Meist nur auf der Bank: Wieso Hecking Vorlagen-König Grifo vertrauen sollte
Von Simon Zimmermann
Vincenzo Grifo scheint seit seinem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach immer noch nicht richtig angekommen zu sein. Fohlen-Coach Dieter Hecking setzt auf dem Flügel derzeit lieber auf Musterschüler Jonas Hofmann - Grifo bleibt meist nur die Bank. Das große Potenzial des Deutsch-Italieners scheint dort aber verschwendet. Es liegt an Hecking, ihm endlich auch über einen längeren Zeitraum das Vertrauen zu schenken.
Die Torflaute ist überstanden. Borussia Mönchengladbach blieb zwischenzeitlich vier Bundesliga-Partien ohne eigenen Treffer. Beim 1:0-Sieg in Hannover und dem 2:2-Remis gegen Werder Bremen lief es offensiv zuletzt besser. Nach einer 2:0-Führung war die Punkteteilung im Heimspiel gegen Werder dennoch ein weiterer Rückschlag.
Das klare Ziel der Fohlen ist nämlich die Rückkehr nach Europa. Wegen der mehr als durchwachsenen Rückrunde mit bislang nur sieben Punkten beträgt der Rückstand auf Platz sechs vier Punkte - und das, obwohl die Konkurrenz ebenfalls schwächelt. Die gute Ausgangsposition vor der Winterpause ist jedenfalls dahin. Im Topspiel am Samstag bei Bayer Leverkusen (18.30 Uhr) muss das Team von Dieter Hecking dringend punkten.
Gegen die Werkself setzte es in der laufenden Spielzeit allerdings im Hinspiel und Pokal-Achtelfinale zwei Pleiten. Vincenzo Grifo spielte in beiden Partien gegen Bayer nur eine Nebenrolle und dürfte das auch am kommenden Samstag tun. Der Deutsch-Italiener konnte seine Leistungen aus der Vorsaison im Fohlen-Trikot bislang noch nicht abrufen. Damals zählte der 23-Jährige beim SC Freiburg mit sechs Treffern und elf Torvorlagen zu den Shootingstars der Liga.
Sechs Millionen Euro Ablöse investierte die Borussia deshalb im vergangenen Sommer in den technisch versierten Offensivspieler, der gerade bei Standardsituationen brandgefährlich ist. Eine Kapselverletzung setzte ihn zu Saisonbeginn außer Gefecht, nur acht Startelf-Nominierungen folgten seither. Bei den Pleiten gegen Leipzig und Stuttgart durfte er im Februar noch von Beginn an ran - beim VfB blieb Grifo allerdings zur Pause in der Kabine. Die vergangenen drei Partien erlebte er im Anschluss hauptsächlich von der Bank und kam nur in Hannover zu einem einminütigen Kurzeinsatz.
Die Konkurrenten Fabian Johnson und Ibrahima Traoré fallen zwar weiter aus, bei Hecking stehen dennoch Patrick Herrmann und vor allem Jonas Hofmann aktuell deutlich höher im Kurs. Thorgan Hazard ist ohnehin gesetzt. Bleibt die Frage, warum das so ist. Denn Grifo ist ein begnadeter Fußballer. In Hoffenheim am zehnten Spieltag, seinem bislang besten Auftritt im Borussen-Trikot, ließ er seine Qualitäten aufblitzen. Zwei sehenswerte Torvorlagen gelangen Grifo damals. Bislang reichte es aber nur zu zwei weiteren Assists.
Vielleicht auch deshalb, weil Hecking dem 24-Jährigen nicht unbedingt zu vertrauen scheint. Der Fohlen-Coach setzt viel lieber auf den ein Jahr älteren Hofmann, der zu seinen Lieblingsschülern zählt. Ob das die richtige Wahl ist, darf allerdings bezweifelt werden. Grifo bringt fußballerisch deutlich größeres Potenzial mit. Hofmann dagegen ist mehr Teamplayer - wirkliche Gefahr strahlt er nur selten aus. Ganze drei Tore und fünf Vorlagen gelangen ihm in 53 Pflichtspielen für die Borussia.
Nun soll das kein Vorwurf an Hofmann sein. Der ackert viel für die Mannschaft, seine Stärken hat der ehemalige U21-Nationalspieler vor allem in seiner Ballsicherheit. Auch deshalb lief er in der vergangenen Saison in Berlin sogar im zentralen Mittelfeld auf, als die Borussen dort mal wieder einen Engpass zu verzeichnen hatten. Auf der Position des Flügelstürmers bringt Grifo allerdings deutlich mehr Offensivpower mit. Ausgestattet mit dem nötigen Selbstvertrauen könnte er immer noch ein wertvoller Spieler für die Fohlen werden. Es liegt aber auch an Dieter Hecking, ihm dies zu vermitteln und Grifo vielleicht auch mal ein schwächeres Spiel zuzugestehen.