Gladbach-Pechvogel Doucouré feiert endlich sein Profidebüt - "Ein magisches Gefühl"

Stand nach langer Leidenszeit endlich in einem Pflichtspiel für Gladbach auf dem Feld - Mamadou Doucouré
Stand nach langer Leidenszeit endlich in einem Pflichtspiel für Gladbach auf dem Feld - Mamadou Doucouré / INA FASSBENDER/Getty Images
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Unfassbare vier Jahre musste der junge französische Verteidiger Mamadou Doucouré auf diesen Moment warten - das Pflichtspieldebüt für seinen Verein Borussia Mönchengladbach. Eine nicht enden wollende Verletzungsgeschichte nahm am vergangenen Spieltag gegen Union Berlin vorerst ein Ende und der 22-Jährige ist überglücklich, wie er im Interview auf der vereinseigenen Homepage borussia.de verrät.

Der in der senegalesischen Hauptstadt Dakar geborene Mamadou Doucouré wagte 2011 als damals 13-Jähriger den Sprung vom Paris FC in die Jugend von Paris Saint-Germain. Fünf Jahre später war er in der zweiten Mannschaft beim Weltklub angekommen, als er von Bundesligist Borussia Mönchengladbach verpflichtet wurde. Allerdings war Doucouré zum Zeitpunkt des Transfers verletzt - ein Muskelbündelriss hielt Max Eberl jedoch nicht davon ab, dieses große Innenverteidiger-Talent unter Vertrag zu nehmen.

Anfangs ging man von einem halben Jahr Ausfallzeit aus, doch bekanntlich musste Doucouré sehr viel länger auf sein Pflichtspieldebüt für die Gladbacher Profis warten. In den vier Jahren seit seiner Unterschrift bei der Borussia absolvierte er zwölf Einsätze für die Regionalliga-Mannschaft der Fohlen und bekam hier und da ein paar Minuten in Testspielen mit den Profis. Immer wieder brach seine Verletzung auf und der Franzose musste jetzt schon mehr Rehabilitationsmaßnahmen über sich ergehen lassen, als viele andere Spieler in ihrer gesamten Karriere.

"Es war ein tolles, ein magisches Gefühl."

Doucouré zu seinem Debüt nach 4 Jahren

Der glücklichste Mensch auf der Welt

Als er nun am vergangenen Spieltag beim Stand von 4:1 in der 90. Minute gegen Union Berlin eingewechselt wurde, ist mehr als eine gönnerhafte Geste von Trainer Marco Rose. Unter dem Applaus aller außenstehenden Gladbacher Spieler und Verantwortlichen durfte Doucouré das erste Mal in der Bundesliga auf dem Feld stehen.

"Sensationell! Endlich! Ich war, glaube ich, in dem Moment der glücklichste Mensch auf der Welt. Ich habe auf diesen Tag sehr lange, fast vier Jahre hingearbeitet. Auch, wenn es ein Spiel ohne Zuschauer war, war es ein tolles, ein magisches Gefühl, dass ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde", beschreibt er seine Gefühlslage in diesem für den jungen Mann so wichtigen Moment.

Die Gladbacher Bank erhebt sich, als Doucouré gegen Union das Feld betritt
Die Gladbacher Bank erhebt sich, als Doucouré gegen Union das Feld betritt / Pool/Getty Images

Dabei war er im Vorfeld nicht über einen Einsatz informiert worden. "Nein, es war vorab mit dem Trainer nicht abgesprochen. Ich war aber auch nicht überrascht. Ich habe mich ganz in Ruhe warm gemacht, als ich dann das Trikot mit der Vier sah, war klar: Ok, es passiert, ich komme ins Spiel", freute sich Doucouré. Besonders nervenaufreibend waren die Minuten kurz vor seiner Einwechslung, da das Spiel bereits entschieden war und die Gladbacher lässig den Sieg nach Hause schaukelten, ohne den an der Seitenlinie bereitstehenden Mitspieler zu bemerken.

