Sechser-Ziel des FC Bayern: Wer ist João Palhinha?

  • João Palhinha über Wechsel zum FC Bayern einig
  • Wer ist der Mittelfeldspieler vom FC Fulham überhaupt?

João Palhinha gilt als wichtigster Spiel beim FC Fulham.
João Palhinha gilt als wichtigster Spiel beim FC Fulham. / Andrew Redington/GettyImages
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Der FC Bayern München hat sich bei der Suche nach einem neuen Sechser festgelegt: João Palhinha vom FC Fulham soll es werden. Der Portugiese soll für die von Tuchel geforderte defensive Stabilität im Mittelfeld sorgen, aber wer João Palhinha überhaupt?

Die Suche nach einer so lang gesuchten "Holding Six" beim FC Bayern München scheint nun abgeschlossen zu sein. Nachdem sich Gespräche mit Wilfred Ndidi (26), Scott McTominay (26) und Ibrahim Sangaré (25) zerschlugen, gibt es jetzt einen festen Wunschkandidaten, der preislich noch einmal ein Regal höher angesetzt ist als das zuvor gehandelte Trio.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge bemühen sich die Münchner intensiv um eine Verpflichtung von João Palhinha (28) vom FC Fulham. Auf persönlicher Ebene soll bereits eine Einigung erzielt worden sein. Jetzt geht es darum, dass sich die beiden Teams finanziell einig werden. Im Raum steht eine Ablösesumme von grob 50-60 Millionen Euro. Bayern-Fans, die die Premier League nicht regelmäßig verfolgen, stellen sich zurecht die Frage: Wer ist Palhinha überhaupt? Warum möchte man so viel Geld für einen 28-Jährigen bezahlen?

Wer ist João Palhinha?

João Palhinha ist ein klassischer Spätzünder. So ist der Portugiese inzwischen bereits 28 Jahre alt und wird in diesem Sommer zum ersten Mal konkreter mit Top-Clubs in Verbindung gebracht. Bis vor einem Jahr hatte Palhinha in seiner ganzen Karriere noch in keiner europäischen Top-Liga gespielt. Nun bahnt sich ein steiler Aufstieg innerhalb von eineinhalb Jahren an.

Palhinha wurde in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon geboren und kam über einige kleinere Vereine im Alter von 17 Jahren zu Sporting. Dort kämpfte sich der Mittelfeldmann über die A-Jugend und die Reserve-Mannschaft innerhalb von fünf Jahren bis zu den Profis durch. Aber selbst im Alter von 21 Jahren blieb der endgültige Durchbruch bei der A-Mannschaft aus.

Endgültiger Durchbruch erst mit 25 Jahren

So musste sich Palhinha über zwei Leihen empfehlen. Zunächst ging es zum mittelklassigen Erstligisten Belenenses, zwei Jahre später - im Alter von 23 Jahren - zum SC Braga. Dort drehte Palhinha dann so sehr auf, dass er nach seiner Rückkehr auch bei Sporting eine Rolle spielte. Die Breakout-Jahre waren dann die Saison 2020/21 und 2021/22, in denen Palhinha jeweils zu den besten Sechsern der Liga zählte und auch international auf sich aufmerksam machte.

Palhinha avancierte innerhalb der ersten Saison zu einem der wichtigsten Spieler in Fulhams Spiel und hatte großen Anteil daran, dass die Cottagers ihre erste Saison nach dem Wiederaufstieg so wenig mit dem Abstiegs zutun hatten. Zudem wurde entwickelte sich der Portugiese zu einem der notenbesten Mittelfeldspieler in der Premier League. Davon bekamen einige Top-Clubs Wind - darunter auch jüngst der FC Bayern München.

Was sind seine Stärken?

Die Stärken von Palhinha lassen sich problemlos zusammenfassen: Alles, was von einem defensiven Mittelfeldspieler verlangt wird. Der 28-Jährige ist ein Muster-Sechser - also genau das, was sich Thomas Tuchel beim FC Bayern München wünscht.

