Von Liverpool unter den Bus geworfen? Salahs Verhalten ist undankbar
Von Franz Krafczyk

Es ist und bleibt eine enttäuschende Saison des FC Liverpool: Am Samstagabend kamen die Reds trotz zweimaliger Führung nicht über ein 3:3 bei Abstiegskandidat Leeds United hinaus. Für ein noch größeres Entsetzen sorgte aber Mohamed Salah, der erst nach Abpfiff zum Hauptprotagonisten eines denkwürdigen Abends wurde.
Nachdem der Ägypter ungewohnterweise zum dritten Mal hintereinander nur auf der Bank saß, ging er sich nach Abpfiff mit überraschend ehrlichen Aussagen an die Öffentlichkeit. Er fühle sich vom Verein "fallen gelassen", ja sogar "unter den Bus geworfen". Zu Trainer Arne Slot habe er inzwischen "gar kein Verhältnis" mehr.
Salah hat seinen Stammplatz zurecht verloren
Dass Salah enttäuscht ist, ist in erster Linie vollkommen verständlich. Der eigentliche Unterschiedsspieler weiß ganz genau, wozu er in Normalform fähig ist. Doch genau hier liegt das Problem: An seine überragenden Auftritte aus der Vergangenheit kam Salah in dieser Saison bislang kaum heran.
Auf sein viertes Saisontor beim 2:0-Sieg gegen Aston Villa Anfang November folgten desolate Auftritte gegen Manchester City, Nottingham Forest (beide 0:3) und die PSV Eindhoven (1:4), wo Salah nicht nur ohne Torbeteiligung blieb, sondern auch lustlos wirkte und teilweise sogar Zweikämpfen aus dem Weg ging. Und auch in den Wochen zuvor war der 33-Jährige oft nur ein Schatten seiner selbst.
Dass Salah Liverpool in der Vergangenheit zu Titeln führte, ist unbestritten, steht aber auf einem völlig anderen Blatt. Frühere Leistungen dürfen kein Freifahrtschein sein, auch ein Salah muss stetig Leistung bringen, um bei einem Weltklub wie dem FC Liverpool unantastbar zu bleiben.
Zudem könnte wohl auch die teils nicht gerade mannschaftsdienliche Spielweise des Ägypters in Slots Entscheidungen eine Rolle spielen, denn Salah ließ unter anderem Florian Wirtz bereits mehrfach frei vor dem Tor unbeachtet und versuchte es eigensinnig selbst – mit mäßigem Erfolg.
Salah übt Druck aus: War's das für Slot?
Doch anstatt an seiner Form zu arbeiten oder sich mehr für sein Team einzusetzen, drückt Salah seinen Unmut nun in der Öffentlichkeit aus, wohl vor allem, um Druck auf Arne Slot auszuüben. Einen ähnlichen Weg hatte er schon zu Beginn des Jahres gewählt, als es um seinen auslaufenden Vertrag ging und er vor die Presse trat. Mit Erfolg: Rund drei Monate später unterschrieb Salah bei Liverpool einen Vertrag über zwei weitere Jahre.
Es bleibt abzuwarten, ob sein Auftritt die Verantwortlichen erneut zum Einknicken bringt. Es scheint, als könne es mit Slot und Salah nicht weitergehen. Einer von beiden muss gehen. Das Vertrauen, das sich Slot bei Spielern, Fans und Verantwortlichen erarbeitet hat, dürfte nach diesem denkwürdigen Interview jedoch so gut wie aufgebraucht sein. Sicher ist: Salah erweist seinem Verein einmal mehr einen Bärendienst. Gerade in dieser schwierigen Situation wäre ein wenig mehr Dankbarkeit angebracht gewesen.
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