Gladbach duselt sich weiter: Wahnsinn, wir haben Glück!

Die Gladbacher Spieler feiern den Achtelfinaleinzug
Die Gladbacher Spieler feiern den Achtelfinaleinzug / Denis Doyle/Getty Images
facebooktwitterreddit

Borussia Mönchengladbach hat trotz der 0:2-Niederlage bei Real Madrid das Achtelfinale der Champions League erreicht, weil die anderen Mannschaften mitspielten. Für den grundsätzlich pessimistischen Fan ist ein solcher Ausgang eine Wohltat.

Eine der nervenaufreibendsten Situationen im Fußball ist es wahrscheinlich, wenn man auf Schützenhilfe anderer Mannschaften angewiesen ist, um sein Ziel zu erreichen. Ständig der bange Blick auf die Ergebnisse auf den anderen Plätzen und das Zittern und Hoffen. Es ist ein wenig wie Sportwetten, nur, dass es am Mittwochabend in der Champions League um viel mehr Geld ging als bei einer handelsüblichen Wette.

9,5 Millionen Euro konnte sich Borussia Mönchengladbach mit dem Einzug ins Achtelfinale sichern. Noch höheren Wert hatte aber der sportliche Erfolg, erstmals überhaupt in der Königsklasse in die Runde der letzten 16 einzuziehen. Das Gute: Die Fohlen brauchten eigentlich keine Schützenhilfe, sondern selbst nur einen Punkt holen. Das Schlechte: Es ging zu Real Madrid und nach 45 Minuten und einem furchtbaren Defensiv-Auftritt war das Thema Punktgewinn schon erledigt.

An Schützenhilfe zu glauben ist naiv

Es brauchte dann also doch Schützenhilfe, um nach den teilweise berauschenden Champions-League-Abenden nicht doch noch in die Europa League abzurutschen. Wobei - eigentlich ist die Wortwahl nicht korrekt: In Mailand zwischen Inter und Schachtar Donezk sollte nämlich bitte einfach überhaupt kein Tor fallen.

Gladbach brauchte ein Unentschieden zwischen Donezk und Inter.
Gladbach brauchte ein Unentschieden zwischen Donezk und Inter. / Soccrates Images/Getty Images

Darauf zu setzen ist naiv. Der Optimismus dürfte sich bei den Gladbacher Fans während der zweiten Halbzeit, als die Partie in Madrid so dahin plätscherte, in Grenzen gehalten haben. Niemals würde die Borussia so ein Glück haben, dass dieses andere Spiel, in dem beide mit einem Sieg hätten vorbeiziehen können, unentschieden endet. Und schon gar nicht 0:0.

Mit der Hilfe von anderen Teams war das oft nämlich so eine Sache. In de ersten Champions-League-Saison der Fohlen 2015/16 wurden sie am letzten Spieltag noch auf Rang vier zurückversetzt, weil Juventus plötzlich gegen Sevilla verlor. In der Bundesliga-Saison 2018/19 fiel Gladbach noch hinter Leverkusen auf Rang fünf zurück, weil Hertha BSC sich am 34. Spieltag 1:5 abschießen ließ.

Die anderen Mannschaften konnten natürlich nichts dafür, schließlich hatten die Gladbacher ihre Hausaufgaben bei den genannten Beispielen selbst nicht gemacht. Der Blick auf die jüngere Vergangenheit zeigt außerdem, dass es auch anders geht: Erst im Juni schlug die Hertha Bayer dann doch und ermöglichte Gladbach erst die Teilnahme dieses Jahr an der Champions League (auch, wenn es nicht am letzten Spieltag war).

Donezk spielt für Gladbach

Und jetzt war es Donezk. Diese wunderbaren Ukrainer, die sich in zwei Spielen haben abschießen lassen und dann mit einem Europa-League-Platz völlig zufrieden waren. Sie verteidigten tapfer, drehten an der Uhr und retteten sich auf Rang drei. Am Ende waren dann alle zufrieden außer Inter Mailand. Es ist eine neuerliche Gelegenheit für Gladbach-Fans, die gewohnte negative Denke abzutrainieren und viel mehr daran zu glauben, dass man auch mal Glück hat, dass nicht immer alles gegen einen läuft.

Eine solche Denke ist komplett irrational und subjektiv, so wie der Fußball aus Fan-Sicht nun einmal ist. Der Schiedsrichter pfeift eh nur für die anderen und der Kommentator ist garantiert Fan der gegnerischen Mannschaft. Als ob Inter und Donezk tatsächlich 0:0 spielen, der Lukaku wird schon noch einen machen. Aber so ist es eben nicht, manchmal profitiert man auch von den anderen, so wie Gladbach am Mittwochabend. Es ist kaum zu glauben.