Karriereende und dann? Wie Viktoria Schnaderbeck Athlet:innen auf Tag X vorbereitet

Viktoria Schnaderbeck
Viktoria Schnaderbeck / Naomi Baker/GettyImages
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Profisportlerin oder Profisportler zu werden, stellen sich viele von uns als Traumberuf vor. Doch häufig macht man sich nur wenig Gedanken, was nach der Karriere kommt.

Denn wenn man nicht gerade im männlichen Profifußball unterwegs ist oder zur absoluten Elite seiner Sportart gehört, reicht das Einkommen aus der aktiven Karriere oftmals nicht aus, um für sich und seine Familie bis zum Ruhestand vorgesorgt zu haben. Ein Problem, das besonders im Frauenfußball - aber nicht nur dort - auftaucht.

Die ehemalige Profispielerin Viktoria Schnaderbeck hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktive Sportlerinnen und Sportler schon während ihrer Karriere auf die Phase nach dem Rücktritt vorzubereiten und ein neues Standbein aufzubauen. Dafür hat die 32-jährige Österreicherin, die über 80 Länderspiele bestritten hat, jahrelang Kapitänin der ÖFB-Elf war und ihre Karriere beim FC Bayern, Arsenal WFC und Tottenham verbracht hat, ihre eigene Agentur PRO-SPECTIVE gegründet.

"Wir kümmern uns bewusst um die Betreuung außerhalb des Sports. Das bedeutet, dass wir keine Spielerberatung anbieten, sondern wirklich nur die Beratung außerhalb des Sports", erläutert Schnaderbeck im Gespräch mit 90min. Dies betreffe zwei Bereiche: "Einerseits ist das die Vermarktung. Dazu gehören der Aufbau und die Entwicklung der Persönlichkeitsmarke sowie die Verbindung zu potenziellen Partnern und Organisationen. Der andere Bereich ist klassische Beratung und Begleitung mit dem Fokus auf eine duale Karriere. Der Gedanke ist, dass man sich während der aktiven Profizeit schon damit auseinandersetzt, was in fünf, zehn Jahren - an Tag X, den man manchmal selbst bestimmen kann, manchmal aber auch nicht -, was danach passieren kann."

"Es wäre naheliegend gewesen, sich in die Spielerberatung zu stürzen. Aber ich habe festgestellt, dass es sehr großen Bedarf und sehr großes Potenzial in den angesprochenen Bereichen gibt. Weil oftmals der Fokus auf dem Sportlichen liegt und die Karriere danach vielleicht etwas stiefmütterlich behandelt wird", so Schnaderbeck.

Der Gedanke, ihre eigene Agentur zu gründen, sei während ihrer Zeit in London entstanden. "In den letzten ein, zwei Jahren, rund um Corona", so die 32-Jährige, die in ihrer Karriere unter anderem drei Meisterschaften (zwei deutsche, eine englische) gewonnen hat. "Als mein Karriereende schon in Aussicht war. Ich habe nicht gewusst, ob es noch ein, zwei oder drei Jahre dauern würde - aber ich habe mich mit dem Gedanken beschäftigt, was zu diesem Zeitpunkt passiert. Dieses Gefühl, begleitend und weiterhin mit Sportlern und Sportlerinnen zu arbeiten, hat mich wirklich sehr angesprochen."

Dass es an solch einem Angebot Bedarf gebe, "das habe ich schon viel, viel früher festgestellt im Laufe meiner Karriere", so Schnaderbeck weiter. "Einerseits durch persönliche Erfahrungen. Denn es gab in meiner Karriere nie jemanden, der mich hinsichtlich einer dualen Karriere oder Sponsoren begleitend und strategisch entwickelt hat. Deswegen habe ich das für mich selbst übernommen und gemerkt, dass es sehr viel Potenzial gibt."

"Auf der anderen Seite habe ich natürlich viele Athletinnen und Athleten kennengelernt, die genau das Gleiche gesagt haben. Sie wollten in diesen Bereichen oftmals Betreuung, haben aber oftmals nicht die Zeit, die Lust oder das Wissen und den Zugang dazu gehabt."

Zu den Klienten von Schnaderbecks PRO-SPECTIVE Sports Marketing Agency, die sportarten- und geschlechterübergreifend arbeitet, gehören unter anderem die drei Profifußballerinnen Lina Magull (FC Bayern), Manuela Zinsberger und Laura Wienroither (beide Arsenal).

Insbesondere Zinsberger, die Schnaderbeck aus Verein und Nationalteam kennt, spielte eine nicht unwesentliche Rolle bei den Plänen. Denn die Torhüterin war es, die Schnaderbeck für dieses Angebot stetig motivierte und versprach, sich sofort ihrer Agentur anzuschließen. "Sie war diejenige, die gesagt hat: 'Viki, du hast da so viel Expertise. Du hast dir dort schon so viel aufgebaut - bitte gib das doch an andere weiter.'"

"Dann habe ich die Agentur gegründet und sie [Zinsberger] war tatsächlich die erste an Bord, noch bevor es überhaupt in den Launch gegangen ist", verrät Schnaderbeck.

Hier geht's zum ganzen Gespräch mit Viktoria Schnaderbeck: