Schalke: Diese Fragen muss Peter Knäbel zur neuen Saison beantworten

Auf Schalke steht zur neuen Saison sehr viel Arbeit an
Auf Schalke steht zur neuen Saison sehr viel Arbeit an / VI-Images/Getty Images
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Läuft es für den FC Schalke 04 weiterhin so schlecht wie in den letzten Wochen und Monaten, dann könnte der Abstieg und damit der Abschied aus der Bundesliga in den kommenden April-Wochen feststehen.

An das Verhindern des Abstiegs dürfte intern wohl niemand mehr glauben, viel mehr ging es bei den letzten Spielen darum, sich die rechnerische und damit theoretische Chance auf den Relegationsplatz möglichst lange offen zu halten. Dennoch: In der nächsten Saison werden die Knappen in der 2. Bundesliga auflaufen.

Peter Knäbel
Peter Knäbel (hier noch HSV) muss für Schalke planen / SASCHA SCHUERMANN/Getty Images

Mit diesem Szenario vor Augen ist es Peter Knäbel, nach dem Aus von Ex-Sportvorstand Jochen Schneider der Gesamtverantwortliche für den Sport-Bereich, der sich einiger wichtiger Fragen und Aufgaben annehmen muss. Dabei geht es zwar primär um die nächste Saison, aber auch um einem zumindest mittelfristig ausgearbeiteten Plan.


Diese Fragen und Aufgaben muss Peter Knäbel auf Schalke angehen

1. Der Kader-Etat: Was ist mit Uth, Rudy und Co.?

Mark Uth
Mark Uth wäre einer der Spieler die demnächst viel zu viel verdienen würden / Lars Baron/Getty Images

In der kommenden Saison wird der Etat für die Mannschaft deutlich geringer ausfallen. Das liegt zum einen an der dann anderen Ligazugehörigkeit, zum anderen an den Sparmaßnahmen, die Schalke weiter ergreifen und durchsetzen muss.

Anvisiert sind laut verschiedenen Medienberichten rund 20 bis 30 Millionen Euro. Das Problem: Infos von Bild und Sport Bild nach würden vier Spieler schon einen Großteil dessen einnehmen. Das sind Mark Uth (vier Millionen Euro), Sebastian Rudy (sechs Millionen), Ralf Fährmann (2,5 Millionen) und Matija Nastasic (3,5 Millionen).

Umgerechnet würden diese vier, die bis 2022 bzw. 2023 an den Klub gebunden, in der nächsten Saison schon 16 Millionen Euro an Jahresgehalt einnehmen. Die Aufgabe also: Mindestens drei der vier, wenn nicht gar alle, müssen verkauft werden.

Was wiederum viel einfacher klingt, als es tatsächlich ist. Erstmal müssen Abnehmer gefunden werden, dazu steht Schalke wissentlich unter Verkaufsdruck. Knäbel muss aber noch möglichst viele Einnahmen erzielen, während die etwaigen Interessenten pokern können.


2. Weitere Verkäufe: Bei Harit, Serdar und Kabak Einnahmen generieren

Suat Serdar, Amine Harit
Suat Serdar und Amine Harit dürften die höchsten Ablösen einbringen / INA FASSBENDER/Getty Images

Schalke, und damit Knäbel als derzeitiger Planer für die nächste Saison, braucht finanzielle Mittel. Mit dem Fokus auf einem fast gänzlich neuen Team braucht es Spielraum, den es aber nur geben wird, wenn es auch Verkäufe gibt, die über dem Verramschen mancher Spieler liegen.

Die drei größten Kandidaten dafür dürften Suat Serdar, Amine Harit und Ozan Kabak sein. Bei dem Trio ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie mit in die zweite Liga gehen. Da ihre Verträge nicht auslaufen, können und müssen sie entsprechend gehen und verkauft werden.

Es gilt also nicht nur interessierte Vereine zu finden, sondern auch noch möglichst passende Angebote zu bekommen. Derzeit ist ungewiss, wie hoch die Transfererlöse sein werden - insgesamt dürften um die 40 Millionen Euro aber zu erreichen sein.

Es sind junge Perspektivspieler, die bei einem gut geführten und nicht von Krise zu Krise taumelnden Klub einen großen Karriereschritt machen könnten. Bei Kabak scheint der FC Liverpool eher nicht an eine feste Verpflichtung zu denken, gilt Ibrahima Konate offenbar als oberstes Ziel. Es müssen also zahlungswillige Abnehmer gefunden werden.


3. Das neue Team muss aufgebaut werden

Malick Thiaw
Malick Thiaw könnte mittelfristig eine wichtige Stütze bei S04 werden / Ronny Hartmann/Getty Images

Über die Abgänge wird immer viel geredet, dabei kommt es selbstredend auch auf die neue Mannschaft an. Diese wird viele neue Gesichter haben müssen, steht doch zwangsweise ein großer Umbruch an.

