Schalke sucht den Sportvorstand - läuft alles auf Knäbel hinaus?
Von Yannik Möller
Mehrere Kandidaten haben Schalke bei der Suche nach einem neuen Sportvorstand bereits abgesagt, sodass der interimsmäßig als "Gesamtverantwortlicher Sport" tätige Peter Knäbel immer weiter in den Fokus rückt. Derzeit scheint alles auf ihn als neue Sportliche Führung hinauszulaufen.
Allerspätestens mit der Nachricht, dass sich die Wege von Jochen Schneider und Schalke 04 am Saisonende trennen werden, war eines klar: Der Klub braucht einen neuen Sportvorstand. Dieses Thema, was einerseits schon vorher abzusehen war und andererseits durch die direkte Entlassung Schneiders an Dringlichkeit aufgenommen hat, ist noch immer nicht geklärt.
S04-Kandidaten sagen lieber ab - wer tut sich Schalke noch an?
Eher im Gegenteil: In den letzten Wochen schien die Suche nach dieser neuen Personalie kreuz und quer zu laufen. Inzwischen haben sogar mehrere Kandidaten abgesagt. Markus Krösche soll zunächst der auserkorene Favorit des Aufsichtsrats gewesen sein. Wenige Tage nachdem sein Name erstmals in diesem Kontext fiel, sagte er öffentlich ab. Ohnehin ist es zu bezweifeln, dass er jemals ein realistischer Kandidat war.
Inmitten dieser Gerüchte machte sich der Name Ralf Rangnick breit. Angedacht seitens der neuen und zunächst mysteriösen Gruppe, die sich inzwischen als "Tradition und Zukunft" auch personell vorgestellt hat und zuvor nicht einmal seitens des Kontrollgremiums kontaktiert, weil man von vornherein mit einer Absage rechnete. Nach Tumulten, Diskussionen und einem ersten Gespräch durch seinen Berater sagte er ab. Für "derzeit", aufgrund zu vieler "Unwägbarkeiten".
Das gleiche Spiel erneut: Rangnicks Absage war seitens vieler S04-Fans noch gar nicht richtig verdaut worden, da waberte der Name Rouven Schröder schon (wieder) durch Gelsenkirchen. Im Dezember bei Mainz 05 freigestellt, soll er bereits nach Jahresbeginn von Schneider als potenzieller Nachfolger vorgeschlagen worden sein.
Er hat zwar nicht offiziell abgesagt, zumindest gibt es dazu keine öffentlichen Aussagen des 45-Jährigen - doch berichteten kicker und Sport1 übereinstimmend, er stehe für das Amt nicht zur Verfügung. Sehr glaubhaft, nicht nur aufgrund der Nähe dieser Outlets zu Schalke, sondern auch, weil es zu einer Aussage seitens der Bild passt, Schröder sehe sich für dieses Amt bei den Knappen nicht gewappnet.
Knäbel scheint Schalkes erste Option zu sein - Arbeit, Fakten, fehlende Alternativen?
Also, Knäbel. Mehrere Aspekte sprechen derzeit dafür, dass er den Laden bald nicht nur interimsmäßig, sondern richtig schmeißen muss. Zum einen ist er der aktuell einzig genannte Kandidat, der sich immerhin noch nicht von diesem Amt weg-geredet hat. So erklärte beispielsweise Rachid Azzouzi von Greuther Fürth (mit Sportvorstand- und/oder Sportdirektor-Amt in Verbindung gebracht), er habe schon einmal mit Schneider gesprochen, er fühle sich allerdings bei seinem Verein wohl und habe sich mit seinem Vertrag zu diesem "bekannt".
Zum anderen kennt Knäbel Königsblau mittlerweile sehr gut, arbeitete er doch seit 2018 als Quasi-Chef der Knappenschmiede. Somit wäre er auch die preisgünstigste Option, ein besonders momentan bei S04 nicht zu unterschätzendes Markenzeichen. Dass er die Arbeit, die er womöglich (vorerst) mittelfristig übernehmen wird, nun schon einige Wochen geleistet hat, spricht selbstredend ebenfalls für ihn.
Apropos geleistete Arbeit: Sowohl mit den Transfers von Danny Latza und Lukas Frenkert, als auch mit der über die noch laufende Saison hinaus angedachte Verpflichtung von Trainer Dimitrios Grammozis hat er bereits sehr wichtige Entscheidungen getroffen. Wäre er tatsächlich nur ein Platzhalter, hätte er intern wohl keine solche Durchschlagskraft.
Dazu passt ebenfalls, dass er - laut Bild - konkrete Gespräche mit Timo Hübers von Hannover 96 führt. Schalke ist offenbar am Innenverteidiger interessiert, Knäbel ist verantwortlich für derartige Abläufe. Hier ist er schon federführend im Amt.
Intern scheint er auch zu überzeugen. Dem Boulevardblatt nach hat er nach Gesprächen mit den Spielern, die schon lange unzufrieden mit der Qualität der Trainingsplätze sein sollen, durchgesetzt, dass sich die Platzwarte nun tagtäglich um die Plätze kümmern. Eine kleine, aber feine Veränderung - zeigt sich der gebürtige Wittener (ca. 19 Kilometer Luftlinie zu Gelsenkirchen) doch engagiert.
Dass ihn Jens Buchta, der Aufsichtsrats-Vorsitzende schon lobte ("hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen" - kicker), dürfte ebenfalls als ein Zeichen zu verstehen sein. Sollte man auf Knäbel zurückgreifen wollen oder schlussendlich auch müssen, soll er nicht als die allerletzte Option dastehen. Das dürfte zurzeit aber sowieso nicht der Fall sein.