Die fünf besten Bayern-Transfers der letzten 25 Jahre
Von Oliver Helbig

Der FC Bayern München ist seit Jahrzehnten der unangefochtene Klassenprimus im deutschen Fußball. Sportlich wie finanziell ist der Klub aus der bayerischen Landeshauptstadt der Bundesliga-Konkurrenz beinahe komplett enteilt. Mit bisher 34 Meistertiteln, sechs Triumphen in der Champions League sowie 20 DFB-Pokalsiegen steht er nicht nur an der nationalen Spitze Deutschlands, sondern gehört auch international zum Besten, was der Weltfußball zu bieten hat.
Neben einigen überaus erfolgreichen Eigengewächsen in der langen Historie des Rekordmeisters, wie beispielsweise Thomas Müller, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Jamal Musiala, konnten diese Erfolge auch immer wieder durch die Verpflichtung von absoluten Top-Spielern erreicht werden, die ihren Status beim FC Bayern nochmals aufpolieren konnten, deren Stern erst in München so richtig aufging und die sich zweifelsfrei ihren Platz im Münchner Fußball-Olymp sicherten. Wir blicken auf das letzte Vierteljahrhundert zurück und beleuchten die vermeintlich besten Transfers des deutschen Rekordmeisters - vielleicht sogar die besten aller Zeiten.
Die besten Bayern-Transfers aller Zeiten
1. Manuel Neuer
Verpflichtet von: FC Schalke 04
Damalige Ablöse: 30 Millionen Euro
Manuel Neuer gilt als einer der besten Torhüter der Fußballgeschichte - für viele sogar als der beste. Der in Gelsenkirchen geborene Torhüter schloss sich im Sommer 2011 vom FC Schalke 04 dem FC Bayern an und wurde in München anfangs noch verunglimpft. Mit Bannern, auf denen "Koan Neuer” stand, wehrten sich in seiner Anfangszeit beim Rekordmeister einige Fans beinahe schon gegen die Ankunft und den Verbleib des damaligen Torwarttalents.
Heute ist wohl jeder, der es mit den Bayern hält, froh, dass diese Verpflichtung damals zustande kam. Neuer hat mit den Münchnern nicht nur massenhaft Titel gewonnen und gilt mittlerweile als eine der größten Vereinslegenden, sondern er hat auch das Torwartspiel im Allgemeinen komplett verändert und modernisiert. Die Rettungstaten des Weltmeisters von 2014 kann man kaum in Zahlen benennen. Für die Bayern war seine Verpflichtung vermutlich die beste in der langen Historie des Klubs und noch hat der heute 39-Jährige seinen Titelhunger nicht gestillt.
2. Franck Ribery
Verpflichtet von: Olympique Marseille
Damalige Ablöse: 30 Millionen Euro
Franck Ribéry war für den FC Bayern München ein absoluter Glücksgriff. Als der Franzose sich im Sommer 2007 dem Rekordmeister vom französischen Spitzenklub Olympique Marseille anschloss, war sein Name in Deutschland noch nicht allzu bekannt. Das änderte sich jedoch von Spiel zu Spiel sehr schnell, denn der Franzose hievte die Bayern auf ein komplett neues Level und sorgte dafür, dass sich die Bedeutung der Flügelposition derart in die DNA des Vereins einbrannte, dass die Münchner kaum noch in einem anderen System ohne Flügelspieler vorstellbar sind.
Ribéry spielte bis 2019 zwölf Jahre lang für die Bayern und absolvierte dabei insgesamt 425 Pflichtspiele (306 Torbeteiligungen). Bei seinem Abgang konnte man sich den FC Bayern ohne den Spaßvogel und Dribbelkünstler kaum noch vorstellen und auch heute fehlt er vielen Fans noch immer – allein das belegt den großen Stellenwert der Vereinslegende, die zu den besten Transfers der Vereinsgeschichte zählt und neben neun Meistertiteln auch sechs Pokalsiege sowie einen Triumph in der Champions League bejubeln konnte.
Dreimal wurde Ribéry als Bayern-Profi zum Fußballer des Jahres gewählt, 2013 sogar zum Europas Fußballer des Jahres. In seiner Gala-Saison 2012/13 stand Ribéry auch im engeren Favoritenkreis zur Wahl des Weltfußballers und die Entscheidung, dem 81-fachen französischen Nationalspieler den Ballon d’Or nicht zu geben, gilt bis heute als eine der größten Skandalgeschichten unter Bayern-Fans und weit darüber hinaus.
Ribery ist über die Jahre in die Bayern-Familie hineingewachsen und bis heute fest mit dem Rekordmeister verwurzelt. Noch immer lebt der Franzose mit seiner Familie in München, und sein Sohn spielt in der Jugend des FC Bayern. Ribéry zählt zu den beliebtesten Bayern-Spielern aller Zeiten.
