Schwarzgelb kommt ins Rollen: Doch ist der BVB wirklich eine Gefahr für die Bayern?
Von Dominik Hager

Borussia Dortmund befindet sich auf der Erfolgswelle. Nach einem etwas dürftigen Remis am ersten Spieltag gegen den FC St. Pauli, haben sich die Schwarzgelben keinen Lapsus mehr geleistet und konnten alle vier Bundesligaspiele gewinnen.
Folgerichtig bleiben die Dortmunder den Bayern dicht auf den Fersen und scheinen in der Saison 2025/26 der Bayern-Rivale Nummer eins zu sein. Doch können die Borussen den Münchnern am Ende wirklich gefährlich auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft werden? Wir nehmen die Situation genauer unter die Lupe.
Pro: Serhou Guirassy erhält in der Offensive endlich Unterstützung
In der vergangenen Saison war Serhou Guirassy die unumstrittene Lebensversicherung der Borussen. Auch zu Beginn der Spielzeit 2025/26 deutete sich ein ähnliches Bild an. Der Super-Knipser steht inzwischen bei 43 Pflichtspieltoren in 56 Partien und ist zweifellos nach Harry Kane der zweitbeste Mittelstürmer der Bundesliga.
Für den BVB ist aber elementar wichtig, dass Guirassy inzwischen nicht mehr der einzige Offensivspieler ist, der zu überzeugen weiß. Im Gegensatz zur Vorsaison erhält der 29-Jährige endlich Unterstützung.
Zuallererst zu nennen ist hierbei Karim Adeyemi. Der pfeilschnelle Stürmer hat an Abschlussstärke und Konstanz gewonnen und ist in der aktuellen Form eine absolute Waffe. Beim 2:0-Sieg in Mainz konnte zudem auch Julian Brandt nach längerer Zeit mal wieder richtig brillieren. Bedenkt man, dass Maximilian Beier besser in Fahrt kommt und mit Fábio Silva ein interessanter Stürmer neu an Bord ist, braucht man sich um die BVB-Offensive keine Sorgen mehr zu machen. Selbst wenn Guirassy mal fehlt, ist man nicht mehr total aufgeschmissen.
Kontra: Der FC Bayern befindet sich in einer Gala-Verfassung
Der FC Bayern ist in der aktuellen Form nicht nur die beste Mannschaft der Bundesliga, sondern vielleicht sogar das stärkste Team in Europa. Vincent Kompany hat das Team zu einer echten Einheit gemacht und gesorgt, dass der Hunger und die Motivation nach der Tuchel-Zeit wieder voll da ist.
Die Abläufe beim deutschen Rekordmeister werden immer stimmiger und jeder Akteur scheint genau zu wissen, was er zu tun hat. Klammert man die verletzten Spieler aus, scheint auch jeder Spieler in einer körperlichen Top-Verfassung zu sein. Ein Harry Kane wirkt mit 32 Jahren spritzig wie nie und auch Sorgenkinder wie Serge Gnabry blühen aktuell wieder auf. Die Münchner wirken zudem taktisch hervorragend eingestellt und enorm selbstbewusst. Sollte der FCB diese Verfassung die gesamte Saison über zeigen, kann der BVB machen, was er möchte. Zum Meistertitel wird es für die Dortmunder dann nicht reichen.
Pro: Der BVB hat unter Kovac eine sehr gute Balance zwischen Offensive und Defensive
Niko Kovac mag nicht der Coach sein, der einen wahnsinnig attraktiven Fußball spielen lässt, jedoch steht er für Disziplin, harte Arbeit und hat taktisch durchaus Ahnung. Dies sieht man letztlich auch auf dem Spielfeld. Derzeit ist die Balance im Spiel der Dortmunder schlichtweg hervorragend. Mit der Rückkehr von Nico Schlotterbeck haben sich die zuvor noch phasenweise vorhandenen Probleme in der Defensive gelöst, was gegen Mainz und Wolfsburg sehr gut zu erkennen war.
Steht die Dreierkette gut, benötigt es gar kein Offensivspektakel. Derzeit scheint die individuelle Klasse gewisser Akteure wie Guirassy, Adeyemi und Brandt auszureichen, um vorne die nötige Gefahr zu überzeugen.
Sehr wichtig sind in Sachen Balance auch die Schienenspieler, die zwar keinen riesigen offensiven Output haben, aber enorm lautstark sind und somit gleichermaßen die Defensive und Offensive unterstützen.
