Frauen-Bundesliga: 5 Erkenntnisse zum 4. Spieltag

Nicht hundertprozentig zufrieden: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot
Nicht hundertprozentig zufrieden: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot / Matthias Kern/GettyImages
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Am vierten Spieltag der Frauen-Bundesliga konnten sich meist die Favoriten durchsetzen, selbst wenn sie keine Topleistungen brachten. Leverkusen musste dagegen eine Schlappe gegen Meppen hinnehmen, das sich damit nach zuvor guten Leistungen erstmals belohnen konnte. Beim Baden-Derby wurde Freiburg ihre Stärke zum Verhängnis - fünf Erkenntnisse zum vierten Spieltag.


1. Nur Wolfsburg kann Wolfsburg stoppen

Es war nicht der überzeugendste Auftritt des VfL in dieser Saison - was auch daran lag, dass sich die Wolfsburgerinnen teils selbst das Leben schwer machten. Beim 2:0-Sieg gegen Turbine Potsdam hätte das Team von Tommy Stroot auch mehr Treffer erzielen können, scheiterte aber an der eigenen Ungenauigkeit oder an Turbines glänzend aufgelegter Torhüterin Jil Frehse. Auch wenn im letzten Drittel oft noch die Präzision fehlte, zeigte Wolfsburg mit einigen ansehnlichen Kombinationen erneut, dass sie spielerisch vielen Teams der Liga weit enteilt sind. Ihr bisheriger xG - also die statistisch erwarteten Tore aus den Chancen, die sie herausgespielt haben - von etwa elf ist fast doppelt so hoch wie der vom zweitplatzierten Team aus München (sechs).

Von der Bank brachten Rebecka Blomqvist, die bisher viel aus ihren Spielminuten gemacht hat, und Sveindis Jonsdottir erneut viel Schwung herein. Blomqvist hat von allen Bundesliga-Spielerinnen pro 90 Minuten die meisten Chancen kreiert, Jonsdottir am meisten zum Angriff beigetragen (Schüsse aufs Tor und herausgespielte Chancen zusammen). Eigentlich keine Zahlen, die von Ergänzungsspielerinnen kommen. Diese Qualität könnte auch im Top-Duell gegen Bayern nächste Woche eine entscheidende Rolle spielen.


2. Topteams gewinnen auch mit mittelmäßigen Leistungen

Auch Bayern siegte recht ungefährdet mit 4:0 gegen den 1. FC Köln und musste ebenfalls dafür keine Top-Leistung bringen. Ähnlich ging es Eintracht Frankfurt gegen die SGS Essen, die sich mit ärgerlichen Abwehrfehlern und einer roten Karte selbst um die Punkte brachte. Es war erneut ein Spieltag, der zeigte: Auch ein Topteam an einem eher schlechten Tag ist meist um einiges stärker als ein Team aus dem Tabellenmittelfeld. Überraschungen sind schon möglich, wie die letzte Saison zeigte. Dort rangen etwa Freiburg und Leverkusen dem VfL Wolfsburg ein Unentschieden ab. Dafür muss aber einiges zusammenkommen: Bei Wolfsburg brauchte das Team damals noch Zeit, um den Spielplan vom neuen Trainer umzusetzen, daher wirkte der VfL unkoordiniert.

In solchen Situationen kann schon etwas gehen, ansonsten eher selten. Frankfurt versucht derzeit, auch einen solchen Status zu bekommen, in den letzten Saison hatten sie sich noch einige unnötige Niederlagen geleistet. Es gibt in der Bundesliga eine ganze Reihe an Teams, die mittelfristig auf die Champions League blicken - Leverkusen, Freiburg und Köln etwa -, aktuell sind die Großen für sie aber noch schwer zu schlagen. Vor diesem Hintergrund könnte der neue TV-Vertrag eine Rolle spielen, da die kleineren Teams von den um ein Sechzehnfaches gesteigerten Erlösen überproportional profitieren könnten.


3. Freiburgs Unerfahrenheit wird ihnen zum Verhängnis

"Hoffenheim ist natürlich schon sehr eingespielt, da haben sie eine gewisse Routine", sagte Freiburgs Neuzugang Judith Steinert im Gespräch mit 90min vor dem Baden-Derby. Steinert muss es wissen, denn sie hatte zuvor elf Jahre lang das Trikot der TSG getragen, bevor es sie in den Breisgau zog. Sie rechnete mit einem Fifty-Fifty-Spiel, sah aber Hoffenheims Erfahrung als potenziellen Vorteil für den Gegner - eine Einschätzung, die sich bewahrheiten sollte. Das Baden-Derby war eine offene Angelegenheit, bei der Freiburg nach 2:1-Halbzeitführung lange wie der Sieger aussah. Zwei späte Tore für Hoffenheim sorgten aber dafür, dass der SC mal wieder ohne Punkte vom Platz ging - zum achten Mal in Folge gegen Hoffenheim.

