Skandal überschattet WM-Qualifikation des Iran: Rückt Italien nach?

Der Iran löst das WM Ticket - und muss dennoch zittern
Der Iran löst das WM Ticket - und muss dennoch zittern / FARSHAD ABBASI/GettyImages
facebooktwitterreddit

Eine WM ohne die Squadra Azzura lässt uns schon ein wenig traurig werden. Man ist schon fast sogar geneigt dazu, die besonders legendären italienischen Schauspielkünste zu vermissen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt aber dennoch. Der Grund hierfür ist jedoch alles andere als lustig.


Iran fährt zur WM, während die Italiener zu Hause bleiben müssen. Die Fußball-Welt kann schon grausam sein. Dass neben der Fußball-Welt aber auch die echte Welt grausam sein kann, erfahren die Bürgerinnen des Irans leider tagtäglich. Der 2:0-Sieg der Nationalmannschaft gegen Libanon sicherte dem Iran zwar das WM-Ticket, jedoch war der erfolgreiche Abend längst nicht für alle ein Tag der Freude.

Unfassbare Szenen im Iran: 2000 Frauen ohne Zutritt ins Stadion

Im Vorfeld der Partie kam es zu einem gewaltigen Skandal. 2000 Frauen wurde der Eintritt ins Stadion verwehrt, obwohl sie ein gültiges Ticket besaßen. Was in Europa und weiten Teilen der Welt unvorstellbar ist, ist im Iran leider gang und gäbe. Angaben von NTV zufolge war es iranischen Frauen 40 Jahre lang verboten, ein Fußballspiel im Stadion zu besuchen. Erst nachdem die FIFA in den letzten beiden Jahren Druck ausgeübt hatte, wurde eine limitierte Anzahl an Frauen zu zwei Qualifikationsspielen zugelassen.

Beim Spiel in Maschad, einer hochreligiösen Stadt im Nordosten des Landes, sollten eigentlich 2000 Frauen zugelassen werden, die ihr Ticket online erwerben konnten. Vor dem Stadion angekommen, wurde ihnen jedoch der Zutritt verwehrt. Es kam zu Protesten, in denen die Polizei Pfefferspray eingesetzt hatte. Initiator des Ereignisses waren wohl einflussreiche islamistische Hardliner in Maschad, die eigenmächtig und ohne Zustimmung des Verbandes gehandelt haben sollen.

Iran bangt um WM-Teilnahme: "Hören besorgniserregende Nachrichten"

FFI-Vorstandsmitglied Mehrdad Seradschi zeigte sich geschockt über die Geschehnisse in seinem Land und macht sich Sorgen in Bezug auf die WM-Teilnahme. "Von der FIFA und AFC hören wir besorgniserregende Nachrichten", äußerte er sich via Twitter. Sollte es tatsächlich zu einem Ausschluss kommen, "dann sind diejenigen verantwortlich, die in die bitteren Vorfälle in Maschad involviert waren", erklärte er.

Zwar kann man argumentieren, dass Maschad und die dort einflussreichen Personen nicht für den ganzen Iran stehen, jedoch ist es auch zu kurz gedacht, die Vorkommnisse dadurch zu erklären. Schließlich muss ja irgendjemand entschieden haben, die Partie dort auszutragen. Zudem ist es generell untragbar, dass nur 2000 Frauen Tickets erhalten - und das auch nur bei zwei Spielen. Die FIFA mag zwar hierfür gesorgt haben, aber hat es gleichzeitig verpasst, ein klares Zeichen zu setzen und die Zustände damit mitgetragen.

Iran droht WM-Ausschluss: Rücken die Italiener nach?

Doch was hat all das jetzt mit Italien zu tun? Ganz einfach: Sollte der Iran ausgeschlossen werden, nachdem er ja gegen die mit der FIFA vereinbarten Regeln verstoßen hatte, müsste ein Team nachrücken. Die Hoffnung der Italiener beruht darauf, dass sie als beste nicht-qualifizierte Nation der Weltrangliste eine Art Wild-Card bekommen. BILD-Angaben zufolge wäre Italien auch der vorgeschriebene Ersatzkandidat.

Besonders große Hoffnungen dürfen sich die Südeuropäer aber leider nicht machen. Zum einen kam es in der WM-Geschichte noch nie zu einem Ausschluss einer bereits qualifizierten Nation und zum anderen müsste sich die FIFA dem Vorwurf der Doppelmoral gefallen lassen. Katar zum Gastgeber zu machen, aber den Iran auszuschließen, wäre ja ähnlich unschlüssig wie Fasching zu feiern und Kostüme zu verbieten.