit zumindest etwas leichter.

Die Kritiker die behaupten, Kovac sei zu jung und unerfahren, dürfte er ebenfalls - zumindest vorübergehend - verstummen lassen. "Unser Trainer hat eine ​taktische Meisterleistung vollbracht", lobte SGE-Sportdirektor Bruno Hübner. "Es war die absolut richtige Taktik. Wenn du gegen die Bayern bestehen willst, musst du das Zentrum zumachen und ihnen auf außen Freiräume geben. Dort musst du dann aber sehr konsequent doppeln", gab Sportvorstand Bobic detailliertere Einblicke in Kovac' Matchplan. Etwas überraschend spielte Kevin-Prince Boateng ganz vorne als alleinige Spitze. Daneben bot er mit Matchwinner Ante Rebic und Marius Wolf zwei pfeilschnelle Außenspieler auf. In der Defensive wollte die Eintracht das Zentrum mit drei Sechsern dicht bekommen.

"Die Taktik war ganz gut, wir haben Präsenz im Mittelfeld gezeigt. Unser Ziel war die Führung, wir hatten sehr viel Geschwindigkeit", freute sich Kovac über die Umsetzung seines Plans, der gezeigt hat: Kovac ist bereit für die Aufgabe Bayern München.