Diaz-Deal: Wiederholt der FC Bayern alte Fehler?

Mit Luis Diaz hat der FC Bayern München einen namhaften Offensivspieler des FC Liverpool unter Vertrag genommen. Das klingt irgendwie vertraut und sorgt bei einigen eher für Stirnrunzeln als für unbändige Euphorie.
Neuer Star für die Offensive des FC Bayern: Luis Diaz
Neuer Star für die Offensive des FC Bayern: Luis Diaz / Catherine Ivill - AMA/GettyImages
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Der Deal ist in trockenen Tüchern: Nach wochenlanger Transfer-Ebbe und gescheiterten Vorstößen bei vermeintlich wechselnden Wunschspielern, bei denen sich der FC Bayern München öffentlich mehr als einmal die Blöße gab, konnte mit dem Kolumbianer Luis Díaz vom FC Liverpool nun endlich der langersehnte neue Offensivstar für die linke Außenbahn verpflichtet werden. Gut 75 Millionen Euro könnte dieser Transfer den Rekordmeister inklusive verschiedener Boni am Ende kosten, hinzu kommt noch das stattliche Gehalt in Höhe von 14 Millionen Euro jährlich.

Für Diaz ist dies zumindest aus finanzieller Sicht sicherlich ein grandioser Aufstieg – nun muss der 28-Jährige sportlich aber auch abseits des Rasens liefern, um nicht als traurige Kopie eines Münchner Transfermissverständnisses in die Geschichte einzugehen.

FC Bayern holt Offensivstar aus Liverpool – da war doch was?

Blicken wir zurück in den Sommer 2022, als der FC Bayern einen neuen Flügelflitzer für die linke Außenbahn vom FC Liverpool unter Vertrag nahm. Damals wunderte man sich, wie die Reds den Starspieler Sadio Mane nahezu wehrlos an die Isar ziehen ließen. Wenige Monate später war klar, dass die Engländer mit einer Ablöse von 32 Millionen Euro für den ein Jahr später ablösefrei gewesenen Mane einen echten Top-Deal einfahren konnten.

Mane enttäuschte bei den Bayern, wirkte oftmals wie ein Fremdkörper, der mit Mitspielern aneckte – man erinnere sich an den handfesten Streit mit Leroy Sane – und nach nur einem Jahr die Zelte in München wieder abbrach, um zu Al-Nassr in die Wüste zu ziehen. Auch wenn der Senegalese mit 18 Torbeteiligungen in 38 Pflichtspielen durchaus seinen Statistikanteil erbrachte, war man im Großen und Ganzen eher froh, den vermeintlichen Transfer-Flop wieder losgeworden zu sein, ohne dabei größeren finanziellen Schaden genommen zu haben. Mal abgesehen vom massiven Gehalt, das man Mane überweisen musste.

Als gefeierter Superstar gekommen - als Transferflop gegangen: Sadio Mane
Als gefeierter Superstar gekommen - als Transferflop gegangen: Sadio Mane / Stefan Matzke - sampics/GettyImages

Das Angebot aus der Saudi Pro League kam den Münchner damals wohl gerade recht, wenngleich man vor fast genau zwei Jahren am 1. August 2023 das Verletzungspech für die gescheiterte Zusammenarbeit in den Vordergrund stellte als Mane verabschiedet wurde. "Durch die lange Ausfallzeit konnte er sich auch beim FC Bayern nicht so einbringen, wie wir alle und er selbst sich das erhofft hatten. Deshalb haben wir gemeinsam entschieden, dass er ein neues Kapitel in seiner Karriere beginnt und bei einem anderen Club einen Neuanfang macht. Wir wünschen ihm für die kommenden Herausforderungen bei Al-Nassr alles Gute und viel Erfolg", verabschiedete Jan-Christian Dreesen den Senegalesen damals in einer offiziellen Mitteilung.

