Die Schalke-Defensive steht - doch was ist mit der Offensive?

Schalke muss dringend weiter an der Gefährlichkeit der Offensive arbeiten
Schalke muss dringend weiter an der Gefährlichkeit der Offensive arbeiten / Christof Koepsel/Getty Images
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Auch im vierten Testspiel blieb Schalke am Freitagabend ohne Gegentor - darunter zwei Partien gegen Champions-League-Teilnehmer. Gegen diese Teams schaffte es der Absteiger aber so gut wie nie, sich richtige Torchancen zu erspielen. Da muss, ungeachtet der Gegner, noch mehr kommen.


Am Freitagabend trat Schalke 04 zum vierten Testspiel der laufenden Saisonvorbereitung an. Im österreichischen Mittersill traf man am Freitagabend auf Shaktar Donez. Die Partie endete mit dem gleichen Ergebnis, mit dem sich die Knappen bereits von Zenit St. Petersburg getrennt hatten: 0:0.

Damit hat S04 bislang noch kein einziges Gegentor kassiert. Ja, auf der einen Seite warteten zwei Landesligisten, die lediglich dafür eingeladen werden, einen möglichst lockeren Test-Start in die Vorbereitung zu haben. Auf der anderen Seite jedoch ging es gegen zwei Klubs aus der Champions League.

Auch wenn die Aussagekraft von solchen Testspielen grundsätzlich als gering angesehen werden sollte, so kann man auf einzelne Aspekte doch schon erste Rückschlüsse ziehen. Die Defensivarbeit gehört dazu. Und bislang scheint sie zu funktionieren.

Doch so gut und wichtig es auch sein mag, dass zumindest die Abwehr einen bis dato stabilen Eindruck hinterlässt, ist das nur eine Seite der Medaille. Gegen Donezk und Zenit konnte S04 keine großen Torchancen herausspielen. Und das bleibt ein Knackpunkt.

Die Defensive steht, die Offensive droht für Kopfschmerzen zu sorgen

Die neue Saison startet bereits in weniger als zwei Wochen. Es wird eine Saison, in der Schalke übermäßig viel Ballbesitz haben und als theoretischer Favorit auf den Platz gehen wird. Logisch also, dass es das Ziel sein muss, möglichst viele Spiele zu gewinnen - und nicht, möglichst wenige Spiele zu verlieren. Es braucht also Tore.

Die fehlende Offensivkraft ist bereits seit Jahren das große Thema im sportlichen Bereich bei Königsblau: Fehlende Konzepte, keine Automatismen, Stürmer die aufgrund dessen verhungern und sich überhaupt nicht zeigen können. Das muss jetzt ganz stark in die andere Richtung laufen. Schalke braucht viele Tore und muss in jedem einzelnen Liga-Spiel auf Sieg spielen.

Levent Mercan, Simon Terodde
Gegen die Landesligisten traf S04 häufig - das jedoch hat keine Aussagekraft / Christof Koepsel/Getty Images

Und dahingehend waren die beiden letzten Testspiele eher mau. Klar, es sind zwei Champions-League-Teilnehmer und die Gelsenkirchener sind nun - völlig verdient - ein Zweitligist. Da sind grundsätzlich schon einige Unterschiede vorhanden, auf einer Augenhöhe befindet man sich längst nicht mehr.

Trotzdem hätten in diesen Spielen zumindest mehrmals gute Ansätze sichtbar sein müssen, die zeigen, auf welche unterschiedlichen Wege man zu großen Torchancen kommen will. Und damit sind explizit nicht die Schüsse gemeint, die durch seltene Fehlpässe der Gegner oder Abpraller rund um den Sechzehner entstehen. Eigenhändig aus dem eigenen Ballbesitz heraus aufgebaut - das ist der notwendige Maßstab.

Nur über die von den Neuzugängen Thomas Ouwejan und Reinhold Ranftl erhofften Flanken wird es nicht gehen. Wird das zur nahezu einzigen Waffe, um in den gegnerischen Strafraum zu kommen, werden die anderen Teams nach wenigen Spieltagen eine Waffe dagegen entwickeln.

Reinhold Ranftl
Reinhold Ranftl soll und will viele Flanken-Vorlagen für Schalke geben / Christof Koepsel/Getty Images

Es braucht Kreativität und Ideen aus dem Mittelfeld, auch aus dem Zentrum. Bestenfalls vorgegeben und einstudiert durch das Trainerteam, das mit derartigen Plänen auftreten muss. Dabei bereiten zwei Aspekte Sorgen.

Erstens: Bislang ist nicht wirklich sichtbar, welche klaren Pläne Schalke in diese Richtung umsetzen möchte. Das ist nicht gut, gerade weil die 2. Bundesliga bereits am 23. Juli startet. Hier muss man allerdings anmerken, dass auch erst rund drei Wochen Vorbereitung vergangen sind und es mit der Fitness und Defensive zwei ebenfalls sehr wichtige Schwerpunkte in der bisherigen Arbeit gab. Die verbliebene Zeit muss nun dringend eine gute Offensive hervorbringen.

Schwierig wird das durch den zweiten Aspekt: Die Knappen haben noch immer keinen richtigen Spielmacher. Der ein oder andere Spieler war bereits im Gespräch, doch mit den kaum vorhandenen finanziellen Mitteln wird es mindestens noch einige Wochen dauern, bis man überhaupt einen solchen Kreativspieler verpflichten kann.

Ralf Faehrmann, Simon Terodde
Simon Terodde mit Ralf Fährmann - der Stürmer braucht viele Vorlagen / Christof Koepsel/Getty Images

Ohne Neuzugänge würde man nur auf suboptimalen Alternativen sitzen bleiben. Wunschlösungen wären beispielsweise der 20-jährige Can Bozdogan oder ein Marius Bülter in einer ganz neuen Rolle sicherlich nicht. Und doch scheint es, als würde es darauf hinauslaufen.

Trainer kamen, Trainer gingen - doch die Schalker Offensive blieb stets ungefährlich

Man merkt schnell, die Offensive bleibt vorerst eine Maschine, die seit Ewigkeiten nicht mehr geölt wurde. Sie kratzt, die Räder greifen nicht richtig ineinander und einige Trainer haben sich an ihr - aus verschiedenen Gründen - die Zähne ausgebissen.

Passiert das über diese Saison auch nur halbwegs erneut, wird Schalke vom Aufstieg sehr weit entfernt sein. Unabhängig davon, wie wichtig die Rückkehr in die Bundesliga nach dem ersten Jahr wäre: Schalke braucht in den kommenden zwölf Monaten unbedingt eine möglichst breitgefächerte Auswahl an Möglichkeiten, Gefahr in der Offensive zu entwickeln.

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis muss Schalke eine funktionierende Offensive an die Hand geben / Christof Koepsel/Getty Images

Dass davon zurzeit noch nicht wirklich etwas zu sehen ist, macht Sorgen. Andererseits heißt das noch lange nicht, dass es auch so bleibt.