Gladbach vor dem Wiederbeginn: Wie fängt Rose Zakarias Ausfall auf?

Es geht endlich wieder los in der Bundesliga und auch Borussia Mönchengladbach kann noch einiges erreichen in dieser Saison. Um den momentanen vierten Platz bis zum Ende der Spielzeit zu verteidigen, muss die Borussia gleich mehrere schwere Aufgaben meistern. Neben den noch ausstehenden Auswärtspartien gegen Eintracht Frankfurt und den FC Bayern München erwartet man demnächst Bayer Leverkusen zum eventuell vorentscheidenden Duell um die Qualifikation zur Champions League im heimischen Borussia Park. Trainer Marco Rose muss in all diesen Partien wohl auf seinen besten Mann verzichten - wie kompensiert er den Ausfall von Denis Zakaria?

Man könnte meinen, dass bis auf Zakaria im Prinzip alle Spieler den Umständen entsprechend fit in den Endspurt der Liga gehen können und sich die Gladbacher deshalb in einer extrem guten Ausgangsposition für die letzten neun Spiele der Saison befinden. Doch stellte Denis Zakaria in dieser Saison einen absoluten Fixpunkt für das von Rose präferierte aggressive Spiel gegen den Ball dar und sein Ausfall wird taktische Anpassungen in allen Mannschaftsteilen nach sich ziehen - der Schweizer ist nicht positionsgetreu zu ersetzen.

Keine Dreierkette ohne Zakaria

Glücklicherweise bietet der gut zusammengestellte Kader jedoch verschiedene Möglichkeiten für den Trainer. Zwar ist kein Spieler in der Lage, jeden Vorzug Zakarias in seinem Spiel zu vereinen, doch bewies vor allem das letzte Spiel vor der Zwangspause, dass die Mannschaft in der Lage ist, mit dem Verlust des 23-jährigen Athleten umzugehen. Gegen den 1. FC Köln gewann man vor leeren Rängen im Borussia Park mit 2:1 - Zakaria fehlte da schon wegen seiner Knieverletzung aus dem Spiel gegen Borussia Dortmund.

Zakaria verpasste wegen einer Gelbsperre zudem nur eine weitere Partie - das 1:2 beim VfL Wolfsburg kurz vor der Winterpause. In beiden Spielen ließ Marco Rose in der Abwehr mit einer Viererkette spielen und es ist zu erwarten, dass er die Dreierkette nur wieder bringen wird, wenn Zakaria in dieser Saison noch einmal eingreifen kann. Somit kann man davon ausgehen, dass Rose auf die Reihe Lainer-Ginter-Elvedi-Bensebaini bauen wird, wenn die genannten Spieler fit sind.

Strobl als Faktor - ein Drittel Zakaria

In beiden ohne Zakaria stattfindenden Partien lief ein Mann über die vollen 90 Minuten auf, der ansonsten in der laufenden Spielzeit nur sechs weitere (Kurz-)Einsätze bekam - Tobias Strobl machte gegen Köln zuerst einen wackligen Eindruck, kämpfte sich aber im Laufe des Spiels in die Begegnung. Es scheint, als würde Rose die Kernattribute Zakarias auf mehrere Schultern verteilen wollen.

Beschränkt man Zakarias Fähigkeiten auf die wichtigsten Merkmale, dann lassen sich drei wesentliche Eigenschaften festlegen. Gerade im Spiel gegen den FC fanden sich diese Eigenschaften in personifizierter Form auf dem Rasen wieder.

1. Laufbereitschaft - Christoph Kramer

Zakaria läuft viel und gerne. Ob er in der Vorwärtsbewegung entstandene Lücken schließen oder den Ball direkt vom Gegner zurückerobern muss - der Schweizer geht die Wege. Christoph Kramer ist diese Herangehensweise nicht fremd, auch der 29-Jährige ist ein typischer "Box-to-Box-Spieler" und bringt daher die erforderliche Laufbereitschaft mit.

2. Robustheit - Tobias Strobl

Zudem hat Zakaria in seiner Entwicklung mittlerweile verstanden, seinen Körper zielgerichteter einzusetzen, somit wesentlich weniger gelbe Karten zu sammeln und dennoch Zweikampfhärte auszustrahlen. Im Prinzip hat Gladbach nur einen weiteren Mittelfeldakteur im Kader, der sich ebensowenig für die "Drecksarbeit" zu schade ist. Vermutlich ist dies ein Indiz für die Einsätze von Tobias Strobl, wenn Zakaria pausieren musste.

3. Athletik - Breel Embolo

Zakarias schiere Wucht sorgt nicht nur für schnelle Läufe mit oder ohne Ball - er signalisiert dem Gegner damit auch, dass er ein ständiger Gefahrenherd ist. Verliert man ihn aus den Augen, dann hat man keine Chance mehr auf Wiedergutmachung. Breel Embolo kommt genau über dieses Atribut in sein Spiel - wenn auch offensiver als Zakaria ausgerichtet.

Während abzuwarten bleibt, ob Laszlo Benes die Zwangspause über gute Trainingsleistungen nutzen konnte, um Marco Rose wieder zu Einsätzen des Slowaken zu zwingen, befinden sich noch zwei weitere Akteure in der Verlosung.

Florian Neuhaus wäre neben Denis Zakaria immer gesetzt, ergänzen sich die beiden von ihren Anlagen her doch exzellent. Ohne den Schweizer im Team fehlt Neuhaus jedoch die überragende defensive Absicherung und er wird in seinem eigenen Spiel eingeschränkt, da er selbst weitere Wege gehen muss. Bei ihm wird Rose abwägen, ob er Neuhaus' spielgestalterische Fähigkeit der Athletik Embolos vorzieht, obwohl Neuhaus gerade in den Bereichen Defensivarbeit und Durchsetzungsvermögen in den letzten Monaten ordentlich zugelegt hat.

Jonas Hofmann lebt von seiner Vielseitigkeit und könnte statt Christoph Kramer als laufstarker Lückenschließer in der Startelf stehen. Auch hier bietet sich Rose eine interessante Option an, sofern er Hofmann nicht weiter vorne einplant.

Es wird spannend zu beobachten sein, wie Marco Rose seine Mannschaft im ersten Spiel nach der Pause aufstellen wird. Gegen die aggressiven und konditionell starken Frankfurter wird er gerade im Mittelfeld versuchen, dagegen zu halten ohne zuviele Räume preiszugeben. Vermutlich wird er auf Kramer und Strobl in der Zentrale bauen und Neuhaus für Embolo bringen. Jedoch ist auch ein Einsatz Hofmanns vorstellbar, wobei dann wahrscheinlich Strobl weichen muss und Kramer in einer defensiveren Rolle tätig sein wird.

Letztlich ist nur eines sicher: Mit Zakaria an Bord könnte Rose eine andere Herangehensweise beim Lösen des Aufstellungs-Puzzles wählen. Denn der Schweizer vereint mehrere für Roses Spielstil förderliche Attribute und der Trainer könnte die restliche Startelf um Zakaria herum aufbauen. Der Samstagabend wird zeigen, wie gut es Rose nun gelingen wird, aus den vorhandenen Möglichkeiten ein stimmiges Bild entstehen zu lassen.