Einige Verträge laufen aus (Steven Skrzybski, Alessandro Schöpf, Nabil Bentaleb), die Leihspieler werden gehen. Es braucht also einerseits einige Neuzugänge, die S04 zum erhofften Wiederaufstieg verhelfen und andererseits auch wichtige Stützen, die mindestens mittelfristig helfen.

So ist Malick Thiaw einer der Spieler, um die ein neues Team aufgebaut werden kann. Knäbel muss dabei einen Spagat schaffen: Es braucht eine schlagfertige Truppe, die den Zielen entsprechend mindestens ins oberste Drittel in Liga zwei gehört. Diese muss aber auch zu bezahlen sein, in Ablöse und/oder Gehalt, ohne weitere Probleme zu bekommen.

Mit Danny Latza von Mainz 05 und dem 20-jährigen Außenverteidiger Lukas Frenkert (Preußen Münster) stehen zwei erste Neulinge bereits fest. Es wird diese Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten brauchen, allesamt so kostengünstig wie möglich, um die Aufgaben anzugehen.


4. Wer wird neuer Sportdirektor?

Schalke 04
An der S04-Geschäftsstelle soll auch noch ein Sportdirektor arbeiten / INA FASSBENDER/Getty Images

Dass Schalke nicht nur nach dem neuen Sportvorstand, sondern auch nach einem Sportdirektor sucht, war schon vor einigen Wochen bekannt. Der kicker erneuerte diese Meldung zuletzt und betonte, diese Personalie solle noch immer erfüllt werden.

Ein Bindeglied zwischen Vorstand und dem Team, für eine bessere Kommunikation, bessere Abstimmung und eine gemeinsame Arbeit, die auf breitere Schultern gelegt wird. Da Knäbel inzwischen der klare Favorit als Sportvorstand sein dürfte, wird er maßgeblich bei der Suche beteiligt werden.

Auch dabei ist höchste Professionalität geboten. Es geht nicht nur um irgendeine Stelle, die besetzt wird, damit sich alle Beteiligten besser fühlen. Es geht um eine klare Aufgaben- und Rollenverteilung. Es braucht einen guten und geeigneten Kandidaten, will man sich nicht so schnell verwerfen wie es zwischen Schneider und Quasi-Sportdirektor (Technischer Direktor) Michael Reschke passierte.


5. Muss die Trainerfrage zur neuen Saison nochmal gestellt werden?

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis muss auf Peter Knäbel hoffen / Pool/Getty Images

Dimitrios Grammozis war zwar der erste S04-Trainer in dieser Saison, der nicht mit einer Niederlage in seine Amtszeit gestartet ist, doch seit dem (auch zu wenigen) Remis gegen Mainz scheint auf Schalke kein anderes Licht.

Gegen den VfL Wolfsburg folgte eine 0:5-Blamage, gegen Mönchengladbach verlor man mit 0:3 ebenso chancenlos. Besonders bedauernswert ist die offensive Schlagkraft, die eher einem Kleinkind als einem Boxer gleicht.

Die Befürchtung: Verliert Grammozis weiterhin, was angesichts der Umstände kein bisschen überraschend und zumindest nicht primär seine Schuld wäre oder sein muss, könnte er mit dem finalen Abstieg zum Saisonende verbrannt sein.

Muss Knäbel dann doch nochmal die Trainerfrage stellen? Ungewiss, sogar eher unwahrscheinlich. Der derzeit Gesamtverantwortliche für den Sport hat mit dem Wuppertaler einen Plan über diese Saison hinaus vorgestellt, plant mit ihm den Wiederaufstieg. Das hat er unmissverständlich erklärt. Sollte nicht noch etwas Außergewöhnliches passieren, dürfte Grammozis bleiben.


6. Gibt es einen mittelfristigen Plan über die nächste Saison hinaus?

Peter Knäbel
Auch einen mittelfristigen Plan muss Peter Knäbel ausarbeiten / SASCHA SCHUERMANN/Getty Images

Der direkte Wiederaufstieg wird in der nächsten Saison das Ziel sein, Schalke will schnellstmöglich zurück in die Bundesliga. Das ist zwar verständlich und grundsätzlich richtig, aber sicherlich nicht so einfach, wie manch einer denken mag.

Es mag zwar die Priorität sein, doch darf man das große Ganze deshalb nicht aus den Augen verlieren. Ungeachtet davon, ob man ein oder mindestens zwei Jahre in der 2. Bundesliga spielen wird, braucht es einen mittelfristigen Plan. Diesen muss Knäbel ausarbeiten und vorweisen können.

Wie will er den Aufstieg wahrscheinlich machen? Wie will er den Übergang von Knappenschmiede zu den Profis gestalten? Wie will er nachhaltig ein Team bauen, dass nicht nur erfolgreich aufspielt, sondern auch an Wert zunimmt, den man für sich nutzen muss? Wird es endlich eine anvisierte Spielphilosophie geben, anstatt sich von Trainer zu Trainer zu hangeln?

Fragen, die er beantworten können muss. Noch nicht jetzt, aber bald. Die ersten Ansätze dazu muss er dem Aufsichtsrat jedoch schon jetzt präsentieren.