Rückfall in alte Muster: Der 1. FC Köln enttäuscht auf ganzer Linie

Markus Gisdol gerät immer mehr unter Druck. Wie lange wird er beim 1. FC Köln an der Seitenlinie stehen?
Markus Gisdol gerät immer mehr unter Druck. Wie lange wird er beim 1. FC Köln an der Seitenlinie stehen? / Oliver Hardt/Getty Images
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Der 1. FC Köln erlebte bei der 0:5-Klatsche gegen den SC Freiburg einen Rückfall in alte Muster, neben den bekannten Offensivschwächen präsentierten sich die Domstädter gegen den Ball passiv und fehlerbehaftet. Spieler und Verantwortliche schlagen Alarm, nach Informationen der BILD am Sonntag wird Cheftrainer Markus Gisdol aber zumindest im kommenden Bundesligaspiel gegen Hertha BSC noch auf der Bank sitzen.

Für die einen war es der fünfte Bundesliga-Sieg in Folge und der vereinsintern dritthöchste Sieg in der höchsten deutschen Spielklasse, für die anderen war es wieder einmal ein enttäuschendes Ergebnis, das die Krise verschärft. Unterschiedlicher könnte die Gemütslage nach dem 5:0 des SC Freiburg über den 1. FC Köln kaum sein.

Während sich die Schwarzwälder aus der Abstiegszone befreit haben und derzeit den achten Tabellenplatz belegen, steckt der FC mittendrin im Kampf um einen Platz am rettenden Ufer. Noch belegt die Elf von Markus Gisdol Rang 15, Arminia Bielefeld könnte mit einem Sieg über Hertha BSC (Sonntag, 18 Uhr) allerdings vorbeiziehen - und nachdem der FC Schalke 04 erstmals seit Januar vergangenen Jahres wieder ein Bundesligaspiel gewinnen konnte, wird auch der Druck von den Mannschaften auf den direkten Abstiegsplätzen größer.

1. FC Köln: In allen Belangen mangelhaft

Es sind nicht nur die nackten Zahlen, die im Moment gegen den FC sprechen, doch nur ein gewonnener Punkt aus den letzten vier Spielen und ein Torverhältnis von 0:10 tragen nicht zur Stärkung des Selbstvertrauens bei. Das spiegelte sich auch auf dem Platz wider. Wie zu Saisonbeginn ließ die Kölner Defensive in entscheidenden Momenten Gegnerdruck vermissen, agierte zu passiv und zu fehlerbehaftet. Timo Horn machte beim 0:1 (18.) keine gute Figur, Salih Özcan hätte vor dem 0:2 (39.) niemals angespielt werden dürfen, da vorauszusehen war, dass Nicolas Höfler ihn im Moment des Abspiels pressen würde, und beim 0:3 (59.) setzte sich Ermedin Demirovic an der Grundlinie ohne große Schwierigkeiten gegen zwei Gegenspieler durch und konnte Roland Sallai bedienen.

Genauso lässt sich immer mehr erkennen, dass Gisdols gewünschte Spielweise nicht mit den Qualitäten des Kaders kompatibel ist. Auf den Außenbahnen mangelt es an Beweglichkeit, feiner Ballbehandlung und Dynamik, in der Spitze an einem mitspielenden Stürmer, der sich zudem als erster Verteidiger versteht. Weder Sebastian Andersson noch Anthony Modeste passen in diese Rolle, beide sind eher klassische Angreifer, die mit Zuspielen gefüttert werden müssen und sich kaum in den Spielaufbau einbinden.

Von Anthony Modeste war in Freiburg wenig zu sehen
Von Anthony Modeste war in Freiburg wenig zu sehen / Matthias Hangst/Getty Images

Darüber hinaus waren wieder einmal gravierende Schwächen in der Spieleröffnung zu erkennen. Unter Gegnerdruck finden die Kölner keine Lösungen, raumgewinnende Pässe enden meist in Ballverlusten. Wird die erste Pressinglinie überwunden, mangelt es schließlich an Bewegung. Gisdol betont immer wieder, dass sich die besten Torchancen dann ergeben, wenn der Gegner unsortiert steht - ein starres Positionsspiel trägt allerdings nicht zur Stiftung von Verwirrung und der damit einhergehenden Öffnung von Räumen bei.

Das Angriffsspiel wird ohnehin vom tiefen Positionsspiel gehemmt, da die Wege bis zum gegnerischen Tor nach Balleroberungen zu weit sind. In derartigen Situationen braucht es Tempo, klare Abläufe und den Mut zum Risiko. Davon ist allerdings nichts zu erkennen.

Horn will "nach vorne blicken und den FC in der Liga halten"

Dementsprechend war der Frust bei allen Beteiligten groß: "Wir haben nichts von dem auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen hatten", wird Marius Wolf auf der Vereinswebsite zitiert. "Es war auch kämpferisch keine gute Leistung. Es hat an allem gefehlt. So gewinnst du kein einziges Spiel in der Bundesliga." Man müsse "Punkte holen" und den berühmten "Schalter umlegen", so Wolf, der von seinen Mannschaftskollegen fordert, "wieder eklig" aufzutreten und "ein anderes Gesicht" zu zeigen.

Marius Wolf war am Samstagnachmittag mächtig angefressen
Marius Wolf war am Samstagnachmittag mächtig angefressen / Matthias Hangst/Getty Images

Gisdol machte die Niederlage am schwachen Defensivverhalten fest ("Freiburg hat die Räume besser zugelaufen als wir, sie haben besser verteidigt. Das war der entscheidende Faktor."), will die Niederlage aber schnellstmöglich aus den Köpfen seiner Spieler bekommen und den Fokus auf das nächste Spiel lenken: "Es gehört zur Charakterfestigkeit dazu, Niederlagen abzuschütteln. Auch deutliche. Wir haben oft genug gezeigt, dass wir dazu in der Lage sind." Torhüter Timo Horn schlug in dieselbe Kerbe: "Wir müssen nach vorne blicken und den FC in der Liga halten – darum geht es. Dass solche Niederlagen nicht leicht wegzustecken sind, ist klar. Aber wir hatten auch eine Phase, in der wir gegen gute Mannschaft gepunktet haben."

Wie viele Chancen erhält Gisdol noch?

Wie viele Bewährungschancen der 51-jährige Übungsleiter, der seit dem Ende der vergangenen Spielzeit in der Kritik steht, noch erhält, ist jedoch offen. "Das war komplettes Versagen. Da hat nicht viel funktioniert", sagte Geschäftsführer Horst Heldt auf Nachfrage von BILD am Sonntag. Dem Boulevardblatt zufolge wird Gisdol gegen Hertha BSC auf der Bank sitzen, darüber hinaus sei seine Zukunft ungewiss.

Wird sich früher oder später die Trainerfrage stellen müssen: Horst Heldt
Wird sich früher oder später die Trainerfrage stellen müssen: Horst Heldt / Lars Baron/Getty Images

Im Zuge einer möglichen Entlassung sind allerdings einige Fragen zu klären: Welche Spielweise kann die Mannschaft an den Tag legen? Welchen Fußball wünscht sich die sportliche Leitung? Kann ein neuer Trainer die Qualitäten der Mannschaft mit seinen Vorstellungen und denen der Klubbosse in Einklang bringen? Und reicht es mit einem neuen Mann an der Seitenlinie wirklich für mehr als einen Platz im unteren Tabellendrittel? Im Kampf um den Klassenerhalt dürfte den Kölnern aber jedes Mittel recht sein.