Goldener Herbst oder Wochen der Wahrheit - Ist der BVB wirklich schon titelreif?
Von Oliver Helbig

Borussia Dortmund hat einen mehr als ordentlichen Saisonstart hingelegt. Hätte man sich am 1. Spieltag auswärts gegen den FC St. Pauli keinen Aussetzer geleistet und den sicher geglaubten Sieg nicht noch aus der Hand gegeben, dann stünden die Borussen punktverlustfrei neben dem FC Bayern München an der Tabellenspitze. Mit dem gestrigen 2:0-Auswärtssieg beim FSV Mainz 05 und einer erneut soliden Vorstellung festigte Dortmund seinen derzeitigen Status als Bayern-Jäger Nummer eins und grüßt mit zwei Zählern Rückstand vom zweiten Platz. Das lässt scheinbar auch die internen Ansprüche für diese Bundesligasaison wachsen, denn nach Maximilian Beier meldet nun der nächste BVB-Star Ansprüche an, bei der Vergabe der Meisterschaft ein Wörtchen mitreden zu wollen.
Auch Nico Schlotterbeck will ein Wörtchen um die Schale mitreden
Noch vor Kurzem musste BVB-Coach Niko Kovac bei einer selbstsicheren Meister-Ansage von Offensivstar Maximilian Beier nach dem Erfolg gegen Heidenheim etwas zurückrudern und auf die Bremse treten. Der gestrige Erfolg gegen Mainz 05 ließ nun aber eine weitere und deutlich stimmgewaltigere BVB-Figur zu einer Aussage dieser Art hinreißen. Auch Abwehrboss und Führungsspieler Nico Schlotterbeck richtet seinen Blick fest auf die Meisterschale und will dem FC Bayern die Stirn bieten.
"Ich bin hier, um irgendetwas zu gewinnen. Wir wollen das Meisterschaftsrennen lange eng halten."
- Nico Schlotterbeck
"Wir wollen extrem lange dabei bleiben, die Bayern legen natürlich jede Woche vor und schießen vier Tore, das ist unglaublich. Aber natürlich sind 13 Punkte aus fünf Spielen gut und ich bin hier, um irgendetwas zu gewinnen. Wir wollen das Meisterschaftsrennen lange eng halten. Da sehe ich uns jetzt gerade drin und wenn wir so weitermachen, sieht's echt gut aus", so der 25-jährige Innenverteidiger selbstbewusst. Die Ergebnisse und der Tabellenstand geben Schlotterbeck in dieser Aussage recht, doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Wochen der Wahrheit für Dortmund erst noch bevorstehen.
Heißer Oktober: Dortmund muss durch die Wochen der Wahrheit
Zum Auftakt der neuen Spielzeit musste der BVB bislang gegen St. Pauli, Union Berlin, Heidenheim, Wolfsburg und nun Mainz antreten, also gegen Teams, die nicht gerade zum absoluten Top-Feld der Liga gehören. Das soll die Erfolgsserie der Dortmunder zwar nicht schmälern, aber wie ernsthaft der BVB Ansprüche stellen kann, ein Wörtchen um die Meisterschaft mitzusprechen, wird neben der Zeit vor allem auch das Abschneiden in deutlich engeren Duellen zeigen müssen. Angefangen mit den nächsten beiden Bundesligaspielen gegen RB Leipzig und den FC Bayern München. Nach diesen Spielen wird vermutlich klarer sein, auf welchem Leistungsstand sich Dortmund aktuell befindet und wie ernst die Meister-Ansagen der BVB-Stars zu nehmen sind. Auch in München wird man ganz genau hinschauen.
Vorsicht geboten: Kovac bremst seine Stars weiter aus
"Wir bleiben bei uns, wir gewinnen diese Spiele souverän im Moment, aber nicht mit dem Unterschied wie es die Bayern machen."
- Niko Kovac
Wohlwissend, dass ihm Aussagen dieser Art in absehbarer Zeit um die Ohren fliegen könnten, versucht Niko Kovac, auf der Bremse zu bleiben und sich nicht zu überschwänglichen Ansprüchen hinreißen zu lassen. "Wir bleiben bei uns, wir gewinnen diese Spiele souverän im Moment, aber nicht mit dem Unterschied wie es die Bayern machen. Wir wollen uns Schritt für Schritt nach vorne hangeln. Wir werden nicht den Fehler machen und irgendwas rausposaunen, denn wir bleiben bescheiden und demütig, aber wollen trotzdem konzentriert arbeiten und hoffen, dass es nach vorne geht", sagte der BVB-Coach nach Abpfiff in Mainz am Samstag.
Offensichtlich möchte auch der Dortmunder Trainer vermeiden, sich zu früh auf einer Stufe mit dem deutschen Rekordmeister anzusiedeln, um dann womöglich im direkten Duell eine niederschmetternde Pleite zu erleiden. Dortmund sollte vorsichtig sein und nicht zu früh schon zu große Töne spucken - das weiß auch Kovac.
Überzeugt Dortmund auch im Oktober, wird man den BVB auf dem Schirm haben müssen
Ende Oktober bzw. Anfang November wird man beim BVB schlauer sein, wie gefestigt die Mannschaft tatsächlich ist. Neben den Duellen gegen Leipzig, die Bayern, den 1. FC Köln und den FC Augsburg im Ligaalltag warten schließlich auch Duelle gegen Athletic Bilbao und den FC Kopenhagen in der Champions League sowie gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal. Anfang November geht es dann zu Manchester City.
Wenn Dortmund den kommenden Monat ähnlich erfolgreich bestreitet wie den Saisonstart, sollte der FC Bayern den Blick in den Rückspiegel nicht vernachlässigen, denn dann könnte es sein, dass ein gelb-schwarzer Sportwagen von hinten drängelt und Lichthupe gibt.
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