Gladbach-Sportchef Max Eberl spricht über den Stand der Trainersuche
Von Dominik Hager
Seitdem der Abgang von Trainer Marco Rose zu Borussia Dortmund fix ist, spielen die Gladbacher wie ausgewechselt. Dies ist im Falle der Fohlen-Elf aber in keiner Weise positiv zu sehen. So ist das Team seit dem 4:2-Erfolg gegen Dortmund (22. Januar) sieglos und fiel in der Bundesliga auf Platz zehn zurück. Da scheint ein vorzeitiger Trainerwechsel fast schon unumgänglich. Im Aktuellen Sportstudio sprach Max Eberl ausführlich über die derzeitige Situation und die Trainersuche, wurde dabei jedoch nur selten konkret.
Gladbachs Sportdirektor Max Eberl präsentierte sich in den letzten Tagen nicht unbedingt bestens gelaunt und schien auch ein wenig enttäuscht von seiner Borussia zu sein. Dies gilt auch für die Fans, die von Roses Wechsel extrem enttäuscht sind. Die schlechte Stimmung geht nun auch mit schwachen Gladbacher Auftritten auf dem Platz einher - mit zuletzt sechs Niederlagen am Stück.
"Wir haben alle mitbekommen, was nach der Verkündung passiert ist. Sehr schnell ist ein Trainer, der bei unserem Verein geliebt wurde, ein Objekt der Wut geworden, ein Feindbild. Die Stimmung ist relativ schnell umgeschlagen", erklärte Eberl im Sportstudio (via RP). Ein Stück weit zeigte er jedoch auch Verständnis für die Anhänger. "Ich kann die Fans und ihre Enttäuschung verstehen, weil Marco in seiner Antrittsrede auch viel von einem gemeinsamen Weg und einer Entwicklung gesprochen hat", führte er fort. Diese wird jedoch in Kürze zu Ende sein.
Eberl hält vorerst an Rose fest
So stellt sich nur noch die Frage nach einem genauen Zeitpunkt des Endes. Über diesen Punkt macht sich auch Eberl so seine Gedanken. "Ergebnisse sind das eine. Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, sind das andere. Das habe ich als Sportdirektor zu bewerten: Wie geht die Mannschaft mit dem Trainer um? Wie geht der Trainer mit der Mannschaft um?", fragte er sich.
Dabei ist Eberl zu dem Schluss gekommen, dass es trotz Ergebniskrise keinen Grund an einem vorzeitigen Wechsel gäbe: "Von solchen Spielen wie gegen Mainz gewinnst du von zehn Spielen wahrscheinlich acht oder neun. Wir erleben gerade die böse Seite des Fußballs mit vielen Mechanismen, die eintreten, wenn du nicht erfolgreich bist." Ob es da nicht Zeit wäre, in diesen Mechanismus einzugreifen?
Jedenfalls ist eine solche Niederlagenserie auch kein Zufall mehr. Mit fünf Punkten Rückstand auf Rang sieben muss schnell die Wende her. Da könnte bereits eine Übergangslösung helfen, ehe eine "größere Lösung" die Arbeit im Sommer fortsetzt. "Dieser Trainer ist nicht schlechter geworden. Ich bin der Überzeugung, dass wir den Turnaround schaffen können und Rose am 30.6. unser Trainer ist", machte Eberl klar. Ganz ausschließen wollte er eine vorzeitige Trennung aber dann doch nicht. "Es kommt immer darauf an, wie das Zusammenspiel funktioniert", erklärte er.
Glasner und Kohfeldt Kandidaten? Eberl hält sich bedeckt
Früher oder später wird Eberl jedoch ohnehin einen Nachfolger präsentieren müssen. Hierbei deutet sich auch langsam aber sicher eine Lösung an. "Die letzten drei Wochen war ich intensiv unterwegs und habe viele gute Gespräche geführt", bestätigte Eberl. "Wir sind auf einem guten Weg. Wir hatten eine Kandidatenauswahl, mit der wir uns beschäftigt haben. Für uns geht der Fokus langsam auf die Zielgerade," kündigte er an.
Noch ist die Gerüchtelage relativ dünn, wenn es um einen möglichen Rose-Nachfolger geht. Im Sportstudio wurden die Namen Jesse Marsch, Florian Kohfeldt, Ralf Rangnick, Gerardo Seoane und Oliver Glasner diskutiert. Konkret äußern wollte sich Eberl zu diesen Namen jedoch nicht. "Ich will in Ruhe meinen Job im Hintergrund machen, bis jetzt hat das sehr gut funktioniert“, erklärte er.
Interessant könnte die Frage werden, ob sich Gladbach, wie Borussia Dortmund, bei einem Bundesligakonkurrenten bedienen wird. So stehen ja schließlich auch Kohfeldt und Glasner auf der Liste. Konkret auf Glasner angesprochen, bestätigte Eberl jedoch, dass es noch keinen Kontakt gab. Der Wolfsburg-Coach soll ähnlich wie Rose eine Ausstiegsklausel im Vertrag haben, die einen Wechsel in Höhe von fünf Millionen Euro zuließe. Eine Konstellation, die womöglich auch Eberl in Betracht zieht. "Ich kann es heute nicht pauschal ausschließen", sagte dieser vielsagend.
Holt Gladbach Glasner trotz VfL-Vertrag? Was sagen die Fans dazu?
Sollten die Gladbacher wirklich einen Bundesligatrainer aus seinem Vertrag rauskaufen, so wäre die Reaktion der Fans sicherlich interessant. So würde ein Glassner genau das mit den Wolfsburgern anstellen, wofür man selbst Marco Rose verteufelte. Ob dies eine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit wäre, ist zumindest fraglich. Dabei wäre aber auch gesagt, dass einem der eigene Verein immer am nächsten steht. Nach zwei, drei überzeugenden Siegen würde das Thema in Gladbach also keinen mehr interessieren und das Mitleid mit den Wolfsburgern würde sich auch in Grenzen halten. Erleichternd kommt die Tatsache hinzu, dass es zwischen Glasner und den VfL-Verantwortlichen trotz der Erfolge nicht so gut zu passen scheint. Bei Florian Kohfeldt dürften sogar beide Seiten verstehen, wenn der junge Trainer den nächsten Schritt machen möchte. Jedenfalls sind beide Namen mit ihrer Bundesligaerfahrung durchaus attraktiv für die Borussen. Da bleibt es spannend, was in den kommenden Tagen und Wochen noch so passiert.