Götze schießt gegen Favre: Nicht nach Leistung aufgestellt

Mario Götze hat deutliche Kritik an Ex-Coach Lucien Favre geübt
Mario Götze hat deutliche Kritik an Ex-Coach Lucien Favre geübt / BSR Agency/Getty Images
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Wie sehr Mario Götze der zweite Abgang aus Dortmund noch immer schmerzt, wurde jetzt in einem Interview des 28-Jährigen mit 11Freunde deutlich. Dort kritisiert er Ex-Trainer Lucien Favre scharf und zeigt sein Unverständnis für seine Reservistenrolle beim BVB. Ganz anders ergeht es ihm da bei der PSV Eindhoven...


Bei der PSV Eindhoven scheint Mario Götze wieder Spaß gefunden zu haben. Spaß am Fußball. Und Spaß daran, wichtig zu sein für eine Mannschaft und einen Trainer. Ein Gefühl, das für das einstige Mega-Talent in den letzten Jahren eine Seltenheit war.

Nach seinem kometenhaften Aufstieg und dem entscheidenden Tor im WM-Finale 2014 ging es für Götze meist eher bergab. Beim FC Bayern konnte er sich nie durchsetzen, zurück beim BVB blieb ihm ebenfalls häufig nur die Jokerrolle. Die berühmten Worte von Bundestrainer Löw bei seiner Einwechslung im WM-Finale ("Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi") waren längst zum Stigma geworden. Dazu streikte der Körper immer wieder. Eine Stoffwechselerkrankung zwang ihn 2017 zu fast fünf Monaten Pause.

PSV-Wechsel als Glücksfall für Götze

Im Sommer 2020 lief dann Götzes Vertrag bei Borussia Dortmund aus. Zum zweiten Mal folgte die Trennung. Ziemlich überraschend fiel die Wahl des immer noch erst 28-Jährigen auf PSV Eindhoven. In der beschaulichen Eredivisie sollte es Stück für Stück wieder zu alten Glanztagen reichen. Doch auch in Holland hat Götze mit Verletzungen zu kämpfen. Wegen zweier Muskelverletzungen und einer Blessur an der Leiste verpasste Götze in Eindhoven insgesamt 14 Pflichtspiele.

Dennoch ist der Gesamteindruck positiv. Sechs Tore und fünf Vorlagen in 23 Einsätzen sind eine solide Bilanz. Unter dem deutschen Trainer Roger Schmidt darf Götze zumeist über die offensive Außenbahn wirbeln - mit allen Freiheiten. Auf jener Position, auf der der Golden Boy von 2011 einst die Herzen aller BVB-Fans im Sturm eroberte.

Brisante Götze-Aussagen zu Favre

Herzerwärmend war in seinen letzten beiden Jahren in Dortmund aber nicht mehr viel. In einem Gespräch mit 11Freunde sprach Götze nun über die Zeit unter Trainer Lucien Favre. "In den letzten beiden Jahren bei Borussia gab es aus meiner Sicht keine Performancekultur, die ausschließlich auf Leistung ausgelegt war", erklärte Götze und schoß damit ziemlich scharf in Richtung des Schweizers.

Lucien Favre wusste nicht wohin mit Götze
Lucien Favre wusste nicht wohin mit Götze / Lars Baron/Getty Images

"Er sagte, dass er nicht glaubt, dass ich der Mannschaft helfen kann und er keine Position für mich hat", erzählte Götze weiter. Er habe das Gefühl bekommen, "keine Relevanz mehr zu haben". Verstanden habe er die Argumentation von Favre nicht. Viel eher habe sie für ihn "grundsätzlich wenig Sinn gemacht". Nach Götzes Empfinden seien das "eher Ausreden" gewesen.

Für den Gefühlsmensch Götze dürfte die Beziehung zu Favre und seine ständigen Nicht-Berücksichtigungen eine toxische Mischung gewesen sein. Während ganz Fußball-Deutschland hoffte und wartete, bis Götze endlich wieder sein schier endloses Potenzial abruft, war der Weltmeister-Held selbst gefangen im Gefühl, nicht mehr wichtig zu sein.

Götze sollte Wohlfühloase Eindhoven nicht gleich wieder verlassen!

Wozu Götze auch weiterhin in der Lage ist, wenn er das absolute Vertrauen seines Trainers bekommt, kann man in Ansätzen bei PSV beobachten. Schon jetzt gibt es leise Gerüchte, Götze könnte im Sommer den Schritt zurück zu einem Topklub wagen.

Mit der Erfahrung aus der Vergangenheit möchte man ihm fast zurufen: "Tu es nicht, Mario!" Denn ein weiteres Jahr in Eindhoven, mit Vertrauen und Spaß am Kicken, sollte ihn noch mehr stabilisieren. Götzes Karriere sollte ihm gelehrt haben, dass diese Faktoren am wichtigsten sind. Wenn sein Vertrag 2022 ausläuft, wäre immer noch Zeit für den Sprung zurück auf die ganz große Bühne. Dann vielleicht mit einem Mario Götze in Golden-Boy-Form! Zu wünschen wäre es ihm!