Neuer und Lewandowski übertrumpfen alle: Die Hinrunden-Noten für die Stars des FC Bayern

In der Hinrunde haben einige Akteure des FC Bayern eindeutig aus der Masse herausgestochen
In der Hinrunde haben einige Akteure des FC Bayern eindeutig aus der Masse herausgestochen / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Das Fußballjahr 2020 ist für den FC Bayern beendet. Bevor im Januar die Rückrunde beginnt, verteilt 90min Noten für alle Stars des Rekordmeisters.


1. Torhüter

Manuel Neuer ist nicht nur im Tor des FC Bayern das Maß aller Dinge
Manuel Neuer ist nicht nur im Tor des FC Bayern das Maß aller Dinge / Alexander Hassenstein/Getty Images

Manuel Neuer: Über Manuel Neuer gibt es kaum noch Worte zu verlieren. Der 34-Jährige performt seit Monaten auf absolutem Weltklasseniveau und war in den vergangenen Wochen der sicherste Rückhalt für die wackelige Bayern-Abwehr. Seine Vordermänner ließen viele Chancen zu, doch Neuer war stets zur Stelle - obwohl er schon 25 Gegentore in 19 Pflichtspielen kassiert hat (Stand: 17.12.2020). Ohne seine Glanzparaden stünden noch mehr zu Buche. Note: 10/10.

Alexander Nübel: An Alexander Nübel hatten die Verantwortlichen von Beginn an klare Erwartungen. Der Neuzugang des FC Schalke 04 soll sich hinter Neuer weiterentwickeln und sich auf das Erbe des Welttorhüters vorbereiten. Bisher durfte Nübel sich in zwei Pflichtspielen beweisen, beide Male erwies er sich als souveräner Schlussmann - anders als in der Rückrunde der vergangenen Saison. Aufgrund der wenigen Leistungen ist aber weder eine besonders positive noch eine besonders negative Bewertung möglich. Note: 5/10.


2. Abwehrspieler

Jerome Boateng war vor der Winterpause der beste Abwehrspieler der Bayern
Jerome Boateng war vor der Winterpause der beste Abwehrspieler der Bayern / Alexander Hassenstein/Getty Images

Benjamin Pavard: In dieser Saison ist Benjamin Pavard weit von seiner Bestform entfernt. Der Franzose ist kaum wiederzuerkennen, liefert offensiv ungefährliche Impulse und ist in der Rückwärtsbewegung ungewohnt anfällig. Demzufolge ist auch seinetwegen die rechte Seite offensiv lahmgelegt und defensiv anfällig. Im neuen Jahr wird er wieder bessere Leistungen zeigen müssen - sonst sind Experimente wie Niklas Süle als Rechtsverteidiger bald keine Seltenheit mehr. Note: 3/10.

Bouna Sarr: Als Backup für Pavard wurde Bouna Sarr verpflichtet. Was beide Franzosen gemeinsam haben ist ihre schwache Form. Auch Sarr weiß nicht zu überzeugen und begeht im Spiel gegen den Ball vor lauter Angst, Fehler zu machen, Fehler. Darüber hinaus kann der 28-Jährige seinen offensiven Drive nicht ausspielen, seine Dribblings und Flanken sind in der Regel ungefährlich. Note: 3/10.

Tanguy Nianzou: Mit großen Vorschusslorbeeren wurde Tanguy Nianzou im Sommer empfangen, allerdings konnte das 18-jährige Juwel seine Fähigkeiten noch nicht unter Beweis stellen. Nach einer Oberschenkelverletzung kehrte Nianzou erst im November zurück, vor wenigen Tagen erlitt er jedoch einen Muskelbündelriss, der ihn erneut einige Wochen außer Gefecht setzt. Aufgrund dessen konnte er sich erst für 21 Minuten im Bayern-Trikot präsentieren. Note: 2/10.

Jerome Boateng: Im bisherigen Saisonverlauf ist Jerome Boateng der beste Innenverteidiger des FC Bayern. Der Routinier ist gegen den Ball resolut, leistet sich im Zusammenspiel mit David Alaba kaum Fehler und ist ein wichtiger Antreiber im Aufbauspiel. Zuletzt waren zwar viele seiner Diagonalbälle ideen- und harmlos und mit anderen Partnern in der Innenverteidigung vermochte er nicht zu harmonieren, grundsätzlich aber weiß Boateng am meisten zu überzeugen. Note: 8/10.

