VfB Stuttgart: Hitzlsperger wehrt sich gegen Vorwürfe und bittet um Geduld
Von Florian Bajus

Sowohl in einer Videobotschaft auf YouTube als auch in einer Pressekonferenz hat sich Thomas Hitzlsperger am Sonntagmittag über die Datenaffäre und den öffentlichen Machtkampf mit Präsident Claus Vogt geäußert. Der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart bat um Geduld und äußerte sich selbstkritisch über seinen Affront gegen Vogt.
Kaum läuft es beim VfB Stuttgart auf dem Platz, da kriselt es hinter den Kulissen. Im Blickpunkt stehen der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Hitzlsperger und Vereinspräsident Claus Vogt. Letztgenannter hat zur Aufklärung der Datenaffäre das externe Unternehmen "Esecon" angeheuert, das überprüfen soll, ob zwischen 2016 und 2018 tatsächlich Mitgliederdaten von Vereinsmitarbeitern an Dritte weitergeleitet wurden.
Die Akquisition von "Esecon" nahm Hitzlsperger in einem offenen Brief zur Jahreswende zum Anlass für einen Rundumschlag gegen den Präsidenten. So habe Vogts Handeln zu "ausufernden Kosten" geführt, sodass "die AG den Verein unterstützen muss, um ihn vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren", schrieb Hitzlsperger unter anderem.
VfB Stuttgart: Hitzlsperger wehrt sich gegen "falsche" Vorwürfe
Nach einer öffentlichen Antwort Vogts und einem von beiden verkündeten Vieraugengespräch herrschte Stillschweigen, am Sonntag meldete sich Hitzlsperger aber gleich doppelt zu Wort. "Ich habe lange geschwiegen, denn die letzten Wochen waren wirklich nicht einfach. Es stehen persönliche Vorwürfe gegen mich im Raum, die mich wirklich betroffen haben", sagte er in einer Videobotschaft auf der Plattform YouTube. Diese seien "unbegründet und falsch" und würden "einen Umgang" offenlegen, "in dem zitierte Halbsätze in Medien anscheinend mehr zählen als eine jahrelange, gute Aufbauarbeit."
"Viele fordern hier Werte ein. Dann sage ich: Ich will keinen Verein haben, der seine Mitarbeiter aufgrund von Medienberichten sofort an den Pranger stellt, ohne dass alle Fakten auf dem Tisch liegen. Ich will keinen Verein haben, der den Grundsatz der Unschuldsvermutung bis zum Gegenbeweis einfach über Bord wirft", sagte Hitzlsperger. Der Vorstandsvorsitzende bittet bei der Aufklärung der Datenaffäre um Geduld, Konsequenzen würden erst dann gezogen, wenn der finale Bericht vorliegt: "Sobald der Abschlussbericht auf dem Tisch liegt, werden wir die Fakten ganz nüchtern prüfen. Und wir werden da, wo es notwendig ist, Konsequenzen ziehen. Fehlverhalten oder womöglich strafbares Verhalten wird nicht toleriert", kündigte er an.
Zum Abschluss betonte Hitzlsperger, dass man "rechtskonform" handele. "Wir ziehen Konsequenzen - aber auf Grundlage von Fakten. In diesem Sinne werde ich weiterarbeiten und würde mich über eure Unterstützung freuen", so der 38-Jährige.
Hitzlsperger will "auf die Leute zugehen"
Parallel äußerte er sich auch auf einer Pressekonferenz am Sonntagmittag zu den Geschehnissen in den vergangenen Wochen. "Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es Plakate von mir gibt, auf denen ich als Spalter bezeichnet werde", sagte Hitzlsperger angesichts der zahlreichen Kritik nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Präsidentenamt (zitiert via mannheim24). Nun wolle er die Kritiker vom Gegenteil überzeugen: "Ich denke ich bin jemand, der gerne mit Menschen zusammenarbeitet. Jetzt gilt es für mich, das zu ertragen und den Leuten zu beweisen, dass ich der Richtige bin und kein Spalter."
Selbstkritisch äußerte er sich über den offenen Brief, den er am 30. Dezember veröffentlicht hatte. "Das war sicher nicht meine größte Sternstunde", so Hitzlsperger, er habe sich von vorherigen Anspannungen verleiten lassen. Mit Blick auf die Mitgliederversammlung am 18. März gab er sich kämpferisch. "Ich möchte, dass die Fans es vielleicht als unglückliches Kapitel abhaken können - eines in dem ich mich nicht gut präsentiert habe. Ich möchte den Leuten aber den Thomas Hitzlsperger wieder zeigen, den sie kennen. Ich werde jetzt weiter auf die Leute zugehen."