Salihamidzic schießt gegen Reus: Der Anfang eines Bayern-BVB-Bebens?

Salihamidžić hat kein Verständnis für die Reus-Abreise
Salihamidžić hat kein Verständnis für die Reus-Abreise / Handout/Getty Images
facebooktwitterreddit

Eigentlich könnte in der Bundesliga gerade alles so ruhig und harmonisch ablaufen. Die Streitigkeiten zwischen Salihamidzic und Flick haben sich mit dem Weggang des jetzigen DFB-Coaches gelöst und auch der Disput zwischen Glasner und der Wölfe-Klubführung ist durch den Eintracht-Wechsel Geschichte. Nach dem Wechsel-Chaos um Rose, Hütter und Sportdirektor Bobic ist inzwischen auch in Gladbach und Frankfurt wieder Ruhe ein gekehrt. Doch ein Münchner Aufständischer trübt die Fußball-Idylle Deutschland.


Es hat lediglich drei Spieltage gedauert, ehe aus München die erste Attacke in Richtung BVB gestartet wurde. Nachdem bereits Uli Hoeneß bekannt für seine verbale Offensive war und auch Watzke und Zorc dieses Spiel häufiger mitgemacht haben, stichelt nun Hasan Salihamidzic gegen die Schwarz-Gelben. Ziel des Angriffes war Marco Reus, der nach Knieproblemen angeschlagen von der Nationalmannschaft abreiste, dann jedoch gegen Leverkusen von Beginn an spielen konnte. Der Münchner Sportvorstand hat darauf mit Unverständnis reagiert.

"Das ist nicht meine Sache, aber ich finde das schon verwunderlich, wenn man von der Nationalmannschaft wegfährt und dann ein paar Tage später wieder spielt", kritisierte der 44-Jährige in der Sendung "Sky 90".

Obwohl es ja "nicht seine Sache ist", schimpfte Salihamidzic gleich weiter. "Führungsrolle? Wie soll das gehen? Da stehst du jede Minute auf dem Platz," teilte er seine Meinung und zog einen Vergleich zu den Bayern-Spielern. "Unsere Spieler bleiben da und spielen immer", ergänzte er sauer.

Zorc kontert Salihamidzic: "Soll seine Klappe halten"

Gegenüber dem kicker und der BILD hat inzwischen auch Michael Zorc reagiert.
"Salihamidzic sollte sich zu Themen von Bayern München äußern und zu uns betreffenden Themen seine Klappe halten. Was glaubt er eigentlich, wer er ist?!", schoss BVB-Sportdirektor zurück.

Bei dem Disput darf man nicht vergessen, dass auch Thomas Müller aufgrund von muskulären Problemen vorzeitig abreiste und ebenfalls in der Bundesliga von Beginn an auflief. Dieser Logik zufolge dürfte der Bayern-Star nun ja auch keine "Führungsrolle" mehr im DFB-Team haben.

Es ist nun mal so, dass die Verantwortlichen noch immer den besten Blick auf ihr eigenes Team haben und sich über Verletzungen anderer Spieler eigentlich gar nicht äußern sollten.

Salihamidzic sauer über Reus-Comeback im DFB-Team?

Doch was bewegte Salihamidzic eigentlich zu seiner BVB-Attacke? Möglicherweise war es die Verletzung von Serge Gnabry, die den Ausschlag dazu gegeben hat.

"Serge Gnabry hatte auch Rückenprobleme, ist dageblieben und hat gespielt. Er hat sich Samstag auch verletzt und fällt für Barcelona wahrscheinlich aus", äußerte er sich zum drohenden Ausfall des Flügelstürmers.

Doch es wäre auch nicht das erste Mal, dass die Münchner gezielt gegen einen Nationalmannschaftskonkurrenten austeilen. Als es zwischen Manuel Neuer und ter Stegen mal brenzlig wurde, war sofort Uli Hoeneß zur Stelle, der beteuerte, dass der Barca-Keeper niemals so gut werden würde wie der Münchner Kapitän.

Ähnlich verhält es sich mit Marco Reus. Der BVB-Kapitän steht im Konkurrenzkampf mit Leroy Sané, Thomas Müller, Serge Gnabry und Jamal Musiala.

