Niederlande unter de Boer: Es hakt noch, aber Oranje muss man auf dem EM-Zettel haben

Frank de Boer muss in die großen Fußstapfen von Ronald Koeman treten
Frank de Boer muss in die großen Fußstapfen von Ronald Koeman treten / Soccrates Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Seit September ist Frank de Boer Bondscoach der Niederlande. Nach seinen ersten sechs Spielen gibt es noch offensichtliche Schwachstellen im Team, die der 50-Jährige adressieren muss. Im Großen und Ganzen scheint er Oranje aber auf Kurs zu halten.

Frank de Boer steht als Trainer der niederländischen Nationalmannschaft enorm unter Druck. Nicht nur trat er in die riesigen Fußstapfen von Ronald Koeman, der den Umbruch des am Boden liegenden Teams exzellent bewerkstelligt hat. Nein, er besitzt seit seinem Amtsantritt von allen Seiten nicht besonders viel Rückendeckung. Seine bisherigen Erfolge als Trainer waren sehr überschaubar, ohne seinen Namen hätte er diesen Job wohl nicht bekommen. De Boer muss also liefern.

Sein Start verlief dabei eher holprig. Sein allererstes Testspiel gegen Mexiko ging 0:1 verloren, danach gab es in der Nations League ein 0:0 bei Bosnien-Herzegowina. Vor allem in Bosnien war deutlich zu sehen, was gerade das Problem bei Oranje ist: Das Toreschießen. Es reihte sich Chance an Chance gegen einen komplett überforderten Gegner, der Ball ging aber nicht rein. 90 Torschüsse haben die Niederländer in der Nations League abgegeben, ein Top-5-Wert. Die sieben erzielten Tore daraus sind aber alles andere als top. Mit einem ordentlichen 1:1 in Italian war de Boers erster Länderspiel-Dreierpack abgeschlossen.

Vor gut einer Woche gab es dann gegen Spanien einen echten Lichtblick: Das 1:1 war der erste wirklich überzeugende Auftritt, auch wenn es letztlich wieder keinen Sieg gab. De Boer ist der erste Bondscoach, der keines seiner ersten vier Spiele gewinnen konnte. Danach folgten aber gleich zwei Siege: 3:1 gegen Bosnien und am Mittwochabend ein 2:1 in Polen.

Schwache Chancenverwertung und anfällig bei Kontern

In beiden Spielen zeigte sich wieder einmal die eklatant schwache Chancenverwertung: Bosnien hätte abgeschossen werden müssen und warum die Polen bis zur Pause nicht mindestens ein Gegentor kassiert hatten, ist schleierhaft. In Warschau zeigte sich aber auch, dass Oranje defensiv unter de Boer gegen starke Kontermannschaften noch anfällig ist - vor allem, wenn man bedenkt, dass Virgil van Dijk und Matthijs de Ligt fehlten. Auch zuvor gegen Bosnien hatte es für den eigentlich unterlegenen Gegner im Umschaltspiel immer wieder Möglichkeiten gegeben.

Polen schoss das frühe 1:0 ebenfalls nach einem Konter: Davy Klaassen war nach einem Ballverlust von Hans Hateboer schlicht zu langsam und die Abwehr entblößt. Auch später im Spiel gab es mehrere solcher Gelegenheiten. Der Grund dafür ist einfach, wie Daley Blind nach dem Polen-Spiel erklärte (via Voetbal International): "Man sieht, dass wir den Gegner höher unter Druck setzen. Unter Koeman spielten wir etwas kompakter." Wenn dann hinten die Geschwindigkeit fehlt, wird es schwierig. "Wir müssen aus den Kontern lernen, die wir heute abgegeben haben", sagte Blind.

Es gibt also noch etwas zu tun für Frank de Boer: Das Offensivspiel muss wesentlich effektiver werden, während die Defensive vor allem bei gegnerischen Kontern besser stehen muss. Unter dem Strich hat de Boer in seinen ersten sechs Länderspielen aber Ergebnisse geliefert und gezeigt, dass er mit dieser Mannschaft auch gegen Top-Teams wie Italien und Spanien mithalten kann. Die Elftal unter de Boer hakt noch an manchen Stellen, aber es scheint zu werden, sodass man Oranje bei der EM 2021 auf dem Zettel haben muss.