Max Eberl über seine Zeit in den Bergen, verpasste Transfers und geplante Sparmaßnahmen
Von Dominik Hager
Max Eberl gehört seit Jahren zu den angesehensten Managern der Bundesliga. Der Fohlen-Sportchef verpflichtete Spieler wie Reus, Xhaka, Dante, Ginter und Stindl und führte die Borussia mehrmals in die Champions League. Im Dezember 2020 verlängerte er seinen Vertrag in Gladbach bis 2026, ehe er sich einen Monat Pause gönnte. Nun wissen wir auch, was der 48-Jährige während dieser Zeit gemacht.
Zum Alltag eines Bundesliga-Managers gehört, dass das Handy über 24 Stunden nie wirklich stumm ist. Ein echter Knochenjob eben, bei dem man kaum mal durchschnaufen und die Gedanken frei bekommen kann. Dies gilt natürlich insbesondere, wenn die Verträge wichtiger Spieler wie Ginter oder Zakaria auslaufen und ein Gerücht das Nächste jagt.
Eberl spricht über seine Auszeit: "War ganz allein in den Bergen"
Demnach ist es nur menschlich, dass Eberl diesem Trubel mal für einen Monat den Rücken kehren musste. Wer jetzt allerdings glaubt, dass sich der Manager im Januar irgendwo an den Strand auf den Malediven gelegt hat, sieht sich getäuscht.
"Ich war ganz allein in den Bergen in Davos in der Schweiz. Nur ein sehr guter Freund und mein Sohn haben mich da besucht. Ansonsten gab es kaum Kontakte - außer, dass ich meinen Eltern jeden Abend ein Daumen-hoch-Symbol als Nachricht geschickt habe. Ein kurzes Zeichen, dass es mir gut geht, da sich meine Mutter am Anfang schon um mich gesorgt hat", erklärte er im Interview mit der Sport Bild.
Die Einsamkeit und die kühle Bergluft hat der Gladbacher absolut genossen, wenngleich auch nicht immer alles glatt lief.
"Ja, man lacht über das, was man tut. Wenn man für sich selbst kocht und die naheliegendsten Dinge vergisst. Wenn man versehentlich die Autotür schließt, der Schlüssel drin liegt und man oben auf dem Berg vier Tage nicht mehr ins Auto kann, bis Hilfe kommt. Unser Ex-Trainer Marco Rose hat mich damit später auch immer noch aufgezogen, was ich für ein Depp sei", erinnerte sich Eberl.
In seiner Zeit in der Schweiz lernte es Eberl zu schätzen, mal weit weg vom ganzen Trubel und Stress zu sein und stellte sein eigenes sportliches Können auf die Probe.
"Ich bin sehr viel Ski gefahren, alles was meine Knie noch hergegeben haben. Und ich war viel an der frischen Luft. Dann gibt es Momente, wo du auf einem Riesenberg sitzt, guckst und denkst: Wow! Ist das schön! Ist das kitschig! Ist das eine Ruhe! Das totale Gegenteil von dem, was unser Job sonst hergibt: Viele Menschen, Stress, Spannung, Lautstärke", erläuterte er.
Die Auszeit hat dem 48-Jährigen jedoch nicht nur mental geholfen, sondern ist auch seiner eigenen Fitness zu Gute gekommen. Ganze zehn Kilo hat er eigenen Aussagen zufolge binnen eines Monats verloren. "Aber dadurch, dass ich mich so wohlgefühlt habe, viel Sport gemacht habe, mich gesund ernährt und Süßigkeiten weggelassen habe, entstand schnell eine Kombination aus Körper und Geist, die mir viel Energie geschenkt hat", stellte Eberl klar, der sich diesen Lebensstil bewahren möchte.
Eberl muss Gladbach trotz Corona-Krise auf Kurs halten: "Wollen in allen Bereichen zehn Prozent sparen"
Inzwischen muss sich der Manager aber auch wieder dem Alltagsstress in Gladbach aussetzen. Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es für den Kaderplaner schließlich einiges zu tun - vor allem was Sparmaßnahmen betrifft. "Wir haben intern das Ziel festgelegt, pauschal in allen Bereichen zehn Prozent zu sparen, um den Klub sicher durch diese Zeit zu bringen. Das steht über allem", erklärte er.
Dies gilt natürlich im Bezug auf die Kader-Kosten, weshalb dieser abgespeckt werden soll. Eberl weiß auch schon, wie das ungefähr aussehen könnte: "Indem man zum Beispiel Gehälter auch anders platzieren kann. Einen Kader von 23 statt 25 Spielern hat. Als wir 2008 anfingen, hatten wir drei, vier Topspieler. Nach ein paar Jahren zehn. Heute 18, 19. Vielleicht müssen wir auf 15 zurück und fünf Toptalente dazu holen", berichtete er.
Naheliegend wäre es beispielsweise aus Spielern wie Zakaria oder Ginter noch Profit rauszuschlagen. Beide Spieler haben schließlich nur noch bis zum Sommer 2022 Vertrag, könnten im Winter aber noch eine Ablöse einbringen. Dies würde aber natürlich auf Kosten der Leistungsfähigkeit des Teams geschehen. Gleiches gilt aber sicher auch für fünf, sechs weitere Top-Spieler. Wie dann im Einzelfall zu entscheiden ist, ist laut Eberl auch immer eine Frage der Abwägung.
"Wenn er (Zakaria) oder ein anderer Spieler uns signalisiert, dass er gehen möchte, wären wir dumm, uns nicht damit zu beschäftigen. Auf der anderen Seite müssen wir abwägen, ob wir mit diesem Spieler sportlich deutlich erfolgreicher in der Rückrunde sein würden", so der Kaderplaner.
Eberl schwelgt in Erinnerungen: De Bruyne und Pjanic standen vor Gladbach-Wechsel
Dass sich die Borussia die ganz großen finanziellen Sprünge nicht mehr oder zumindest zurzeit nicht leisten kann, liegt auf der Hand. Allerdings hat es auch schon andere Zeiten gegeben. Eberl schwelgte im Interview auch ein wenig in Erinnerung angesichts der Namen, die in Gladbach diskutiert wurden.
"Wir haben über einen Transfer von Alexis Sánchez nachgedacht, bevor er 2006 zu Udinese Calcio gegangen ist. Da war ich noch Nachwuchskoordinator und habe Kontakt mit ihm gehabt. Wir standen mit Miralem Pjanic im Austausch, als er noch in Luxemburg gespielt hat. Und Kevin De Bruyne war hier ein großes Thema, der 2012 dann aber für neun Millionen Euro zu Chelsea gewechselt ist", zählte er auf.
Eberl will Rückkehr zum FC Bayern "nicht ausschließen"
Als Manager kann man sich sicherlich auch mächtig darüber ärgern, welche großen Transfers man verpasst hat. Seine Leistung als Gladbach-Kaderplaner zweifelt dennoch kaum jemand an. Auch beim FC Bayern soll man überaus begeistert von Eberl sein, wodurch auch immer wieder mal über einen Wechsel zu den Bayern spekuliert wurde. Noch dazu hat dieser ja seine komplette Jugend bei den Roten verbracht.
Eberl selbst erläuterte, eine Rückkehr "nicht ausschließen zu können". Auf welchem Posten wir Eberl dann aber sehen würden, bleibt abzuwarten. "Für mich ist ebenfalls denkbar, dass ich mal als Jugend-Scout beim FC Bayern arbeite und meine Laufbahn im Fußball am Tegernsee ausklingen lasse", blickt er in die Zukunft.