Niklas Süle: Nach seiner Rückkehr sah es zunächst so aus, als hätte sich Niklas Süle nie das Kreuzband gerissen. Allerdings war der deutsche Nationalspieler in den vergangenen Wochen nicht in Form. Unmittelbar nach der Entlassung aus der Quarantäne musste er zur Nationalmannschaft, aufgrund des Trainingsrückstandes, der aus seiner Zeit beim DFB resultierte, musste er vermehrt auf der Bank Platz nehmen. Süle mag ein schneller Innenverteidiger sein, muss allerdings noch an seinen Fähigkeiten am Ball arbeiten und das Zusammenspiel mit dem linken Innenverteidiger besser abstimmen. Note: 6/10.

David Alaba: In der Rückrunde der vergangenen Saison war David Alaba einer der besten Innenverteidiger Europas, doch der Österreicher hat den Faden verloren. Seine Mannschaftskollegen beschreiben ihn als stets fokussiert, allerdings wirkte es zwischenzeitlich so, als würden sich die (mittlerweile gescheiterten) Vertragsgespräche auf seine Leistungen auswirken. Alaba unterliefen einige Fehler, die zu Großchancen oder Gegentoren führten. Zuletzt fiel er wieder positiver auf, ganz so glanzvoll wie in der ersten Jahreshälfte hat er aber nicht gespielt. Note: 6/10.

Lucas Hernandez: In seiner Debütsaison von einigen Medienvertretern als "80-Millionen-Flop" abgestempelt, hat sich Lucas Hernandez als größter Gewinner der neuen Saison herausgestellt. Er genießt er auf der linken Abwehrseite den Vorzug vor Alphonso Davies, der im Oktober einen Bänderriss im Sprunggelenk erlitt und über einen Monat ausgefallen ist. In der Folgezeit hatte zwar auch Hernandez mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, insgesamt aber ist er körperlich deutlich fitter als noch in der vergangenen Spielzeit. Hernandez überzeugt mit seinen offensiven Impulsen und seiner Aggressivität im Spiel gegen den Ball - ein Element, das sich einige Male positiv bemerkbar gemacht hat. Er mag nicht Davies' Speed haben, aber er ist ein sehr guter Abwehrspieler. Note: 7/10.

Alphonso Davies: In seiner zweiten vollständigen Saison in München erlebt Alphonso Davies sein erstes Tief. Das darf man ihm nach der herausragenden vergangenen Spielzeit keineswegs verübeln - zumal man nicht vergessen darf, dass er gerade einmal 20 Jahre alt ist. Bei seinem Comeback im Champions-League-Spiel gegen Lokomotiv Moskau (2:0) am neunten Dezember machte er auf der linken Außenbahn wieder mächtig Dampf - eine Eigenschaft, die Hansi Flick zuvor vermisst hatte. Noch immer kann der "Roadrunner" viele Bälle ablaufen, aber ihm fehlt nach seiner Verletzung noch die Selbstverständlichkeit und der Rhythmus. Im neuen Jahr kann er nichtsdestotrotz wieder enorm wichtig werden. Note: 4/10.

Chris Richards: Auf Wunsch von Hansi Flick pendelt Chris Richards zwischen Amateuren und Profis. In dieser Saison kam der US-Amerikaner bereits dreimal in der Bundesliga und dreimal in der Champions League zum Einsatz, wobei er als vielseitiger Backup auf sich aufmerksam gemacht hat. Ob als Rechts-, Innen- oder Linksverteidiger, Richards hat sein Potenzial mehrfach angedeutet. Selbstverständlich wird er sich noch an das Bundesliga-Niveau gewöhnen müssen, nach dem bisherigen Saisonverlauf darf man aber die berechtigte Frage stellen, ob er als Backup für Pavard einen schlechteren Job machen würde als der blasse Bouna Sarr. Note: 6/10.


3. Mittelfeld- /Flügelspieler

Joshua Kimmich (l.) ist der Dreh- und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld
Joshua Kimmich (l.) ist der Dreh- und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld / Pool/Getty Images

Joshua Kimmich: Seit Thiagos Weggang ist Joshua Kimmich der beste und gleichzeitig wichtigste Mittelfeldspieler des FC Bayern. Auf der Sechs ist der 25-Jährige zum Führungsspieler gereift, der in Abwesenheit des zum FC Liverpool abgewanderten Thiago das Spiel an sich reißt und ihm Rhythmus verleiht und Tiefe gibt, zahlreiche Angriffe initiiert und zudem für extreme Ballsicherheit und Pressingresistenz steht. Gleichzeitig ist Kimmich gegen den Ball ein wichtiger Faktor, da er hartnäckig in Zweikämpfen zu Werke geht und viele Angriffe des Gegners vor der letzten Linie stoppt. Sein verletzungsbedingter Ausfall nach dem Top-Spiel gegen den BVB Anfang November wog daher extrem schwer. Note: 9/10.

