Werder Bremen: Darum wird Christian Groß immer größer

Als Führungsspieler der U23 gekommen, nun kaum aus dem Profikader wegzudenken: Christian Groß (31) wird immer größer
Als Führungsspieler der U23 gekommen, nun kaum aus dem Profikader wegzudenken: Christian Groß (31) wird immer größer / TF-Images/Getty Images
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Ein Fußballer mit Herz und Verstand: Christian Groß wird für den SV Werder Bremen immer wichtiger. Als Bremer Punktegarant erledigt der 31-Jährige seine Aufgabe im defensiven Mittelfeld gewohnt unaufgeregt und avanciert mehr und mehr zum gestandenen Bundesligaprofi.

Eine Geschichte, die der Fußball nicht alle Tage schreibt: Christian Groß war im Sommer 2018 vom VfL Osnabrück zur Reservemannschaft des SV Werder gewechselt. In der Regionalliga Nord sollte der erfahrene Drittliga-Akteur (182 Spiele) den jungen Wilden mit Tipps und Tricks zur Seite stehen. Als Kapitän und Führungsspieler übernahm er das Zepter auf Platz 11. Aufgrund der erschreckenden Personalnot beförderte Florian Kohfeldt den Defensivakteur im vergangenen Jahr kurzerhand in den Profikader der Grün-Weißen.


Groß' Karriere in Zahlen:

  • 3. Liga: 182 Spiele
  • Regionalliga Nord: 99 Spiele
  • U19 Bundesliga Nord: 51 Spiele
  • Regionalliga West: 35 Spiele
  • 1. Bundesliga: 19 Spiele

Aufgrund seines Alters und der damit einhergehenden Erfahrung bildete 'Grosso' zuerst eine plausible Alternative für die Bremer Innenverteidigung, ehe er im September 2019 erstmalig von Beginn an in der Bundesliga auflief. Die kommenden Spiele absolvierte Groß angesichts der großen Verletztenmisere nicht selten über die vollen 90 Minuten. Dabei erledigte der gebürtige Bremer seinen Job gewohnt unaufgeregt und genoss trotz einiger Schnitzer das vollste Vertrauen seines Trainers und der Fans. Immerhin könne man von einem Mann seiner Klasse keine direkten Wundertaten im Fußball-Oberhaus erwarten.

Erfolgsgarant Groß als Punktelieferant

Viel gesprochen wurde über Groß' Leistungen im grün-weißen Dress bisher jedenfalls nicht. Während ein Niclas Füllkrug für jeden Treffer gefeiert wird und auch Jiri Pavlenka aufgrund seiner (selbstverständlich starken) Leistungen häufig im Rampenlicht steht, blieb der unscheinbare Sechser bis dato außen vor. Mit einer beachtlichen Statistik setzt die Bild-Zeitung dem Ganzen nun ein Ende. Denn seit seiner Beförderung zu den Profis sind die Hanseaten fast drei Mal so erfolgreich. Mit Groß im Aufgebot sammelte man 29 Punkte in 19 Ligapartien (1,53 Punkte pro Spiel), ohne Groß nur mickrige elf Punkte in 21 Spielen (0,52 Punkte pro Spiel).

Werders Statistik

  • mit Groß: 1,53 Punkte pro Spiel
  • ohne Groß: 0,52 Punkte pro Spiel

Dieser Trend setzt sich auch in der laufenden Spielzeit fort. Die einzige Bremer Niederlage gab es zum Saisonauftakt gegen Hertha BSC. Nicht einmal im Kader war dabei Erfolgsgarant Groß. Seither spielt der beidfüßige Defensivmann jedoch groß auf. Gegen Eintracht Frankfurt gelang ihm gar sein erster Assist in der Bundesliga. "Er spielt eine gute Rolle. In den Spielen hat er es sehr unaufgeregt gemacht. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen", resümierte auch Manager Frank Baumann gegenüber der Bild den abgezockten Spielstil seines Schützlings.

Christian Groß: Mittendrin, statt nur dabei

Seinen kürzlich unterschriebenen Profivertrag hat sich Groß redlich verdient. Im Zentrum neben Maximilian Eggestein lässt er aktuell gar die Bremer Sorgen eines fehlenden Klaassen-Ersatzes verpuffen. Sein Fokus gilt dabei stets der defensiven Stabilität. Werders neue Spielphilosophie, die die Norddeutschen zu einem schwierig zu knackenden Gegner macht, widmet sich voll und ganz der Defensivarbeit. Die neue Bezeichnung der Grün-Weißen als "Spaßverderber der Liga" kommt nicht von irgendwo. Kohfeldts Jungs stehen defensiv kompakt, lassen wenig anbrennen und scheinen auch bei Standards endlich die passende Strategie gefunden zu haben. Mittendrin, statt nur dabei: Christian Groß!

Während sein Zweikampfverhalten als Innenverteidiger in der vergangenen Saison zum Teil noch zu wünschen übrig ließ, befindet sich Groß im defensiven Mittelfeld tatsächlich auf Bundesliga-Niveau. Vor allem sein unerbittlicher Einsatz sucht im Bremer Spiel häufig seinesgleichen. Seine (technischen) Schwächen kompensiert Groß, indem er einfachen Fußball spielt. Dumme Fehler unterlaufen ihm so logischerweise kaum. Falls doch, so bleibt Groß überraschend kalt und spielt seinen Stiefel weiter munter runter. Das ist schon groß, wenn man bedenkt, wie wenig Erfahrung Werders Oldie mitbringt.

Fußballer mit Herz und Verstand: Christian Groß wird für Werder immer wichtiger
Fußballer mit Herz und Verstand: Christian Groß wird für Werder immer wichtiger / Martin Rose/Getty Images

"El Giganto", "der Platzdominator": An Spitznamen fehlt es Groß im grün-weißen Fanlager keineswegs. Die Bremer schätzen vor allem die Bodenständigkeit des einmaligen U20-Nationalspielers. 'Grosso' besitzt keine Starallüren, stellt sich stets in den Dienst seines Teams und spielt zudem starken Fußball. Wenn es so weitergeht, darf er sich gerne noch mehr zutrauen - insbesondere in der Vorwärtsbewegung. Sein starker Pass auf Josh Sargent läutete Werders 1:0-Führungstreffer gegen die SGE ein und bewies einmal mehr, dass Groß nicht nur mit Herz, sondern auch Verstand bei der Sache ist.