Fit wie nie: Davie Selke tut Hertha BSC gut

Davie Selke.
Davie Selke. / Matthias Kern/Getty Images
facebooktwitterreddit

Nach einer schwierigen Zeit in Bremen ist Davie Selke zurück bei Hertha BSC und will seine zweite Chance nutzen. Mit seiner Art zu spielen und seinem Charakter kommt er genau zur richtigen Zeit und tut den Berlinern gut.


Eine kurze Faust zum Jubel, viel mehr Emotionen erlaubte sich Davie Selke am Mittwoch beim Testspiel von Hertha BSC gegen Hannover 96 nicht. Dabei hatte er gerade in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sein drittes Tor binnen 15 Minuten erzielt. Klar, nur ein Testspiel, aber eben auch gegen einen Zweitligisten in der ersten Halbzeit, in der beide mit einer Elf spielten, die durchaus in der Liga so auf dem Feld stehen könnte. Für die 96er war es der vorletzte Test vor dem Saisonstart, sie sollten bereits gut im Saft stehen.

Selke ist fit wie vielleicht noch nie

Generell hat Selke in Herthas Testspielen bislang überzeugt. Acht Tore hat er jetzt in vier Spielen erzielt. Alle Gegner waren unterklassig, aber gerade der Dreierpack am Mittwoch bestätigt, dass Selke seine zweite Chance in Berlin nutzen will. "Ich weiß gar nicht, ob ich in meiner Karriere schon mal so fit war, wie ich aktuell bin. Ich habe in der Sommerpause viele Extraschichten eingelegt", erklärte er kürzlich auf der Homepage des Bundesligisten.

"Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht zufrieden war und über einen längeren Zeitraum nicht das auf den Platz bringen konnte, was möglich ist und wozu ich in der Lage bin."

Davie Selke.

Schwere Zeiten liegen hinter ihm, vor allem die vergangenen anderthalb Jahre waren hart. Er kam im Winter 2020 zurück nach Bremen, um seinen Ex-Klub vor dem Abstieg zu retten. Es klappte, wenn auch knapp. Ein Jahr später ging es dann doch runter, Werders Kaufpflicht für Selke griff nicht und er kehrte nach Berlin zurück. Nach anderthalb Jahren, in denen er kaum traf. Sinnbildlich steht die Szene am 34. Spieltag, als Selke im entscheidenden Spiel gegen Gladbach eine "Hundertprozentige" vergab und eben nicht den Ausgleich erzielte.

"Er hat schwere eineinhalb Jahre hinter sich, das weiß er selbst", sagte auch Herthas Sportvorstand Fredi Bobic (via tagesspiegel). "Aber er macht auf mich einen sehr aufgeräumten, sehr motivierten Eindruck. Wir wissen, was er kann. Und Pal (Dardai, Anm.) hat ihn schon damals gut hinbekommen. Da hat Davie gut funktioniert." In seinem ersten Hertha-Jahr, 2017/18, erzielte Selke unter Dardai in 31 Partien 14 Tore.

"Im ersten Jahr hatte ich die beste Quote überhaupt in meiner Karriere", erinnert sich auch Selke. "Genau diese Power kann ich wieder auf den Rasen bringen – und das möchte ich zeigen." Der Angreifer sei ein feiner und fleißiger Junge, bescheinigte ihm Trainer Dardai. "Im Training zieht er richtig gut mit. Er beißt und arbeitet konzentriert."

Zudem tue Selke der Kabine gut, mit seiner positiven Art. Vor allem das können die Berliner aktuell gut gebrauchen. Denn der Hauptstadtklub hat unlängst einen Kurswechsel bei Spielerverpflichtungen ausgerufen, Spieler sollen mehr nach dem Charakter ausgewählt werden. Sie sollen laut Geschäftsführer Carsten Kramer "nicht wegen Vertragskonditionen" nach Berlin kommen (via Bild), sondern weil der Verein besonders ist. Er nannte auch das Wort Mentalität.

Selkes Mentalität kann die Hertha gut gebrauchen

Und die hat Selke zweifelsfrei. Man kann ihm als Stürmer sicher einiges vorwerfen, nicht aber, dass er sich nicht immer zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft stellt, arbeitet, kämpft. Man erinnere sich an das Pokal-Halbfinale der Bremer gegen RB Leipzig, als sie bereits in ihrem Abwärtsstrudel steckten, in dem das Team aber kämpfte bis zum Umfallen und trotz Niederlage dem Trainer den Job rettete. Selke war dabei an vorderster Front.

Genau so etwas können die Berliner jetzt gut gebrauchen. Denn bei all dem Geld, das seit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst in die Mannschaft floss, gab es keinen Erfolg. Festgemacht wird das auch an lustlosen Auftritten mancher Spieler, die eben nicht die nun von Cramer geforderte "Widerspenstigkeit" und "Bereitschaft, ihre Rolle so zu spielen, dass das Team auf sie zählen kann" an den Tag legten.

Selke wird das tun, in jedem Training, in jedem Spiel. Vielleicht wird er nicht 15 Tore erzielen, wahrscheinlich wird er nicht einmal Stammspieler sein. Trotzdem kann er eine wichtige Rolle dabei spielen, dass die Hertha endlich in Gefilde vordringt, in die sie hinein will.