Slowenische Nationalspielerinnen mit schweren Vorwürfen gegen eigenen Trainer

  • Slowenische Nationalmannschaft fordert Entlassung von Trainer Borut Jarc
  • Vorwurf mangelnder Professionalität und unangemessenen Verhaltens
  • Verband reagiert
Frankfurts Lara Prašnikar ist eine der Kapitäninnen des slowenischen Teams
Frankfurts Lara Prašnikar ist eine der Kapitäninnen des slowenischen Teams / Soccrates Images/GettyImages
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Die slowenische Frauen-Nationalmannschaft hat sich in einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt und zahlreiche Missstände rund um den Mitarbeiterstab des Nationalteams beklagt. Der Verband will die Vorwürfe untersuchen.

In einem offenen Brief an den eigenen Verband, der dem norwegischen Portal josimarfootball.com vorliegt, werfen die Spielerinnen ihrem Trainerteam mangelnde Professionalität und unangemessenes Verhalten vor. Die Mannschaft um Eintracht Frankfurt-Stürmerin Lara Prašnikar listet eine Reihe konkreter Beispiele auf und fordert die Verbandsführung dazu auf, Cheftrainer Borut Jarc und dessen Mitarbeiterstab zu entlassen. Der Brief, unterzeichnet von 31 Spielerinnen, stammt vom 17. Juli, gelangte jedoch erst jetzt an die Öffentlichkeit.

Unter anderem berichten die Spielerinnen von einem autokratischen Führungsstil ihres Trainers, von veralteten Trainingsmethoden und ungemessenen Kommentaren wie "Ihr spielt wie wilde Schweine", "Die Muschi deiner Mutter" und "Ich treffe mich mit deiner Mutter". Der Trainerstab soll sich in das Privatleben der Spielerinnen eingemischt, über Dritte Informationen über deren Partnerwahl eingeholt und abwertend darüber gesprochen haben. Auch homophobe und rassistische Äußerungen habe es gegeben.

Außerdem seien die Spielerinnen vor der Mannschaft und dem Trainerstab wiederholt aufgrund ihres Gewichts gedemütigt worden. "An einem Punkt mussten wir unser eigenes Körpergewicht mit einer 'Daumen hoch'- oder 'Daumen runter'-Geste bewerten", schildern Prašnikar und ihre Kollegin Dominika Čonč gegenüber josimarfootball.com. "Die Mitarbeiter der Nationalmannschaft haben die Spielerinnen so sehr unter Druck gesetzt, dass einige von uns professionelle psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben."

Slowenischer Verband stärkt Trainer den Rücken

Schwer wiegt ein Vorwurf gegen Uroš Juračič, den Koordinator für den slowenischen Frauenfußball. Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Russland im Oktober 2020 habe Juračič Informationen über Covid-19-Infektionen im Team zurückgehalten, sodass viele Spielerinnen trotz Erkrankung aufliefen. Kurze Zeit später seien die Erkrankungen aufgrund verpflichtender Tests bekannt geworden. Daraufhin habe Juračič gewollt, dass die Spielerinnen die Quarantäne-Regeln brechen, um dem Verband Geld zu sparen. Anstatt sich wie vorgeschrieben zehn Tage lang im Hotel zu isolieren, sollte die Mannschaft schon früher nach Hause reisen. "Das ist nicht nur respektlos gegenüber dir als Profi, sondern es gefährdet auch deine Gesundheit. Das ist wahrscheinlich das Schlimmste, was man tun kann, nicht nur im Fußball, sondern überall", kommentiert Čonč diesen Vorfall.

Zu den Missständen sollen ferner eine unzureichende Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner, unprofessionelle Spielanalysen sowie ständiger Alkoholkonsum im Trainerteam gehören. Torwarttrainer Danilo Vladimir Sergaš habe einigen Spielerinnen unangemessene Nachrichten geschickt. Obwohl dieses Thema gegenüber Cheftrainer Jarc mehrfach angesprochen worden sei, habe sich nichts geändert.

Der slowenische Verband NZS hat auf den offenen Brief mit einer eigenen Erklärung reagiert und Trainer Jarc den Rücken gestärkt. Außerdem heißt es in der Stellungnahme, dass die Spielerinnen keine Personalentscheidungen treffen würden. Gleichzeitig hat der NZS einen Ausschuss eingesetzt, der sich mit der Angelegenheit befassen soll. Verbandspräsident Radenko Mijatović erklärt gegenüber josimarfootball.com: "Wir versuchen, Fakten zu sammeln, und dann werden wir mit ihnen [den Spielerinnen] diskutieren und hoffentlich eine Lösung finden."


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