Dabei hatten sie das Spiel deutlich offener gestaltet als einige der letzten Begegnungen und vieles richtig gemacht: Die Halbzeitführung war unter dem Strich verdient, weil Freiburg zwingender und unberechenbar war. Wie in einigen Spielen zuvor, besonders beim 5:2 gegen Essen, zeigten sie einen erfrischenden Fußball und kamen gut über die Flügel nach vorne. In der zweiten Hälfte traute sich das Team von Theresa Merk dann nur noch weniger nach vorne, Hoffenheim kam aber zu wenigen klaren Chancen. Nach dem Ausgleich wirkte der SC dann schockiert, dass ihnen der Sieg doch noch aus den Händen geglitten war - und kassierte prompt auch noch das 3:2. Dort zeigte sich, dass Freiburg in diesen Situationen noch wenig Erfahrung hat, die eigentliche Stärke Unbekümmertheit wurde ihnen hier zum Verhängnis.


4. Bremen mit neuen Ideen und alten Problemen

Bei dem Duell von Bremen gegen Duisburg hatten wenige ein großes Offensivfeuerwerk erwartet, schließlich taten sich beide bisher schwer, vor das gegnerische Tor zu kommen. Bei Bremen ein bekanntes Problem, die defensive Stabilität ging schon letztes Jahr oft auf Kosten der offensiven Schlagkraft. Auch gegen Duisburg konnte an der Leistung der Abwehr wenig bemängelt werden, aber nach vorne ging trotz einiger guter Ideen wenig. Bremen war es anzusehen, dass sie im Spiel nach vorne variabler werden wollten, nicht immer nur den langen Ball suchten.

Stattdessen versuchten die Werderanerinnen einige flache Steckpässe und Seitenverlagerungen. Die Duisburger Kette sollte auseinander gezogen werden, der Platz zwischen den Spielerinnen ausgenutzt werden. Einige vielversprechende Ideen also, aber es blieb zu oft beim Versuchen und zu selten kam es zum Gelingen. Es wirkt ein wenig wie verhext, denn trotz aller Bemühungen geht Werder die Präzision im letzten Drittel ab. Auch mangelhafte Ballannahmen trugen ihren Teil bei, Trainer Thomas Horsch war enttäuscht: "Wir haben viele technische Mängel an den Tag gelegt und sehr unsauber gespielt. Das war nicht rund heute", sagte er. So blieb es bei guten, neuen Ansätzen und alten Problemen.


5. Meppen belohnt sich für gute Leistung mit ersten Punkten

Nach drei Spieltagen ohne Punkt ist die Laune meist nicht allzu gut, in Meppen war davon aber vor dem Spiel gegen Leverkusen wenig zu sehen. Die Überzeugung, dass der Punktestand bald hochgehen würde, war da. Das lag auch daran, dass es zwar drei Niederlagen gegeben hatte, Meppen sich für ihr Auftreten aber nicht schämen musste. Das 1:2 gegen Freiburg zum Start hätte auch gut Unentschieden ausgehen können, das Spiel gegen Essen war recht offen und auch Hoffenheim schoss bis zur 67. Minute kein Tor gegen die Emsländerinnen. Meppen versuchte, viele Situationen spielerisch zu lösen und präsentierte sich auf Augenhöhe, einige Kombinationen gelangen gut.

Von daher war der Optimismus nicht unbegründet, und Meppen konnte sich für diesen mutigen Ansatz nun erstmals belohnen. Gegen Leverkusen zeigte sich der SV immer wieder spritzig und störte die Gegnerinnen gut, die sich auffällig viele Fehler leisteten. Zur Wahrheit gehört natürlich auch: Leverkusen spielte erneut eher enttäuschend und hatte ebenfalls Chancen, wie etwa Jill Bayings' Lattentreffer. Und der Elfmeter, der für die Meppener Führung sorgte, war umstritten. Trotzdem war es unter dem Strich ein verdienter Sieg, weil Meppen die Leverkusener Abwehr in mehreren Szenen aushebeln konnte. Statistisch gesehen behält Meppen länger den Ball als alle anderen Abstiegskandidaten, drischt ihn also nicht bei der ersten Gelegenheit nach vorne. Das zahlte sich nun erstmals aus.


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