Fußball ohne Ende? Spieler und Fans hätten eine längere Winterpause verdient!

Die Bundesliga steht nur für eine Woche still. Das ist viel zu wenig.
Die Bundesliga steht nur für eine Woche still. Das ist viel zu wenig. / Lars Baron/Getty Images
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Die aktuelle Winterpause hat ihren Namen eigentlich nicht verdient. Die Bundesliga ist nur an diesem Wochenende außer Betrieb, bereits nach Neujahr werden die Mannschaften wieder auf den Rasen gebeten. Die Spieler hätten ebenso wie die Fans eine längere Pause verdient.

Das volle Ausmaß der Corona-Krise, das war den Vereinsverantwortlichen bereits im Frühjahr bewusst, bekommen Vereine und Spieler erst in dieser Saison voll zu spüren. Für die Klubs bedeutet das weitere Millionenverluste aufgrund fehlender Ticketeinnahmen, für die Spieler eine extreme Belastung, die sie bereits nach dem Re-Start im Mai an ihre Grenzen brachte.

Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League, Europa League, Länderspiele - seit September ist die Saison 2020/21 in vollem Gange. In Zahlen ausgedrückt: Es wurden bereits 117 Bundesligaspiele, 46 Pokalspiele, 96 Champions-League-Spiele, 144 Europa-League-Spiele und 162 Nations-League-Spiele gespielt. Und das in nicht einmal vier Monaten.

An die leeren Tribünen hat man sich längst gewöhnt. An die hohe Belastung können sich die Spieler aber nicht gewöhnen.
An die leeren Tribünen hat man sich längst gewöhnt. An die hohe Belastung können sich die Spieler aber nicht gewöhnen. / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Die Spieler schleppen sich von Spiel zu Spiel, alle drei Tage müssen sie wieder ran, ohne mal richtig abschalten zu können. Nicht einmal in dieser "Winterpause" ist das möglich. Nach den Weihnachtstagen steht das Mannschaftstraining auf dem Programm, schon am zweiten Januar wird der 14. Spieltag eröffnet. Mannschaften wie der FC Bayern, die seit Ende Mai nahezu pausenlos im Spielbetrieb sind, haben nur eine einzige Woche Zeit um die Akkus aufzuladen, bevor der Zirkus in gewohnter Manier weitergeht.

In der Bundesliga werden die Spieltage 16 bis 18 in einer englischen Woche gespielt, im Februar und März beginnt die K.o.-Phase in der Champions und Europa League und zusätzlich sind im März auch die Nationalmannschaften wieder an der Reihe, die vom 11. Juni bis 11. Juli um die Europameisterschaft spielen werden.

Die aufgeblähte Saison ist ein eindeutiger Fingerzeig

Die vielen Spiele dürften auch den Fans aufs Gemüt schlagen. So viel Fußball über so viele Wochen, an nahezu jedem Wochentag wird gespielt. Freitag, Samstag, Sonntag und Montag sind die Bundesliga und 2. Bundesliga dran, Dienstag und Mittwoch die Königsklasse, Donnerstag die Europa League und dann übertragen Sky und DAZN auch noch die Premier League, La Liga, Serie A, Ligue 1 sowie weitere nationale Pokalwettbewerbe und die Nations League.

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt - aber nur in gesundem Maße. Die aktuelle Saison führt zu einer Übersättigung. Das ist ein Fingerzeig an die UEFA, die in der kommenden Saison den Start ihres dritten internationalen Wettbewerbs, der Conference League, feiern will; und an die FIFA, die die Klub-WM und die Weltmeisterschaft aufblasen will; und an alle Beteiligten, die im Hintergrund an einer Super League basteln.

Immer höher, immer weiter - das sagt sich unter anderem FIFA-Präsident Gianni Infantino, der die WM 2026 mit 48 Teilnehmern gestalten will
Immer höher, immer weiter - das sagt sich unter anderem FIFA-Präsident Gianni Infantino, der die WM 2026 mit 48 Teilnehmern gestalten will / Paolo Bruno/Getty Images

Wenn es jetzt schon zu viel Fußball ist, wie soll es dann in einigen Jahren mit drei internationalen Wettbewerben, einer Weltmeisterschaft mit 48 Mannschaften und einer über den nationalen Ligen schwebenden Super League aussehen? Und wie fühlen sich die Spieler, wenn immer mehr Spiele auf sie zukommen, ohne dass ihre Meinung gefragt ist?

Verbände und Vereine streben selbstverständlich danach, wirtschaftlich so erfolgreich zu sein wie möglich. Mit noch mehr Spielen und noch attraktiveren Wettbewerben sollen den TV-Sendern, Werbepartnern und Zuschauern noch mehr Geld entlockt werden - doch es droht die Gefahr, dass das Rad völlig überdreht wird. Im schlimmsten Fall wäre eine solch extreme Belastung für die Spieler auch in einer regulären Saison der Normalfall, weil ein Spiel nach dem anderen ansteht - und die Fans dürften sich ganz genau überlegen, welche Wettbewerbe sie noch verfolgen, um ein gesundes Maß an Fußballspielen zu konsumieren. Das wiederum wäre schlecht für die Einschaltquoten und damit auch schlecht für's Geschäft. Denn der Fußball lebt von den Fans; und von gesunden Spielern.