Schalke kann nur Pflichtsiege - So bleibt der Aufstieg ein ferner Traum
Von Yannik Möller
Schalke ist im Mittelmaß der 2. Liga angekommen und schafft es nicht, sich an die Top drei heranzuspielen. Das hat zwar auch, aber längst nicht nur die Niederlage gegen St. Pauli gezeigt. Diese theoretisch starke Mannschaft kann nur Pflichtsiege - und das ist viel zu wenig.
Dass Schalke 04 ausgerechnet gegen den starken Tabellenführer in dezimierter Form antreten musste, war unglücklich. Weder der Cheftrainer, noch existenziell wichtige Spieler wie Simon Terodde oder Marius Bülter waren dabei. Und trotzdem: die Niederlage gegen den FC St. Pauli untermalte mal wieder eine gewisse Art und Weise, die zeigt, dass Königsblau im Mittelfeld der 2. Bundesliga angekommen ist.
Nach 16 Spieltagen steht S04 auf dem siebten Tabellenplatz. Entweder man wird am heutigen Sonntag noch von Heidenheim tabellarisch überholt, oder der Abstand auf den Relegationsplatz wächst auf drei Punkte an. Auch beides ist möglich. Das klingt vielleicht nicht nach viel. Doch gibt es keinen Anlass zur Hoffnung, dass diese Lücke beständig geschlossen werden kann.
Oben pfui, unten hui: Schalke steckt im Mittelmaß fest und wird sich kaum lösen können
Schalke kann nämlich nur Pflichtsiege. Das ist eine Erkenntnis, die schon einen Spieltag vor dem Hinrunden-Ende steht. Eine ziemlich bittere Erkenntnis, vergleicht man sie mit dem eigentlich ziemlich starken Kader. Mit dieser Mannschaft sollte der Kampf um die Top drei normalerweise kein allzu großes Problem darstellen.
Für die aktuell Verantwortlichen ist es das aber. Das hat verschiedene Gründe, aber besonders ein Trend ist ebenso offensichtlich wie gefährlich: gegen die Top zehn der Liga hat Schalke gerade mal ein Spiel gewonnen - das 1:0 gegen den SC Paderborn. Das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg steht noch aus, von den restlichen sieben Partien gingen satte sechs (!) verloren.
Gegen die unteren acht Teams hingegen wurden sieben Siege eingefahren, dazu ein Remis. Was, wenn nicht das, ist die Definition von Mittelmaß? Wer in direkter Schlagdistanz zu den Top drei bleiben oder gar direkt vom Aufstieg träumen möchte, muss sich auch regelmäßig gegen die direkte Konkurrenz durchsetzen. Und da blieben die Gelsenkirchener bislang sehr, sehr schwach.
Eine für dieses Team äußerst schlechte Ausbeute. Die Mannschaft als solche ist qualitativ deutlich besser aufgestellt, als es bei Jahn Regensburg (3.), Darmstadt (2.) und einigen anderen aus der oberen Tabellenhälfte der Fall ist. Was schlussendlich auf dem Platz ankommt, dafür ist der siebte Tabellenplatz sogar noch ziemlich schmeichelhaft.
Das ist auch nicht das, was Rouven Schröder immer wieder betont. Der Sportdirektor formuliert mit gewohnt klaren Worten, dass sich dahingehend etwas ändern muss. "Fakt ist aber auch, dass wir uns gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel schwergetan und auch die Ergebnisse nicht erzielt haben", erklärte er vor dem St. Pauli-Duell (via Sky).
Er betonte zudem, gegen die Kiezkicker sowie die anderen bis dato erfolgreichen Teams "volle Kapelle" zu erwarten. Es zeigt sich einmal mehr, dass man ihm diese Ansprüche mit dem Trainerteam um Dimitrios Grammozis nicht erfüllen wird. Seit dessen Amtsantritt hat Schalke nicht ein Spiel über die vollen 90 Minuten spielerisch überzeugen können. Die dringend benötigte und mehrmals angekündigte Entwicklung ist ausgeblieben.
Sandhausen-Sieg ist kein Vergleich - S04 kann spielerisch schlichtweg nicht überzeugen
Da braucht auch niemand vom Sandhausen-Sieg zu reden. Gegen einen sehr schwachen Vorletzten muss (!) ein solches Resultat mit einem solchen Team her. Es war ein Pflichtsieg, der ganz vorsichtig ein paar Hoffnungen freigesetzt hat. Eine Woche später stehen die Knappen wieder auf dem Boden der Tatsachen.
Der Glaube, die alsbald bevorstehende Winterpause werde an diesem Ausgang etwas ändern, bleibt illusorisch. Es gibt keinerlei Anzeichen, die auf einen plötzlichen Umschwung im Spiel hindeuten. Keine Anzeichen, die erkennen lassen, dass in der Rückrunde wider Erwarten auch gegen die St. Paulis, Nürnbergs und Darmstadts dieser Liga gewonnen wird. Zumindest nicht in der aktuellen Konstellation.
Die beiden nun noch offenen Spiele gegen den FCN und den Hamburger SV werden maßgeblich bestimmend dafür sein, in welcher Stimmungslage Schalke aus der Winterpause kommen wird. Zu erwartende Versprechungen, in dieser Zeit werde man an wichtigen Stellschrauben drehen, sind bereits einkalkuliert. Glauben schenken braucht man ihnen wohl nicht mehr.
Zurzeit lässt sich nichts an der bitteren Realität ändern: Königsblau steckt mit einem guten Kader im Mittelmaß der 2. Liga fest - ohne Aussicht auf stabile Besserung.