Matthäus attackiert Hütter für Ginter-Ausbootung - wie geht's weiter?
Von Dominik Hager
Eine Woche nach dem gelungenen Rückrunden-Auftakt gegen den FC Bayern brennt bei Borussia Mönchengladbach schon wieder der Baum. Konkret sorgt das Thema Matthias Ginter für ein ordentlich Verstimmung. Der Innenverteidiger verbrachte das Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen über die volle Distanz auf der Ersatzbank. Sky-Experte Lother Matthäus kritisierte diese Entscheidung heftig. Adi Hütter versuchte sich hingegen zu rechtfertigen.
Es ist bestens bekannt, dass Matthias Ginter die Fohlen spätestens im Sommer 2022 verlassen wird. Für Ersatz hat Max Eberl bereits vor wenigen Tagen gesorgt. Marvin Friedrich wurde von Union Berlin verpflichtet und soll das neue Gesicht der Viererkette darstellen. Adi Hütter demonstrierte beim Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen, dass er auf Anhieb auf den Neuzugang setzen möchte und ließ ihn als rechten Innenverteidiger starten.
Demnach musste sich Ginter völlig überraschend mit einer Bankrolle zufrieden geben. Seit seinem Wechsel vom BVB zu den Fohlen musste der Nationalspieler dieses Schicksal noch nie erdulden. Tatsächlich stand er immer in der Startelf, insofern er dem Kader angehörte.
"Wir haben uns vor dem Abschlusstraining am Freitag dazu entschieden, dass wir mit Marvin Friedrich ins Spiel gehen“, erklärte Hütter vor dem Spiel bei Sky (via RP).
Hütter entscheidet sich für Jantschke: "Wollten wir so beibehalten"
Dies alleine ist vielleicht noch gar keine so große Sache. Dass sich der Gladbach-Coach jedoch dafür entschieden hat, gänzlich auf Ginter zu verzichten, ist es hingegen schon. Die Abwehrkette hätte ja auch Ginter-Friedrich-Elvedi lauten können.
Hütter entschied sich allerdings für Routinier Tony Jantschke in der linken Innenverteidigung. Dieser verfügt zwar über jede Menge Erfahrung, bringt aber zweifelsfrei nicht die Klasse eines Ginters mit. "Weil Tony auf der linken Seite gegen Bayern München gut gespielt hat und auch gut mit Luca Netz zusammengespielt hat. Das wollten wir beibehalten", rechtfertigte sich der Trainer für seine erstaunliche Entscheidung.
Dabei berücksichtigt er nicht, dass auch Ginter gegen die Bayern zu den stärksten Spielern auf dem Platz gehörte.
Hütter rechtfertigt sich: "Habe mich nicht gegen ihn entschieden"
Im Verlauf des Interviews sah Hütter dann aber doch ein, dass es sich bei der Entscheidung nicht nur um aktuelle sportliche Gründe handelte. "Auf der einen Seite geht es um die Zukunft, auf der anderen Seite um Leistung. Seine Leistung war gegen Bayern München absolut in Ordnung. Ich habe mich nicht gegen ihn entschieden, sondern schlussendlich auch für die Zukunft und für Marvin Friedrich", stellte der Fohlen-Coach klar.
Letztlich ging der Plan jedoch schief und Borussia Mönchengladbach unterlag Leverkusen mit 1:2, wobei die Abwehr auch nicht den besten Eindruck hinterlassen hat.
Matthäus schießt gegen Hütter
Lothar Matthäus zeigte sich nach dem Spiel sehr verwundert über die Nichtberücksichtigung von Ginter, der sogar gegenüber dem eingewechselten Jordan Beyer das Nachsehen hatte.
"Wir sind alle lange genug dabei, Adi. Ginter hat sich nichts, zumindest sportlich, zu Schulden kommen lassen und hat ein Riesenspiel bei den Bayern gemacht", legte Matthäus bei Sky los. "Heute wird mit Beyer ein junger und talentierter Spieler vor ihm eingewechselt. Gladbach steckt im Abstiegskampf, da muss ich die besten Spieler spielen lassen, außer man hat die Ansage bekommen, dass man schon was für die Zukunft aufbaut. Als Borussia-Fan ist mir aber die Gegenwart wichtiger."
Hütter selbst verstand wiederum nicht, warum bei diesem Thema ein Fass aufgemacht werden sollte - allerdings schlugen andere Experten wie Roman Weidenfeller und Stefan Effenberg ähnliche Töne an.
Zukünftige Einsätze von Ginter kann man zumindest Stand jetzt allerdings noch nicht ausschließen. "Was Matthias Ginter mit der Situation macht: er ist Profi genug, er weiß, dass man ihn noch brauchen kann", erklärte Hütter. Ein Profi wie Ginter weiß aber eben auch, dass Hütter offenbar mehr die Zukunft als die Gegenwart vor Augen hat und er demnach schwere Karten haben wird.
Ganz abwegig ist es selbstverständlich nicht, dass der Gladbach-Trainer lieber auf den neuen Mann setzt. In der Hinrunde hat man schließlich gemerkt, dass bei den Fohlen einige Profis mitspielen, die ihre Zukunft woanders planen. Oftmals ist es besser, den Umbruch zeitnah einzuschlagen, zumal die Abstiegsgefahr auch nicht so akut ist.
Viele enttäuschte Fans unterstützten die Ginter-Degradierung sogar.
Ginter-Abschied im Winter noch nicht absehbar
Dem Coach müsste absolut bewusst sein, dass eine derartige Entscheidung hohe Wellen schlägt. Die Unruhe dürfte jetzt zumindest noch ein wenig größer werden. Es scheint, als wäre es für alle Beteiligten am besten, das Kapitel jetzt zu beenden und getrennte Wege zu gehen.
"Er hat einen Vertrag bei uns und bei uns wird kein Spieler weggeschickt. Wir werden sehen, was bis zum 31. Januar passiert", äußerte sich Eberl, der allerdings auch klarstellte, dass noch kein Angebot eingegangen ist.
Ob sich das in den kommenden zwei Wochen noch ändert, ist noch nicht absehbar. Sport1-Redakteur Patrick Berger erklärte, dass Gespräche zwischen Inter Mailand, dem Ginter-Management und Borussia Mönchengladbach geführt werden, die Italiener aber eigentlich nur an einem Sommer-Transfer interessiert seien.
Für Berger steht allerdings fest, dass die Fohlen insgeheim auf einen vorzeitigen Verkauf hoffen.
Logisch ist dies definitiv, zumal der Klub auf diese Weise noch eine Ablöse generieren könnte. Nachdem der Ersatzmann Friedrich schon angekommen ist, gibt es kaum noch einen Grund, auf mögliche Einnahmen zu verzichten.