"Sepp, du hast ein Monster geschaffen": Die späte Buße des Sepp Blatter

Sepp Blatter
Sepp Blatter / FABRICE COFFRINI/GettyImages
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Sepp Blatter hat sich sämtlichen, mittlerweile mehrfach erwiesenen, Korruptionsvorwürfen innerhalb der FIFA während seiner Amtszeit stets entgegengestellt und konsequent geleugnet. Einige Jahre später entschuldigte sich Blatter nun in einem außergewöhnlichen Interview mit der Zeit.


Sepp Blatter scheint Reue zu empfinden für das, was er als FIFA-Präsident geschaffen hat. Wir reden von Korruption, von unlauteren Geschäften und schlichtweg von unmoralischem Verhalten in exorbitantem Ausmaß. Ein Lebenswerk, das schließlich vor Gericht zementiert wurde.

Blatter mit Geldstrafe und Sperre sanktioniert

Blatter, von 1998 bis 2016 FIFA-Präsident, kam im Dezember 2015 mit einer Geldstrafe (50.000 Franken) und einer Sperre für jegliche Tätigkeit im Fußball für acht Jahre (später auf sechs reduziert) davon.

In seiner Zeit als Präsident hat Blatter über die FIFA die Kommerzialisierung des Fußballs vorangetragen und über korrupte Zweige ein System geschaffen, durch das Abermillionen Euro, Pfunde und Dollars geflossen sind. Heute zeigt sich Blatter gegenüber der Zeit reumütig.

"Ich habe wirklich versucht, dem Fußball immer zu dienen."

Sepp Blatter

"Ich habe wirklich versucht, dem Fußball immer zu dienen. Wenn ich ihm damit geschadet habe, dann tut es mir leid", erklärte der 86-Jährige. Den Beginn seiner Karriere beim Fußball-Weltverband sieht Blatter nachträglich als "Geburtsstunde von etwas, was so groß geworden ist, dass es außer Kontrolle geriet".

Gescheitert sei Blatter schließlich am am wirtschaftlichen "Wert des Fußballs und an der Politik".

So paradox das auch klingt: die von ihm losgetretene Lawine der Kommerzialisierung der FIFA und damit des Fußballs, nun fortgeführt von seinem Nachfolger Gianni Infantino, bewertet Blatter äußerst scharf.

"Was derzeit geschieht", erklärte er, "ist eine Überkommerzialisierung des Spiels. Es wird versucht, immer mehr aus der Zitrone zu pressen - beispielsweise mit der WM-Endrunde mit 48 Teams oder nun mit einer Klub-WM, die als direkte Konkurrenz zur Champions League betrachtet werden muss." Damit greife die FIFA aktuell "in etwas ein, das sie eigentlich nichts angeht - in den Klubfußball."

Das "Monster" FIFA

Es ist eine Eigendynamik, die die FIFA nicht mehr loszulassen scheint, die Idee von Kommerzialisierung, Macht und Einfluss, die vor allem Sepp Blatter vorangetrieben und die heute scheinbar kaum noch zu stoppen ist.

Blatters Vorgänger Joao Havelange sagte dem Schweizer einst etwas, auf das Blatter heute zurückblickt: "Sepp, du hast ein Monster geschaffen. Vielleicht hatte er recht."