3. Arjen Robben
Verpflichtet von: Real Madrid
Damalige Ablöse: 25 Millionen Euro
Arjen Robben war über Jahre hinweg der kongeniale Flügelpartner von Franck Ribéry, allerdings stieß er erst viel später zum FC Bayern als Ribéry. Im Sommer 2009 sicherten sich die Münchner die Dienste des schnellen und schussgewaltigen Niederländers, der zu diesem Zeitpunkt bei Real Madrid unter Vertrag stand, und holten Robben in die Bundesliga. Gleich in seinem ersten Spiel gegen den VfL Wolfsburg zog Robben die Herzen der Bayern-Fans auf seine Seite und traf nach seiner Einwechslung in der Halbzeit doppelt beim 3:0-Sieg. Beide Treffer wurden damals von Franck Ribéry aufgelegt und waren Startschuss für eine Freundschaft und Erfolgsgeschichte der beiden, die bis heute ihresgleichen sucht.
Auch Robben avancierte über die Jahre hinweg zum Superstar der Münchner und bildete zusammen mit Ribéry das gefürchtete Flügelzangen-Duo "Robbery”. Beide beendeten ihre Reise mit den Bayern im Sommer 2019 und hinterließen eine klaffende Lücke. Mit ihnen verlor der FC Bayern gewissermaßen auch viel von seinem Gesicht und seiner DNA.
Insgesamt absolvierte Robben 309 Pflichtspiele für die Bayern und war an 244 Treffern direkt beteiligt. Acht deutsche Meisterschaften, ein Champions-League-Titel und fünf DFB-Pokalsiege waren Teil der erfolgreichen Zeit des Niederländers. Mit seinem Siegtor im Endspiel der Königsklasse 2013 gegen den BVB sorgte Robben für einen historischen Moment. Robben wurde im Trikot der Bayern zum Spieler des Jahres 2010 gewählt.
Besonders gefürchtet war Robbens linker Fuß, mit dem er vom rechten Flügel kommend immer wieder nach innen zog und erfolgreich abschloss. Jeder wusste, was kam, doch kaum einer war in der Lage, es zu verteidigen.
4. Robert Lewandowski
Verpflichtet von: Borussia Dortmund
Damalige Ablöse: ablösefrei
Allein die Tatsache, dass der FC Bayern Robert Lewandowski damals ablösefrei vom BVB an die Säbener Straße holen konnte, sollte Grund genug sein, diesen Transfer als einen der besten der Vereinsgeschichte zu bezeichnen. Doch der Pole zahlte sich auch in Leistung aus und sicherte sich dank Toren am Fließband einen Platz im Transfer-Olymp des Rekordmeisters.
344 Treffer in 375 Pflichtspielen für die Bayern plus 73 Torvorlagen sprechen eine deutliche Sprache für Lewandowskis große Klasse und seine große Bedeutung für die Erfolge des Rekordmeisters. Er trug maßgeblich dazu bei, dass die Münchner auch im Sturmzentrum auf Weltklasse-Niveau besetzt waren und mit ihm zur europäischen Fußballelite gehörten.
Zweimal in Folge gewann Lewandowski als torgefährlichster Angreifer Europas im Bayern-Trikot den Goldenen Schuh und knackte in der Spielzeit 20/21 den Uralt-Rekord von Gerd Müller. Der Pole erzielte damals 41 Tore in der Bundesliga und katapultierte sich damit in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs. Insgesamt wurde der heutige Barça-Star siebenmal Bundesliga-Torschützenkönig.
Während seiner Bayern-Zeit wurde Robert Lewandowski neunmal zum Fußballer des Jahres gewählt. Zudem wurde der Pole einmal zu Europas Fußballer des Jahres sowie zweimal zum FIFA-Weltfußballer gewählt.
Neben einem Champions-League-Titel gewann Lewandowski mit den Bayern unter anderem auch acht deutsche Meisterschaften, fünf Supercup-Endspiele, eine Klub-WM und drei DFB-Pokale.
5. Joshua Kimmich
Verpflichtet von: VfB Stuttgart
Damalige Ablöse: 8,5 Millionen Euro
Als Pep Guardiola im Sommer 2015 auf die Verpflichtung des damals noch recht unbekannten Joshua Kimmich bestand und die Bosse des FC Bayern München den Rufen ihres katalanischen Star-Trainers folgten, rieben sich zahlreiche Fans des Rekordmeisters verwundert die Augen. Joshua, wer? Doch das sollte sich rasch ändern.
Der damals 20-jährige No-Name avancierte zu Guardiolas Meisterstück in München und entwickelte sich unter dem Spanier rasch zu einem der interessantesten Spieler der Bundesliga. Kimmich wurde zum Lieblingsschüler Guardiolas und entwickelte sich rasch zum Leistungsträger. Zunächst sorgte Kimmich über die rechte Abwehrseite für Furore und schaffte dort auch den Sprung in die DFB-Auswahl. Einige Zeit später zog es den heutigen Leader und designierten Kapitäns-Nachfolger von Manuel Neuer zurück ins Zentrum, wo er die Fäden der Münchner zieht.