Die wesentlichen Stärken liegen in den Zweikämpfen, Tackles und Luftduellen. Im Vergleich aller Mittelfeldspieler in den europäischen Profi-Ligen befindet sich Palhinha unter den ein Prozent der Spieler mit den meisten Tackles - dieser liegt bei 4,15. Damit lag in der vergangenen Saison in der Premier League mit weitem Abstand vor Tyler Adams auf Platz 1 in der Statistik. Eine Eigenschaft, die dem FC Bayern sicherlich gut zu Gesicht steht.

Deutlich bessere Kopfballquote als Kimmich und Laimer

Hinzu kommen herausragende Statistiken in Luftduellen und Klärungsaktionen. Dort zählt er jeweils zu den besten zehn Prozent aller Mittelfeldspieler in Europa - damit befindet er sich auch dort auf absolutem Spitzenniveau. Palhinha hat in der letzten Saison 64,5 Prozent seiner Kopfballduelle gewonnen. Zum Vergleich: Bei Kimmich sind es 33,3 Prozent, bei Laimer nur 15 Prozent.

Eine Qualität, die als Zentrumspieler bei den Bayern auch wichtig ist, ist das Passspiel. Dort fällt Palhinha im Vergleich zu Kimmich, Goretzka und Laimer nicht groß ob, obwohl er mit Fulham deutlich weniger ballbesitzlastigen Fußballspiel. Ob im ersten, zweiten oder dritten Drittel - Palhinhas Passquote entspricht immer in etwa dem der anderen FCB-Stars im Zentrum.

Der größte Unterschied zu allen drei Bayern-Konkurrenten ist wohl das Defensivdenken. Palhinha schaltet sich gern ins Aufbauspiel ein, zieht sich dann aber überwiegend zurück und macht eben keine weiteren Meter mit nach vorne. Das ist bei Kimmich, Goretzka und Laimer anders, die allesamt versuchen, sich auch möglichst im letzten Drittel noch am Ballbesitzspiel zu beteiligen. Genau diese Art von zurückfallendem Sechser fehlt dem Bayern-Spiel laut Tuchel.

Was sind seine Schwächen?

Natürlich verfügt Palhinha auch über Schwächen, andernfalls hätten wohl deutlich eher andere Top-Clubs bei ihm angeklopft. Offensichtlich ist die fehlende internationale Erfahrung. Das höchste Niveau, auf dem sich der Portugiese bislang bewiesen hat, ist die Premier League. Zuvor spielte er nur in einer kleineren Profi-Liga. Erfahrung in der Champions League fehlt vollkommen. Das könnte sich in entscheidenden Spielen in der Königsklasse bemerkbar machen.

In Bezug auf spielerische Eigenschaften hat Palhinha zwei wesentliche Schwächen. Zum einen provoziert der 28-Jährige aufgrund seines aggressiven Tacklingspiels und konsequenten Zweikampfführung viele Fouls. In der vergangenen Saison waren das ganze 48 Fouls. Zum Vergleich: Kimmich beging gerade einmal 22 Fouls, bei Goretzka waren es 23, bei Laimer 30. Eine Folge davon sind viele gelbe Karten. In der letzten Premier-League-Saison war Palhinha mit 14 Verwarnungen mit Abstand auf dem ersten Platz. Das hätte fast drei Spiele Sperre wegen gelber Karten bedeutet.

Zum anderen wird Palhinha eine technische und spielerische Limitiertheit vorgeworfen. Für internationales Top-Niveau ist die technische Veranlagung vermutlich zu schwach. In seiner Karriere ist das bislang selten aufgefallen, weil er noch bei keinem Club der Größenordnung FC Bayern gespielt hat und somit mit technisch versierten Mitspielern wie Jamal Musiala oder Joshua Kimmich aufgelaufen ist. In dieser Sache könnte Palhinha abfallen.


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