Skurrile Situation in der Women's Nations League: Schottland muss für Olympia-Chance verlieren

Schottlands Spielerinnen haben wohl nur eine Chance auf Olympia, wenn sie gegen England hoch verlieren
Schottlands Spielerinnen haben wohl nur eine Chance auf Olympia, wenn sie gegen England hoch verlieren / Ian MacNicol/GettyImages
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Ein Spieltag fehlt noch in der Women's Nations League, dann stehen die Gruppensieger fest. Vier Teams ziehen ins Halbfinale ein und haben so die Chance, sich für Olympia zu qualifizieren. Dabei hat sich in Gruppe 1 eine skurrile Situation ergeben: Schottland muss am letzten Spieltag wohl hoch verlieren, damit einige Spielerinnen eine Chance auf Olympia haben.

Das liegt daran, dass England und Schottland gemeinsam in einer Gruppe spielen. Das Problem ist, dass sich nicht England oder Schottland für die Olympischen Spiele qualifizieren können, sondern nur Team GB, das aus England, Schottland, Wales und Nordirland besteht. Wenn sich eins der vier Teams qualifiziert, profitieren auch die anderen drei - weil dann ihre Spielerinnen als Teil von Team GB mit zu Olympia kommen.

Das sorgt in Gruppe 1 für eine kuriose Situation, die sogar die Frage der Wettbewerbsverzerrung aufwirft. Schottland liegt mit zwei Punkten auf dem letzten Platz und ist bereits sicher abgestiegen. Aber England - und damit Team GB - hat noch eine Chance auf Großbritannien: Nämlich, wenn sie hoch gegen die Schottinnen gewinnen. Die Lionesses müssen mindestens drei Tore höher gewinnen als die Niederlande gegen Belgien.

Für Schottland würde es also Sinn ergeben, sich von England abschießen zu lassen. Der Abstieg steht sowieso schon fest, und so hätten wenigstens einige Top-Spielerinnen die Chance auf Olympia. Wenn England in das Finale einzieht, profitieren auch Wales, Nordirland und Schottland. Große Turniere spielen die Schottinnen eigentlich selten, die EM-Qualifikation wurde mit dem Abstieg wohl auch verspielt. Daher wäre eine Klatsche, so seltsam es klingt, eine einmalige Chance für die Top-Spielerinnen um Kim Little, Caroline Weir oder Erin Cuthbert.

Nun kann man den Schottinnen natürlich nicht vorwerfen, dass sie vorsätzlich verlieren werden - allein schon wegen der starken Rivalität zwischen den beiden Teams scheint das wie ein unwahrscheinliches Szenario, zudem wahrscheinlich nur eine oder zwei schottische Spielerinnen bei Olympia dabei wären.

Aber der Interessenkonflikt ist trotzdem ein Problem, das liegt auf der Hand. Und dieser Hintergedanke wird immer eine Rolle spielen, falls England sich wirklich qualifizieren sollte. Eigentlich war genau das auch schon vorherzusehen, als die Gruppen ausgelost wurden.

Für die nächsten Saisons muss sich die UEFA überlegen, wie mit dem Problem umgegangen werden soll - eine Unvereinbarkeitsregel für die vier Team-GB-Mannschaften wäre schonmal eine Verbesserung, damit sie nicht mehr in einer Gruppe aufeinandertreffen können. Ganz gelöst wäre das Problem aber immer noch nicht.

Beispielsweise könnten Schottland und England immer noch im Halbfinale aufeinandertreffen, wo dann strategische Überlegungen eine Rolle spielen: Welches Team hätte im Finale die besseren Chancen, zu gewinnen? Das grundsätzliche Problem wird wohl weiter bestehen, solange es nicht ein "Team GB" auch in der Nations League gibt, oder bei Olympia vier verschiedene Teams.