Machtkampf beim VfB Stuttgart: Hitzlsperger und Vogt nähern sich an

Das öffentliche Wortgefecht zwischen Thomas Hitzlsperger (Foto) und Claus Vogt wurde vorerst beigelegt
Das öffentliche Wortgefecht zwischen Thomas Hitzlsperger (Foto) und Claus Vogt wurde vorerst beigelegt / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
facebooktwitterreddit

Mit seiner Kandidatur für das Präsidentenamt hat Thomas Hitzlsperger einen Machtkampf beim VfB Stuttgart entfacht. Am Samstagnachmittag ruderten der Sportvorstand und Amtsinhaber Claus Vogt zurück.

Es waren heftige Worte, mit denen Thomas Hitzlsperger am Mittwoch seine Kandidatur für das Präsidentenamt beim VfB Stuttgart öffentlich gemacht hat. Man sei "auf dem Weg, kaputtzumachen, was wir in den letzten zwölf Monaten erreicht haben", warnte der Vorstandsvorsitzende, der den bisherigen Präsidenten Claus Vogt als Hauptverantwortlichen für den "tiefen Riss" innerhalb des Vereins ausgemacht hat und seine Kandidatur als "Ausweg" erachtet.

Vogt, schrieb Hitzlsperger in einem offenen Brief, komme "seinen Informationspflichten nicht nach", sodass häufig Informationen an Personen außerhalb des Vereins gelangen würden und habe so gut wie keines seiner Ziele umgesetzt. "In der Gremienarbeit verliert er sich in Details, er führt nicht, er informiert zu wenig, er fällt selten Entscheidungen, er pflegt keinen offenen Austausch und keinerlei Streitkultur", urteilte der Sportvorstand über den 51-Jährigen, dessen "Profilierungswunsch [...] die Existenz des gesamten Vereins" bedrohe.

Vogts Konter: "Das ist mit mir nicht zu machen"

Es dauerte nicht lange, bis sich auch Vogt öffentlich äußern und gegen die Anschuldigungen wehren sollte. "Ich bin in einer Art öffentlich angegriffen worden und die Öffentlichkeit ist mit zum Teil unwahren Behauptungen konfrontiert worden, dies kann ich so nicht stehen lassen", ließ er in einer Stellungnahme verlauten, die vom kicker zitiert wird. Er habe es "nicht für möglich gehalten", echauffierte sich Vogt, "dass sich ein Vorstandsmitglied eines Klubs gegenüber seinem Aufsichtsratsvorsitzenden öffentlich derart im Ton vergreift" und "damit auch das Vertrauen, das alle Mitglieder seit einem Jahr wieder zum VfB haben, zum Einsturz bringt".

Seit Dezember 2019 ist Claus Vogt (r.) der Vereinspräsident des VfB Stuttgart
Seit Dezember 2019 ist Claus Vogt (r.) der Vereinspräsident des VfB Stuttgart / Matthias Hangst/Getty Images

"Undurchsichtige Politik wie 'Tarnen, Tricksen und Täuschen', nur meinen eigenen Posten verteidigen, Indiskretionen streuen, die Mitglieder nicht ernst nehmen und sie wissentlich täuschen - das ist mit mir nicht zu machen", betonte Vogt, der sich insbesondere gegen Hitzlspergers Vorwurf, dass die Aufklärung der Datenaffäre zu "ausufernden Kosten" geführt habe, wegen denen die AG den Verein zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit finanziell unterstützen müsse, wehrte: "Fakt ist: Die Kosten für die Aufklärung der Anwaltskanzlei wurden von mir regelmäßig kontrolliert und den Kollegen des Präsidiums mitgeteilt. Zudem sind diese Kosten von einer Versicherung größtenteils gedeckt! Heute schon ist klar, dass ein sechsstelliger Betrag auf das Konto des VfB eingehen wird. Das weiß der Vorstand und trotzdem erklärt der Vorstandsvorsitzende öffentlich etwas anderes."

Hitzlsperger und Vogt nähern sich an

Eigentlich habe er lieber den direkten Dialog gesucht, so Vogt, "um einen gemeinsamen Weg zu finden". Am Samstagnachmittag hat dieser scheinbar mit Hitzlsperger stattgefunden. Vor dem Bundesligaspiel des VfB gegen RB Leipzig (0:1) erklärten beide via Twitter, sich ausgetauscht zu haben.

"Hatte mit Thomas Hitzlsperger heute ein Gespräch unter Männern. Es ist zuletzt einiges nicht gut gewesen. Wir suchen jetzt beide nach einem gemeinsamen Weg im Sinne des Klubs", so Vogt. Hitzlsperger setzte einen Tweet ab, in dem er betonte, dass ihn das Gespräch "zuversichtlich" stimme, "dass wir die anstehenden Aufgaben im Sinne des VfB lösen".

Beide Parteien scheinen sich demnach angenähert zu haben. Allerdings ist unklar, ob Hitzlsperger weiterhin an seiner Kandidatur festhalten oder sich nun aus dem Wahlkampf um das Präsidentenamt zurückziehen wird.