Hamann wettert gegen BVB: "Eines Vizemeisters nicht würdig" - Alle Stimmen zur Partie gegen Zenit

Mit Geduld zum Erfolg: Am Ende holten die Schwarz-Gelben die ersten 3 Punkte in der Champions League
Mit Geduld zum Erfolg: Am Ende holten die Schwarz-Gelben die ersten 3 Punkte in der Champions League / Lukas Schulze/Getty Images
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Nicht gerade schön, dennoch effektiv: Trotz behäbiger Leistung fuhr der BVB am Mittwochabend gegen die Gäste aus St. Petersburg den ersten Sieg in der Gruppenphase der Champions League ein. Ein Elfmeter war es, der die Hausherren den Führungstreffer bescherte und den Bundesligisten von einer Punkteteilung erlöste. Alle Stimmen zur Partie im Überblick.

Pflichtsieg, Mund abwischen, weitermachen: Trainer Lucien Favre darf nach den ersten drei Punkten auf internationaler Ebene zumindest temporär durchschnaufen. Wirklich zufrieden kann er mit der Umsetzung seines auferlegten Spielstils aber nicht sein. Die Schwarz-Gelben wirken seit geraumer Zeit zu ausdruckslos und statisch - insbesondere gegen tiefstehende Gegner. Und genau solch ein Gegner war Zenit: "Du musst clever spielen. Es waren zwei Busse vor dem gegnerischen Tor geparkt mit einem 4-1-4-1-System. Es war sehr schwer, ein Tor zu machen", berichtete Favre im Anschluss der Partie.

Favre ernüchternd: "Haben unseren Job gemacht"

"Man muss weiter vernünftig spielen und darf das Verteidigen nicht vergessen. Der Gegner stand sehr tief - wir müssen mit dem Ball schneller und intelligenter spielen. Ich war selbst Mittelfeldspieler und weiß, wie es geht", erklärte der einstige Schweizer Nationalspieler bei Sky. "Aber wir haben es ja geschafft und mit 2:0 gewonnen. Das war unser Job und wir haben unseren Job gemacht", so Favre.

Trotz schwacher Leistung: Lucien Favre (62) strahlte vor laufenden Kameras
Trotz schwacher Leistung: Lucien Favre (62) strahlte vor laufenden Kameras / Lukas Schulze/Getty Images

Früh war klar: mit schönem Tiki-Taka kommst du gegen die kompakt stehenden Gäste keinesfalls weit. Dennoch habe man es zu häufig durch die Mitte versucht, "zu oft klein-klein gespielt und der letzte Pass ist oft nicht angekommen", kritisierte Innenverteidiger Manuel Akanji das schwache Spielverständnis seines Teams. Aber es wurde nicht aufgegeben, sondern immer wieder angelaufen. "Wir brauchten sehr viel Geduld heute und zum Glück haben wir uns auch belohnt mit den drei Punkten. Wir mussten gewinnen nach der Niederlage im ersten Spiel. Wir wollen jedes Spiel gewinnen und das wird auch von uns erwartet. Es ist kein Druck, sondern unser Ansporn", gab sich der 25-Jährige zudem motiviert.

Zorc: "Wird nicht in die Fußballgeschichte eingehen"

Auch für Sportdirektor Michael Zorc war klar: "Wir haben zu viel durch die Mitte gespielt und die Außenpositionen vernachlässigt." Dann brauche es eben den (berechtigten) Elfmeter in Minute 77, um in die Spur zu kommen. "Wir sind froh und zufrieden, dass wir das Spiel gewonnen haben. Es war Druck auf dem Kessel wegen der Niederlage in Rom. Das wird nicht in die Fußballgeschichte eingehen, aber die drei Punkte nehmen wir gerne."

Dass die Begegnung für alle Spieler eine Geduldsprobe war, bildete im Anschluss der Partie den allgemeinen Konsens. "Wir mussten geduldig bleiben und dann kamen die Chancen. Es war schwer, aber am Ende steht ein 2:0-Sieg und drei wichtige Punkte", freute sich Goalgetter Erling Haaland, noch ein wenig euphorisiert durch seinen späten Treffer in der Nachspielzeit.

Sky-Experte Hamann: "Eines Vizemeisters nicht würdig"

Trotz schwächelnder Leistung zeigte man sich im Ruhrpott nach der Partie erleichtert und zufrieden. Der geduldige Arbeitssieg bugsierte die Dortmunder nur einen Punkt hinter die Tabellenführer Lazio und Brügge. In der Königsklasse bleibt somit weiterhin alles spannend und in der Bundesliga kann sich der Tabellendritte getrost auf die kommende Partie bei Arminia Bielefeld vorbereiten. Mit einem Patzer von RB Leipzig (zuletzt 0:5 gegen Manchester United) zu Gast bei Borussia Mönchengladbach, könnte die Favre-Elf an den Sachsen vorbeiziehen und zumindest temporär erneut zum Bayern-Verfolger Nummer eins avancieren.

Sky-Experte Hamann (47) kritisierte den BVB im Anschluss der Partie aufs Schärfste
Sky-Experte Hamann (47) kritisierte den BVB im Anschluss der Partie aufs Schärfste / DeFodi Images/Getty Images

Sky-Experte und Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann sieht die gesamte Situation beim BVB derzeit ein wenig kritischer. Der einstige Bayern-Akteur legte schon häufiger den Finger in die Wunde, fand harte Worte gegen Schwarz-Gelb und bezweifelt noch immer eine Vertragsverlängerung des tatsächlich wackelnden Favre. "Sie haben zum Schluss das Spiel noch gewonnen - nicht unverdient. Sie hatten aber eigentlich auch in der zweiten Hälfte keine richtigen Chancen, waren auch wieder zu behäbig und langsam im Spielaufbau. Da muss einfach mehr Intensität mit Ball rein", beschwerte sich der 47-Jährige über den schwachen Auftritt des deutschen Vertreter für den Henkelpott.

Dabei wurde Hamann noch deutlich konkreter: "Das war einfach nicht eines deutschen Vizemeisters würdig. Im Moment weißt du nicht, was du von ihnen bekommst. Das ist schlecht für eine Top-Mannschaft." In Zukunft wünsche sich der Champions-League-Sieger von 2005 mehr Esprit von einer deutlich überzeugenderen Mannschaft. Man müsse erkennen, dass "eine Mannschaft auf dem Platz steht".