Flächendeckende Fan-Ausschreitungen überschatten den französischen Fußball

Die Gewalt der Hooligans hat Einzug in die französischen Stadien gehalten
Die Gewalt der Hooligans hat Einzug in die französischen Stadien gehalten / MEHDI FEDOUACH/Getty Images
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Schon seit Wochen wird der französische Fußball von gewalttätigen Akten sogenannter Fußball-Fans, in und außerhalb der Stadien, erschüttert. Auch am gestrigen Mittwoch kam es wieder zu bedauernswerten Szenen in einigen Arenen der Ligue1.


Beim Südderby zwischen dem FC Montpellier und Girondins Bordeaux seien, nach Angaben der zuständigen Präfektur des Départements Herault, 16 Fans bei gewaltsamen Auseinandersetzungen beider Fan-Lager verletzt worden.

Rauchbomben und Eisenstangen

Offenbar wurde ein Reisebus der Gäste aus Bordeaux von einer etwa fünfzig Mann starken Gruppe von Montpellier-Fans angegriffen. Die Angreifer seien mit Rauchbomben und Eisenstangen bewaffnet gewesen.

Präfekt Hughes Mouthouh verurteilte diese Gewaltakte aufs Schärfste und kündigte entsprechende Maßnahmen an, um die Hooligans zu bestrafen und ihnen zukünftig den Zutritt zu den Stadien zu verwehren.

Auch beim Spiel zwischen Angers SCO und Olympique Marseille kam es zu Szenen, die keiner in einem Fußballstadion sehen will. Kurz nach dem Schlusspfiff stürmten mehrere "Fans" aus beiden Lagern das Spielfeld, um sich eine Gruppenschlacht zu liefern.

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Hooligans gegen Hooligans und alle gegen die Sicherheitskräfte: unschöne Bilder auch in Angers / JEAN-FRANCOIS MONIER/Getty Images

Verzweifelter Stadionsprecher: "Welches Bild geben wir ab?"

Parallel dazu wurden Feuerwerkskörper in eine der Tribünen geschossen, auf der sich Anhänger beider Lager befanden. Sicherheitskräfte der Polizei mussten eingreifen, während ein verzweifelter Stadionsprecher ("Bitte, bitte Leute. Welches Bild geben wir ab? Bitte, beruhigt euch!") vergeblich versuchte, die erhitzten Gemüter zu beruhigen.

Ähnliche Bilder wie in Angers gab es auch beim Gastspiel von Paris St. Germain in Metz. Das Spiel, das der haushohe Favorit erst in der Nachspielzeit für sich entscheiden konnte, war gerade abgepfiffen worden, als ebenfalls eine Gruppe von Chaoten das Spielfeld stürmen wollte.

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Auch in Metz gab es Vorfälle mit gewaltbereiten Chaoten / SEBASTIEN BOZON/Getty Images

Es blieb zwar beim Versuch - doch die genannten Beispiele zeigen, dass der französische Fußball derzeit ein massives Problem mit gewaltbereiten Hooligans hat.

Schon in den vergangenen Wochen gab es immer wieder unrühmliche Vorfälle. Vor knapp einem Monat stürmten Hooligans beim per se schon stets emotional aufgeladenen Mittelmeer-Derby zwischen OGC Nizza und Olympique Marseille das Spielfeld - und erzwangen einen Spielabbruch.

Zuvor waren sogar Spieler von Marseille von Nizza-"Fans" angegriffen worden. Ein Wunder, dass es an jenem Abend keine Verletzten (oder Schlimmeres) zu beklagen gab. Weitere Beispiele gefällig?

Nun, am vergangenen Wochenende wollten die Chaoten im Norden des Landes wohl unter Beweis stellen, ihren Gesinnungsgenossen im Süden in keiner Weise nachzustehen.

Denn auch beim traditionell ebenfalls sehr aufgeladenen Derby zwischen RC Lens und OSC Lille (beide Städte trennen nur 28 Kilometer) gab es eine Invasion des Spielfelds seitens einiger "Fans", die sich anschließend eine wüste Schlägerei lieferten. Bilanz: sechs Leichtverletzte und zwei Festnahmen von Fans, die Stadionsitze in die Menge geworfen hatten.

"Offenbar nicht intelligent genug, um nur zum Fußballschauen zu kommen!"

Der Kommunikationschef von Olympique Marseille, Jacques Cardoze, zog ein bitteres Fazit: "Wir haben 15 Monate lang keinen Fußball mehr gesehen, und die Leute sind offenbar nicht intelligent genug, um nur zum Fußballschauen zu kommen." (via sid via spiegel.de)