Außerdem scheint es Kovac gelungen zu sein, mit Felix Nmecha und Marcel Sabitzer ein Mittelfeld-Duo ausfindig zu machen, welches sowohl athletisch genug ist, um gegen den Ball den nötigen Druck erzeugen zu können, als auch das fußballerische Können besitzt, um nach vorne Impulse zu setzen. Ohnehin ergänzen sich die beiden Akteure gut und geben ein harmonisches Duo ab.
Kontra: Dortmund hat noch keine Kracher-Gegner gehabt
Zwar sieht die Bilanz von 13 Punkten nach fünf Partien super aus, jedoch sei angemerkt, dass die Borussen noch keinen richtig harten Gegner hatten. Das Programm lautete bislang St. Pauli, Union Berlin, Heidenheim, Wolfsburg und Mainz, weshalb die Ausbeute fast schon als Pflicht angesehen werden kann.
Erst wenn es gegen Bundesliga-Top-Klubs wie Frankfurt, Leverkusen, Leipzig und vor allem Bayern München geht, ist absehbar, wie stark der BVB in der Saison 2025/26 wirklich ist. Anzumerken ist aber auch, dass die Dortmunder in den letzten Jahren gegen die vermeintlich kleineren Gegner viel mehr Punkte liegen lassen haben.
Pro: Der Bayern-Kader ist auf Kante genäht
Wie bereits erwähnt, befindet sich der FC Bayern in einer absoluten Gala-Form. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss noch lange nicht, dass dies die gesamte Saison über so bleibt. Zwar kommen Spieler wie Alphonso Davies und Jamal Musiala zurück, jedoch weiß niemand, in welcher Form sich die beiden in dieser Saison zeigen können.
Klar ist jedenfalls, dass der Kader der Münchner ziemlich auf Kante genäht ist. Dies gilt vor allem für die Offensive, doch auch in der Abwehr bilden sich immer wieder Engpässe. Sollten die Münchner ähnlich wie in der letzten Saison vom Verletzungspech erwischt werden, sind größere Probleme praktisch vorprogrammiert.
In einem solchen Szenario könnte es dazu kommen, dass einige Stammspieler überlastet werden oder wenig erfahrene Akteure große Rollen einnehmen müssen.
Die Bayern sind mit ihrer Kaderplanung im Sommer ein großes Risiko eingegangen. Derartiges kann mit ein wenig Pech ziemlich nach hinten losgehen - vor allem, wenn man in drei Wettbewerben glänzen möchte.
Kontra: Bayern-Startelf im Grunde deutlich besser besetzt
Die Kaderbreite ist das eine, die Qualität der ersten Elf aber das andere. Selbst ohne Alphonso Davies und Jamal Musiala besitzen die Münchner eine unglaubliche Qualität in der Startelf.
Aktuell hätten wohl nur ganz wenige BVB-Akteure die Möglichkeit, beim FC Bayern in der Startelf aufzutauchen. Zwar gibt es mit Serhou Guirassy, Nico Schlotterbeck, Gregor Kobel und aktuell auch Karim Adeyemi schon einige Spieler, die über eine Top-Qualität verfügen, jedoch haben die Bayern praktisch auf jeder Position Akteure, die mindestens dieser Güteklasse entsprechen. Bleiben Eckpfeiler wie Harry Kane, Joshua Kimmich und Michael Olise fit, ist die individuelle Qualität der Bayern schon ein Stück überlegen.
Fazit:
Der BVB wirkt in dieser Saison deutlich stärker als in den letzten Jahren und scheint der einzige Bayern-Rivale zu sein. Es ist den Dortmundern zuzutrauen, das Titelrennen bis ins Frühjahr spannend zu machen. Um die Bayern letztlich aber zu knacken, müssten schon viele Faktoren zusammenspielen.
Sollten die Bayern ihre aktuelle Verfassung ansatzweise halten und nicht von größeren Verletzungsproblemen heimgesucht werden, wird der Titel nach München gehen.
Für den Fall, dass die Münchner aber Probleme bekommen und ein wenig federn lassen, könnte sich für den BVB eine kleine Tür öffnen. Diese dürfte nicht so groß sein, wie in der Saison 2022/23, jedoch wirken die Dortmunder gefestigter als damals. Die Chance ist klein, aber wenn jemand den Bayern Paroli bieten kann, dann der BVB.
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