Personal-Knappheit beim FC Bayern: Palhinha-Transfer noch nicht vom Tisch

  • Tuchel klagt über engen Kader
  • Dreesen fordert Kreativität vom Coach
  • Palhinha-Transfer nicht endgültig vom Tisch
Tuchel ist enttäuscht über die Ereignisse am Deadline Day
Tuchel ist enttäuscht über die Ereignisse am Deadline Day / Christina Pahnke - sampics/GettyImages
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Der Deadline Day hat sich für den FC Bayern zu einem Desaster entwickelt. Während der Palhinha-Transfer scheiterte, fand auch kein Pavard-Ersatz den Weg nach München. Der Rekordmeister versucht sich nun mit der Situation abzufinden, erkennt aber auch, dass es in den kommenden Monaten sehr eng werden kann. Demnach gilt für einen Palhinha-Transfer wohl auch die Devise: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Der verpatzte Deadline Day war auch im Rahmen des 2:1-Erfolg der Münchner in Gladbach noch das ganz große Thema. Insbesondere Thomas Tuchel war seine schlechte Laune im Interview mit Sky deutlich anzumerken: der Münchner Cheftrainer reagierte auf einige Fragen ziemlich bissig.

"Der Kader ist dünner als zuvor. Wir werden sehen, was wir daraus machen können und unser Bestes geben. Es ist ein guter Kader, aber auf einigen Positionen ist er etwas zu klein", kritisierte er und bedauerte vor allem den gescheiterten Palhinha-Transfer.

"Ich war traurig, weil ich wusste, wie sehr João Palhinha zu uns wollte und was der Spieler uns gegeben hätte. Ich weiß nicht, was genau schief gelaufen ist", erklärte der Coach, der die Geschehnisse am Freitag "ungläubig" verfolgt hatte. Angesichts der Tatsache, dass auch kein Verteidiger den Weg nach München fand, sei der Kader "mit sechs Defensivspielern auf Kante genäht."

Im ZDF-Sportstudio vermied er es jedoch, öffentlich gegen die Vereinsführung zu schießen. "Es hat keinen Sinn, mit dem Finger zu zeigen. Keiner hat Schuld. Es ist sinnlos, es jetzt aufzuschlüsseln. Das werden wir in den Fernsehstudios nicht tun. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Es ist, wie es jetzt ist, und wir müssen damit leben. Hoffentlich kommen wir mit ein bisschen Glück durch den Winter", erklärte er.

Dreesen nimmt Tuchel in die Pflicht: "Er muss jetzt etwas kreativer sein"

CEO Jan-Christian Dreesen bedauerte die Pleite am Deadline Day auch, erachtet den Kader aber noch immer als "hervorragend besetzt" und geht "zuversichtlich" in die neue Saison. Zudem nahm er Tuchel in die Pflicht, nun aus der Situation das Beste zu machen.

"Er muss jetzt etwas kreativer sein. Das ist sein Job. Ich darf daran erinnern, dass wir oftmals in diesen Situationen bei Verletzungen oder Nicht-Anwesenheit von Spielern auch schon große Talente hervorgebracht haben. Alphonso Davies ist ein Beispiel, als David Alaba verletzt war. Vielleicht ist es auch eine Chance für junge Talente", äußerte sich Dreesen im Sky-Interview.

Problematisch ist jedoch, dass mit Stanisic, Ibrahimovic und Wanner aber eben auch einige junge Spieler gerade verliehen sind.

Bayern-Profis sehen Personal-Engpass: "Darf nicht mehr viel passieren"

Ganz so entspannt nahmen die Situation auch einige Spieler nicht auf. "Natürlich darf da jetzt nicht mehr viel passieren", warnte Sven Ulreich nach dem Gladbach-Spiel und auch Joshua Kimmich ließ leichte Kritik verlauten: "Wenn man viele Verletzte hat, wird es eng", befand der Mittelfeld-Leader.

Der große Profiteur des Deadline-Day-Desasters dürfte Leon Goretzka sein, der deutlich mehr Spielzeit abgreifen wird. Nichtsdestotrotz verfolgte auch Goretzka die Versäumnisse des Deadline Day mit Besorgnis. "Es ist ja offensichtlich, dass es nicht so gelaufen ist, wie sich der Verein das vorgestellt hat", äußerte er sich im Anschluss bei Sky.

Bayern müssen in Winterpause aktiv werden: Kommt Palhinha nach der Hinrunde?

Das Positive für den FC Bayern ist die Tatsache, dass die Hinrunde nur noch 13 Bundesliga-Spiele umfasst und auch im Pokal und der Champions League die Karten wohl erst später endgültig auf den Tisch gelegt werden müssen. Demnach wird der FC Bayern in der Winterpause sicherlich nicht untätig sein und vielleicht auch den verpatzten Palhinha-Transfer nachholen. Festlegen wollte sich Thomas Tuchel diesbezüglich aber noch nicht.

"Dazu gibt es keine Neuigkeiten. Es hat auch keinen Sinn, jetzt darüber nachzudenken. Er spielt für Fulham, und wir spielen hier ohne ihn. Ich weiß nicht, die Dinge können sich manchmal ändern. Niemand kann das vorhersagen", erklärte er gegenüber Sport1. Dreesen hingegen ließ etwas tiefer blicken. "Schauen wir mal. Man sieht sich meistens zweimal im Leben", sagte der Bayern-CEO auf Nachfrage, ob Palhinha ein Thema beim FCB bleibt.

Klar ist natürlich, dass Fulham im Winter mehr Zeit hätte, um einen Ersatz zu besorgen. Angesichts dessen, dass der Spieler unbedingt nach München möchte und eine Einigung mit allen Parteien ja eigentlich schon vorlag, deutet vieles auf einen Transfer im Januar hin. Bis dahin könnten sich aber auch andere Kandidaten für einen Bayern-Wechsel ins Rampenlicht gespielt haben. Palhinha könnte hingegen in eine Formkrise rutschen oder sich verletzen. Demnach gilt es bezüglich eines Winter-Wechsels abzuwarten.

Definitiv etwas passieren muss in der Winterpause in der Verteidigung. Immerhin werden Kim min-jae und Noussair Mazraoui sehr wahrscheinlich zum Rückrunden-Start bei der Asienmeisterschaft und beim Africa-Cup verweilen. Demnach blieben in der Viererkette mit Upamecano, de Ligt, Davies und Guerreiro nur noch vier gelernte Abwehrspieler, was klar zu wenig ist. Womöglich bemüht man sich sogar um eine Auflösung der Stanisic-Leihe, der in Leverkusen bislang nur zwei Kurzeinsätze verzeichnen konnte.


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