Trotz aller Scorer sind vor allem das blaue Auge von Ex-Teamkollege Sane sowie die Suspendierung und Geldstrafe Manes, die die Kabinenschlägerei damals mit sich zog, in Erinnerung geblieben. Ohne große Gesten und Gefühle trennten sich die Wege nach nur einer Saison wenig spektakulär. Heute trauert in München niemand dem zweimaligen afrikanischen Fußballer des Jahres auch nur eine Träne nach. Das erleichterte Aufatmen aus München, verhältnismäßig glimpflich aus dieser Sache gekommen zu sein, war zwischen den Zeilen durchaus vernehmbar. Nun wiederholt sich zumindest der Rahmen dieser Transfergeschichte.

Luis Diaz: Top- oder Flop-Transfer?

Mit Luis Díaz kommt erneut ein umjubelter Offensivstar des FC Liverpool, der allerdings bei den Reds keineswegs den Stellenwert eines Sadio Mane inne hatte. Dafür ist der Diaz-Deal für Bayern um einiges teurer. Zu hoffen bleibt aber vor allem, dass dieser Transfer die Münchner am Ende abseits des Finanziellen nicht ebenso teuer zu stehen kommt wie damals bei Mane.

In 148 Pflichtspielen für den FC Liverpool war Diaz an 64 Treffern direkt beteiligt, davon schoss er 41 selbst und bereitete 23 vor. Dennoch war der kolumbianische Nationalspieler nie die ganz große Nummer bei den Reds, spielte in vielen Spielen keine große Rolle auf dem Platz oder tauchte gar ganz ab und blieb dem Prädikat Weltklasse weitestgehend fern.

Bei all dem Hype um den endlich an die Säbener Straße geholten neuen Offensiv-Star bleibt der bittere Beigeschmack, dass Diaz eben nur einer von vielen auf Bayerns Wunschzettel war, aber nun auch der einzige, bei dem man letztlich den Fuß in die Tür bekam und den Transfer durchziehen konnte. Es hält sich also bei vielen Kritikern die Frage, wie durchdacht dieser Transfer am Ende wirklich war, oder ob es die Torschlusspanik eines Max Eberl war, die Diaz nun ins rumreiche Bayern-Trikot verholfen hat.

Was zudem beschäftigt ist, ob der FC Liverpool aus seiner Sicht nun einen ähnlich guten Deal wie damals bei Mane gemacht hat und die Bayern am Ende eine Wiederholung eines Transfermissverständnisses auf die Nase gebunden bekommen haben. Auch die Bayern-Fans trauen dem Braten noch nicht. Frei nach dem Motto: "Ein gebranntes Kind scheut das Feuer."

Angst vor erneutem Flop: Wird Diaz (l) zum Transfererfolg oder reiht er sich in die Liste teurer FCB-Missverständnisse ein?
Angst vor erneutem Flop: Wird Diaz (l) zum Transfererfolg oder reiht er sich in die Liste teurer FCB-Missverständnisse ein? / Jonathan Moscrop/GettyImages

Wenn Diaz liefert, ist alles egal

Warum sich Liverpool nach dem tragischen Ableben von Diogo Jota nun tatsächlich und wie einst bei Mane nicht wirklich wehrhaft von Offensivmann Diaz trennt und damit womöglich zeitgleich noch einen vermeintlichen Konkurrenten auf internationaler Ebene stärkt, muss die Zeit zeigen. Es wirkt aber so, als hätte der deutsche Rekordmeister 75 Millionen für einen in Liverpool verzichtbaren Spieler auf den Tisch gelegt, dem bei einem Team auf Augenhöhe keine Steine in den Weg gelegt wurden, um die Liga zu wechseln. Das lässt vermuten, dass die Reds den Diaz-Abgang nicht wirklich als Schwächung ansehen. Auf all diese Fragen wird ab sofort aber nur Luis Diaz selbst die Antworten liefern können. Wenn der Kolumbianer in München funktioniert, wird am Ende kein Hahn danach krähen, wie dieser Transfer zustande kam und welche Vorgeschichten damit verbunden waren.

Im Sinne des FC Bayern und der deutschen Bundesliga wünsche ich mir, dass dieser Transfer das bringt, was man sich in München erhofft. Herzlich willkommen in der Bundesliga, Luis Diaz!


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