Marco Reus
Marco Reus: Nach Rückzieher wieder Konkurrent von Bayern-Quartett / Markus Gilliar/Getty Images

Vermutlich hat Salihamidžić auch nicht vergessen, dass Reus vor der EM einen Rückzieher gemacht hat und sich lieber auf Borussia Dortmund als die Nationalmannschaft konzentrieren wollte.
Tatsächlich kann man die Gegenwart und Zukunft von Reus im DFB-Team durchaus kritisch sehen.

Es ist schließlich durchaus ungewohnt, dass ein Spieler, der die ganze Saison über kaum verletzt war, vor einem großen Turnier einen Rückzieher macht. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass Reus dafür fast die komplette Vorbereitungszeit auf die Saison 2020/21 verpasst hat.

Trotz allem muss man bedenken, dass Reus inzwischen 32 Jahre alt ist, häufiger verletzt ist und bereits vor ein paar Monaten gezeigt hat, dass er für das DFB-Team nicht mehr die Knochen hinhalten möchte. Niemand kann einen Trainer garantieren, dass der Spieler vor der WM 2022 nicht aus ähnlichen Gründen einen Rückzieher macht. Demnach wäre es ein logischer Schritt gewesen, auf Reus zu verzichten und auf die großen Talente im Offensivbereich zu setzen.

Letztlich war es aber die Entscheidung von Hansi Flick den Borussen zurückzuholen. Als Bayern-Sportdirektor hat Salihamidžić mit dieser Entscheidung aber nichts zu tun.

Salihamidzic-Attacke nur ein Vorbeben? Zwischen Bayern und Dortmund liegt Ärger in der Luft

Die BILD ist der Meinung, dass der Disput zwischen Brazzo und Reus nur der Anfang von mehreren nahenden Auseinandersetzungen zwischen den Roten und den Schwarz-Gelben ist und nennt mehrere Gründe und Szenarien.

Watzke, Rummenigge
Rummenigge und Watzke verstehen sich privat gut / Alexander Hassenstein/Getty Images

Ein Brandbeschleuniger könnte beispielsweise der Rücktritt von Karl-Heinz Rummenigge sein. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verstanden sich gut und sorgten immer wieder dafür, dass sich die Gemüter nicht zu sehr erhitzen.

Oliver Kahn ist zwar nicht mehr der Heißsporn, der er als Spieler war, beherrscht die Abteilung Attacke aber vermutlich trotzdem noch. Bei Salihamidzic ist dies offenbar ohnehin der Fall und das Verhältnis mit Zorc jetzt schon gereizt.

Deutlich angespannter könnte die Lage werden, wenn der BVB dauerhaft als sportlicher Konkurrent um die Meisterschaft kämpft. Nach den wechselhaften Auftritten von Leipzig, Leverkusen und Gladbach deutet alles darauf hin, dass nur Dortmund langfristig dran bleiben könnte.

Zudem macht ein verbaler Schlagabtausch mit den Borussen noch immer am meisten Spaß. Auseinandersetzungen mit Leipzig sind nach den geglückten Deals mit Upamecano, Sabitzer und Nagelsmann und dem klaren 4:1-Sieg ohnehin nicht zu erwarten.

Erling Haaland
Ein möglicher Haaland-Wechsel könnte Öl ins Feuer gießen / Joosep Martinson/Getty Images

Im Gegensatz dazu liegt in Sachen Transfers durchaus Explosionsgefahr mit dem BVB in der Luft. Mit Erling Haaland und Jude Bellingham verfügt der BVB über zwei Spieler, die den Münchnern auch helfen könnten. Im Falle von Haaland kann sich Dortmund wie bereits im Falle von Mario Götze und Robert Lewandowski nicht selbst helfen, da ab nächstem Sommer eine Klausel in Kraft treten wird. Somit ist ein internationaler Großkampf zwischen den Top-Klubs nicht zu verhindern. Öffentlich erklärte Karl-Heinz Rummenigge nun aber, dass der FC Bayern beim Norweger keine Chance haben werde.

Die BILD erwartet aber auch in den Stadien brisantere Duelle zwischen den beiden Erzrivalen. Während Hansi Flick und Lucien Favre eher ruhigere Vertreter an der Seitenlinie waren, gelten Nagelsmann und Rose als emotional aufgeladene Heißsporne.

Brisant: Bayern und Dortmund treffen in der Rückrunde erst am 31. Spieltag aufeinander. Sollte der Titelkampf bis dahin noch nicht entschieden sein, kann es im Vorfeld und während des Duells noch lustig werden.