Zu seinen absoluten Hochzeiten hatte Kimmich einen Marktwert von 90 Millionen Euro. Mit den Bayern gewann er seit 2015 neun deutsche Meisterschaften, dreimal den DFB-Pokal, sieben deutsche Supercups sowie je einen UEFA-Supercup und die Klub-WM. Mittlerweile kann er bereits auf über 450 Pflichtspiele zurückblicken, und nach der Vertragsverlängerung bis 2029 ist kein Ende in Sicht. Dabei gelangen ihm selbst als Defensivspieler starke 45 Tore und 119 Vorlagen.
Vom No-Name zum Starspieler, Anführer und Kapitän der Zukunft – ein beeindruckender Transfer, den es in dieser Form in München lange nicht gab.
Zwei frische Transfers auf dem Weg in den Bayern-Transfer-Olymp
Etwas außerhalb des Rankings laufen Torjäger Harry Kane und Flügelstürmer Michael Olise auf. Die beiden sind im Vergleich zu den genannten Kollegen zwar noch recht neu im Bayern-Trikot, können noch nicht auf eine lange Bayern-Historie zurückblicken und haben auch noch nicht die Masse an Titeln gewonnen, dennoch zählen sie zu den absoluten Glücksgriffen der Münchner auf dem Transfermarkt.
Was die beiden außerdem von den fünf Kandidaten im Ranking unterscheidet, sind die überaus üppigen Ablösesummen. Die gezahlten Summen für Kane und Olise wecken gewissermaßen auch große Erwartungen. Das soll die Wertschätzung der beiden nicht schmälern, aber manch einer dürfte behaupten, dass man für das viele Geld auch genau diese Leistungen von ihnen erwarten kann.
Das soll jedoch weder ihre Leistung noch Bayerns glückliches Händchen auf dem Transfermarkt schmälern.
King Kane beeindruckt auf ganzer Linie
Aktuell gibt es bundesligaweit keinen besseren Mittelstürmer als Harry Kane und auch über die Grenzen des deutschen Oberhauses hinaus wird man nur schwer jemanden finden, der dem Engländer das Wasser reichen kann. Für den FC Bayern ist Kane seit seiner Ankunft in München gewissermaßen die sportliche Lebensversicherung – und die hat sich der Rekordmeister bei seiner Verpflichtung auch eine ganze Stange Geld kosten lassen. Satte 95 Millionen Euro zahlten die Bayern ein Jahr vor Kanes Vertragsende bei den Tottenham Hotspur, um mit ihm einen verspäteten Nachfolger für Lewandowskis Tore zu holen.
Seit seiner Ankunft in München im Sommer 2023 war Kane an unglaublichen 129 Pflichtspieltoren in nur 103 Spielen für die Bayern beteiligt – davon traf er 98-mal selbst. Eine unfassbare Quote mit der sich Kane bereits nach kürzester Zeit zu einem der besten Bayern-Transfers aller Zeiten aufgeschwungen hat! Einzig in puncto Titel konnte Kane in München bisher noch nicht viel feiern. Bislang reichte es für den Kapitän der englischen Nationalmannschaft nicht für mehr als eine deutsche Meisterschaft, einen Sieg im Supercup sowie zwei Bundesliga-Torjägerkronen. Doch Kane ist noch lange nicht am Ende und steuert mit den Bayern weitere Erfolge an.
Dass die Bayern Kane unter Vertrag nehmen konnten, obwohl er zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung bereits ein heiß begehrter Weltstar war, gilt noch immer als Paukenschlag im europäischen Spitzenfußball und brachte dem deutschen Klassenprimus viel Anerkennung ein. Kane zahlt dies von Tag eins an mit Leistung zurück und gilt zudem als Top-Charakter im Kader von Trainer Vincent Kompany, der auch die Kabine besser macht. Auch als Werbeträger ist Kane für die Bayern nicht zu verachten. Dieses Komplettpaket macht den Engländer schon nach zwei Jahren in München zu einem der besten Transfers in der Historie des besten deutschen Fußballvereins - allerdings auch zum teuersten.
Olise auf dem besten Weg in elitären Kreis
Auf dem besten Weg, sich ebenfalls zu einem der besten Bayern-Transfers aller Zeiten zu entwickeln, ist aktuell Michael Olise. Der Franzose, der im Sommer letzten Jahres das Bayern-Trikot überstreifte, liefert Werte, die die Anfangszeit von Franck Ribéry beim Rekordmeister noch übertreffen. Der 23-jährige Flügelstürmer konnte in seiner Debütsaison bereits voll einschlagen und avancierte zu einem der Top-Bundesligaspieler. In bisher 62 Pflichtspielen für die Bayern war Olise an 50 Treffern direkt beteiligt. Mittlerweile ist der französische Nationalspieler auch in der europäischen Elite auf seiner Position angekommen.
Stolze 53 Millionen Euro zahlte der Rekordmeister an Olises Ex-Klub Crystal Palace und fand in ihm endlich einen angemessenen Nachfolger für die zerbrochene Flügelzange um Robbery. Damit kostete Olise allerdings beinahe genauso viel wie die beiden Flügellegenden der Bayern zusammen.
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