Sané-Abgang trifft die Bayern: Was er seinen Ex-Kollegen voraus hat

Leroy Sané hat sein letztes Spiel für den FC Bayern absolviert und wird künftig für Galatasaray auflaufen. Die Münchner werden den Offensiv-Star noch schmerzlich vermissen.
Leroy Sané hat seine letzte Groß-Chance im Bayern-Trikot vergeben
Leroy Sané hat seine letzte Groß-Chance im Bayern-Trikot vergeben / Eurasia Sport Images/GettyImages
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Die allerletzte Szene von Leroy Sané im Trikot des FC Bayern hat seine gesamte Zeit in München wie die Faust aufs Auge beschrieben. Der 29-Jährige lief kurz vor dem Ende frei auf das Flamengo-Tor zu und schoss - wie so oft - den Keeper an, anstatt den Ball zu versenken. Gerade in den letzten Monaten ließ der Offensiv-Star immer und immer wieder Top-Chancen ungenutzt und zog damit den Ärger der Fans auf sich. Wirklich eine Träne scheinen die wenigsten Anhänger Sané nachzuweinen.

In der kommenden Zeit ohne Sané könnten aber viele zum Schluss kommen: "Es geht nicht mit Sané, aber auch nicht ohne Sané."

Sané ein Chancentod? Das greift deutlich zu kurz

Die Wut über die vergebenen Großchancen verblendet so einige Kritiker und sorgt dafür, dass ein entscheidendes Detail in der Bewertung viel zu kurz kommt. Sané kommt keineswegs wie die Jungfrau zum Kind zu seinen Top-Gelegenheiten. Vielmehr ist er einfach europäische Spitze darin, sich Chancen zu erarbeiten. Auch dafür war das Match gegen Flamengo wieder ein absolutes Paradebeispiel.

Nach seiner Einwechslung in der 70. Minute war der angehende Galatasaray-Profi sofort spritzig, lauffreudig und torgefährlich. Damit zeigte er genau das, was Kingsley Coman, Serge Gnabry und Michael Olise vermissen ließen. War der mäßige Auftritt von Olise eine Ausnahme, kann dies bei Coman und Gnabry keineswegs gelten. Beide wirkten nicht fit, konnten nicht zu Dribblins ansetzen und überhaupt keinen Zug zum Tor entwickeln. Das Duo blieb bis letztlich ohne Schussbeteiligung.

Es ist bezeichnend, wenn ein Spieler in 30 Minuten mehr Gefahr ausstrahlt als die drei Startelf-Akteure gemeinsam. Zwar kann man jetzt sagen, dass dies am Ende wenig hilft, wenn Sané seine Chancen nicht nutzt, jedoch sprechen 116 Scorer in 223 Pflichtspielen für die Bayern keineswegs von Ineffizienz.

Sané ist ein Spielertyp, den Bayern sonst nicht hat

Sané ist ein Spieler, der es versteht sein enormes Tempo zu nutzen, geht gerne in den richtigen Momenten tief und kann in den gefährlichen Zonen angespielt werden, in denen andere erst gar nicht auftauchen. Genau diese Qualität wird dem FC Bayern nun fehlen. Während bei Coman und Gnabry ihre frühere Sprtzigkeit vermissen lassen, sind Michael Olise und Jamal Musiala andere Spielertypen.

Sané bringt sicherlich nicht die Spielmacher-Qualitäten von Musiala und Olise mit, ist dafür aber eben ein sehr guter Zielspieler für Anspiele in die Tiefe. Dies ist auch deswegen so entscheidend, weil Kane auch kein Stürmertyp ist, der bevorzugt zu Tiefenläufen ansetzt. Vielmehr besitzt er die Fähigkeit, die nötigen Pässe selbst zu spielen.

Sané zeigt bis zum Ende maximalen Einsatz

Im Rahmen der Klub-WM hat Sané zudem einen anderen Vorwurf entkräften können. Viele klagten immer wieder über die angeblich fehlende Menatalität des Spielers und sahen sich durch den Wechsel zu Galatasary bekräftigt. Auch das scheint jedoch ein Trugschluss zu sein.

Die Tatsache, dass Sané unbedingt noch bis zum Vertragsende die Klub-WM für die Bayern bestreiten wollte, zeigt ganz gut, dass er ein Spieler ist, der einfach Bock am Kicken hat. Sané hat sich bei seinen Einsätzen in den USA voll reingehauen und hat ähnlich wie schon die gesamte abgelaufene Saison wichtige Wege nach hinten gemacht. So agiert kein Spieler, dem es nur um das Geldverdienen geht.

Vielmehr beschleicht einem der Eindruck, dass Sané einfach mal die Wärme der Fans spüren möchte. In Istanbul wurde der Neuzugang bereits frenetisch empfangen, was enorm wohltuend für einen Spieler sein dürfte, der in Deutschland regelmäßig negatives Echo kassiert hat. Selbstredend kann die Stimmung auch in der Türkei schnell umschlagen, jedoch kann er sich zunächst mal fühlen wie ein Star, der auf Händen getragen wird.

Sané im Bayern-Team beliebt und anerkannt

Während Sané von außen immer wieder viel Kritik abbekam und auch in der Führungsetage der Bayern nicht die größte Wertschätzung genoss, dürfte das innerhalb des Teams ein wenig anders gewesen sein. Denken wir nur an Joshua Kimmich, der seinen langjährigen Mitspieler vor gut einem Monat ausdrücklich lobte. "In dieser Konstanz über Monate so abzuliefern, nicht nur mit Toren und Vorlagen, sondern auch in der Art und Weise, wie er gespielt hat, das war als Mitspieler top", machte der 30-Jährige deutlich.

Sané war auch neben dem Platz hervorragend in der Mannschaft integriert und als Freund und Kollege geschätzt. Michael Olise, Jamal Musiala, Alphonso Davies und er sollen laut Bild-Angaben die engste Freundes-Clique im gesamten Bayern-Team gebildet haben. Sein Abgang ist also für einige seiner Kollegen ein besonders schwerer Schlag.

Denkt man an die derzeitige Erfolgslosigkeit der Bayern auf der Suche nach einem neuen Flügelstürmer, wird die gescheiterte Sané-Verlängerung erst recht bitter. Es war definitiv an der Zeit, dass aus dem langjährigen Trio Sané, Coman und Gnabry endlich ein Spieler Platz für neue Impluse schafft. Aus FCB-Sicht wäre es aber wohl besser gewesen, es hätte aus dem Trio nicht Sané getroffen...


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