"Marcus Thuram hat mich schließlich an der Seite gesehen und der Trainer hat auch gerufen: 'Schießt den Ball raus, Mams soll reinkommen!' In dem Moment hat Ibo Traoré den Ball ins Aus geschossen, und ich konnte ins Spiel kommen. Es war aber definitiv keine Absicht von den Jungs, mich noch ein bisschen zappeln zu lassen", scherzt der unabsichtlich hingehaltene Doucouré. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung war das Spiel beendet - er war in dieser kurzen Zeit einen halben Kilometer gelaufen und hatte sechs Ballkontakte sammeln können. Seinen energischen Einsatz erklärt er ziemlich simpel:

""Du kannst doch kein Bundesliga-Debüt feiern, ohne einmal den Ball gehabt zu haben.""

Mamadou Doucouré

Der einzige Faktor für ein noch schöneres erstes Spiel mit den Profis wäre ein voller Borussia Park gewesen, doch auch diesen Aspekt weiß Doucouré zu verschmerzen. "Klar, ich hätte gerne vor unseren Fans mein Debüt gefeiert, denn das hätte diesen Moment emotional sicher noch einmal doppelt so groß gemacht. Aber ich hoffe, dass das dann auch bald kommt" - die Fans werden ihn bei Gelegenheit sicherlich für die Wartezeit entschädigen.

Thuram als Herzwärmer - Doucouré will sich keinesfalls ausruhen

Besonders die Unterstützung von Kollege und Landsmann Thuram weiß Doucouré zu schätzen. Nach dem Spiel nahm "Tikus" seinen Mitspieler sofort in den Arm und stemmte sein Trikot auf der berühmten Eckfahne in den Abendhimmel.

Thuram herzt seinen Mitspieler Doucouré nach dessen Debüt
Thuram herzt seinen Mitspieler Doucouré nach dessen Debüt / Pool/Getty Images

"Marcus ist ein sehr guter Freund für mich. Dass er sich so für mich und mit mir über mein Bundesliga-Debüt freut, hat mir das Herz erwärmt. Marcus jubelnd mit meinem Trikot, das sind Bilder von diesem Spiel, die für immer in meinem Kopf bleiben und die mich sehr glücklich machen", so Doucouré über den sympathischen Stürmer der Borussia.

"Tikus" feiert mit Doucourés Trikot vor den fast echten Borussia-Fans
"Tikus" feiert mit Doucourés Trikot vor den fast echten Borussia-Fans / Pool/Getty Images

Doch auf diesem Teilerfolg ausruhen wird sich der so oft von Verletzungen zurückgeworfene Verteidiger nicht.


"Es war die erste Etappe auf meinem Weg, die ich nun gemeistert habe. Ich werde mich darauf aber sicher nicht ausruhen. Das war erst der Anfang. Ich werde hart arbeiten, um von hier weiterzukommen", verspricht Doucouré und erklärt, dass ihm die lange Leidenszeit auch einiges beigebracht hat.

"Ich kann behaupten, dass ich meinen Körper jetzt sehr genau kenne. Manche Spieler können das erst am Ende ihrer Laufbahn sagen. Ich habe dieses Gefühl mit 22 Jahren. Ich merke früh, wann sich mein Körper müde fühlt und ich eventuell eine Verletzung riskieren könnte. Ich weiß dann, was ich zu tun habe, worauf ich zu achten und woran ich zu arbeiten habe. Das ist auch ein Glück für einen Sportler und eine positive Sache, die ich aus meiner Reha-Zeit mitnehme. Man darf an Verletzungen nicht immer nur das Schlechte sehen. Das ist sehr wichtig."

Man kann dem jungen Mann nur wünschen, dass sein Optimismus in naher Zukunft belohnt wird und er endlich über einen längeren Zeitraum beweisen kann, was in ihm steckt. Denn er hat auch in dieser Saison mit der Borussia viel vor: "Den Einzug in die Champions League. Wir haben die Qualität dazu und werden alles dafür geben. Wir haben bisher viele tolle Spiele in dieser Saison gemacht und wollen uns dafür belohnen", gibt er den Anspruch der Mannschaft an die eigene Leistung prägnant wieder. Ob er selbst auf dem Platz mithelfen werde, dieses Ziel zu erreichen, kann Doucouré nicht versprechen, doch wolle er "trainieren, trainieren, trainieren, um immer mehr Spiele zu machen. Ich hoffe auch, dass ich in dieser Saison noch ein paar Minuten spielen werde. Aber das entscheidet der Coach."