81 Hinrichtungen in Saudi Arabien an einem Tag: Muss Newcastle United die Reißleine ziehen?

Newcastle-Anhänger feiern die arabische Übernahme
Newcastle-Anhänger feiern die arabische Übernahme / Ian Forsyth/GettyImages
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Im Oktober 2021 gab Newcastle United die Übernahme des Vereins durch ein vom saudischen Staatsfonds Public Investment Fund angeführtes Konsortium mit Beteiligung von RB Sports & Media und PCP Capital Partners bekannt. Dies sorgte natürlich für enormes Aufsehen, zumal der Klub finanziell auf einen Schlag der reichste Verein der Welt wurde und man die täglichen Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien gewissermaßen mitträgt. Doch darf ein Verein nur für den Erfolg so weit gehen?


Es ist keine neue Erkenntnis, dass der Fußball immer mehr zu einem zu großen Teilen widerlichen Produkt verkommt, bei dem es einzig und alleine um Geld geht und alles andere ausgeblendet wird. Ein Paradebeispiel hierfür ist Newcastle United - oder besser gesagt Saudi Arabien United. Anders kann man diesen Klub eigentlich nicht bezeichnen, der von einem Konsortium um Kronprinz Mohammed bin Salman für 350 Millionen Euro gekauft wurde.

Während man in ganz Europa mit dem Kopf schüttelte, gingen in Newcastle zahlreiche Fans auf die Straße, um die Übernahme zu feiern. Ob sich die Menge aber so genau angesehen hat, wen sie da genau feiert, ist ungewiss. Eines ist jedenfalls klar: Wer Mohammed bin Salman feiert, ist entweder unwissend, skrupellos oder kann keinen Zentimeter weiter als bis zum runden Leder und all die möglichen Trophäen denken.

Massenhinrichtung in Saudi-Arabien: Reagiert Newcastle endlich?

Der 36-Jährige hat schließlich nicht nur Freude am Geld ausgeben, sondern gilt auch als autoritär, tyrannisch und gewissenlos. Seit seiner Ernennung zum Kronprinz sind die Zahlen der Hinrichtungen drastisch gestiegen. Im Jahr 2022 sind laut Spiegel-Angaben schon jetzt mehr Hinrichtungen vollzogen worden als in den letzten beiden Jahren zusammen. An einem einzigen Tag wurden unlängst in Saudi-Arabien in Form einer Massenhinrichtung 81 Menschen hingerichtet.

Die Begründungen hierfür reichen von Terrorismus bis hin zu "abweichenden Überzeugungen." Was hiermit gemeint ist, muss wohl nicht groß erläutert werden. Nur so viel: In Saudi-Arabien geht das Strafmaß für Homosexualität von Peitschenhieben bis hin zur Todesstrafe. Freie Meinungsäußerungen und Religionsfreiheit gibt es selbstredend auch nicht.

Bis jetzt wollte sich Newcastle nicht zu politischen Themen rund um Saudi-Arabien und
Mohammed bin Salman äußern. Doch wie lange kann ein "Fußball-Klub" noch schweigen? Nach der Massenhinrichtung wird der Druck sicherlich steigen. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Mensch in Europa gefeiert wird, der auf der anderen Seiten aber Überzeugungen vertritt, die in keinster Weise zu den Werten des Sportes passen und an den Qualen und dem Sterben zahlreicher Menschen beteiligt ist.

Newcastle und Saudi Arabien: Setzen Fans oder Spieler ein Zeichen?

Man darf gespannt sein, wie lange Spieler und Fans die Verbindung zum arabischen Staatsterrorismus noch ertragen können. Solange die Erfolge und die Gehälter stimmen, kann dies leider aber auch noch lange der Fall sein.

Natürlich könnten gegnerische Klubs ein klares Zeichen setzen und in den Streik treten. Dies ist aber gar nicht so leicht, zumal die meisten englischen Klubs keine weiße Weste haben dürften. Wie kaputt der Fußball und insbesondere die Premier League ist, sollte damit klar sein.

Suspekt ist all das aber schon. Aufgrund des Ukraine-Kriegs werden sportartenübergreifend russische Sportler ausgeschlossen, was zwar symbolisch richtig sein mag, aber im Großen und Ganzen meist unschuldige Menschen trifft. Bei Newcastle United sind die schwarzen Schafe an vorderster Front und dennoch wird gefeiert, wie der Klub mit all den neuen Spielern besser und besser wird.

"Für den Erfolg geht man über Leichen" - selten war dieser Satz im Sport zutreffender als bei Newcastle United.


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