Leon Goretzka: An Kimmichs Seite hat sich Leon Goretzka zu einem elementaren Baustein des bajuwarischen Mittelfelds entwickelt. Auf der vertikalen Doppelsechs dringt Goretzka bis in den Zehnerraum vor, wo er einerseits mit Thomas Müller Tiefe und Torgefahr kreiert und andererseits seine Aggressivität und Robustheit einsetzen und für hohe Ballgewinne sorgen kann. Besonders beeindruckend sind seine nachrückenden Tiefenläufe bei Hereingaben von außen, die gerne mal in einem Abschluss münden. Auf einer tieferen Position ist sein Potenzial allerdings verschenkt und das Spiel der Bayern gehemmt. Note: 8/10.

Corentin Tolisso: Der Kreuzbandriss im September 2018 war verheerend für die Entwicklung von Corentin Tolisso. Der Franzose war lange draußen und in der Folgezeit nur Bankdrücker, durfte sich in dieser Saison aber wieder häufiger unter Beweis stellen. In einer etwas offensiveren Rolle glänzt er mit Tiefenläufen und einem gefährlichen Abschluss, auf der Sechs agiert er jedoch zu unsicher. Note: 6/10.

Javi Martinez: Eigentlich galt der Abgang von Javi Martinez schon als beschlossene Sache, doch der Spanier wird seinen bis 2021 datierten Vertrag erfüllen. Er ist ein langsamer Abräumer, der in Zweikämpfen hart zur Sache geht, mit dem Ball aber nicht viel anzufangen weiß. Flick kann ihn immer wieder mal gut gebrauchen, seine besten Tage hat der 32-Jährige aber längst hinter sich. Note: 5/10.

Marc Roca: Marc Roca ist bisher das größte Rätsel im zentralen Mittelfeld. Der Neuzugang von Espanyol Barcelona ist am Ball ein Spieler wie Kimmich, er kann unaufgeregt und mit wenigen Kontakten auch unter Gegnerdruck präzise Pässe spielen und ein Spiel an sich reißen. Allerdings lässt Flick ihn nicht allzu häufig ran. Lieber verzichtet er auf Ballkontrolle und setzt auf ein wesentlich anfälligeres Mittelfeld mit einem tiefen Goretzka und Tolisso oder Jamal Musiala als Nebenmann. Warum Roca nicht spielt, beantwortete der Bayern-Trainer nicht eindeutig. In der Rückrunde wird sich zeigen, wo der 23-Jährige wirklich steht. Note: 2/10.

Jamal Musiala: Auch wenn Jamal Musiala erst seit einem Jahr in München spielt, könnte das Offensivtalent der erste Nachwuchsspieler seit David Alaba werden, der den Durchbruch bei den Bayern-Profis schafft. Nach seiner Verpflichtung vom FC Chelsea spielte Musiala noch für die U17, ein Jahr später sorgt er in Bundesliga und Champions League mit seinen dynamischen Dribblings, seiner Spielintelligenz und seinem starken Abschluss für Staunen. Seine rasante Entwicklung kann sich sehen lassen. Note: 7/10.

Thomas Müller: Thomas Müller ist und bleibt unverkennbar. Der 31-Jährige war in 21 Saisonspielen an 18 Toren direkt beteiligt (9 Tore und 9 Assists, Stand: 17.12.2020) und gibt auf dem Rasen weiterhin den Ton an. Seine vielen Kommandos sind nicht zu überhören, sein Beitrag am Erfolg der Bayern nicht zu übersehen. Kurzum: Müller hat ein herausragendes Jahr 2020 und eine sehr gute Hinrunde hinter sich. Note: 9/10.

Leroy Sané: Die Erwartungen an Leroy Sané sind groß, schließlich bemühte sich der FC Bayern über ein Jahr lang um die Dienste des Außenbahnspielers. Aufgrund eines Kreuzbandrisses und einer späteren Kapselverletzung ist es für den deutschen Nationalspieler allerdings nicht leicht, sich angesichts des vollen Spielkalenders in der neuen Mannschaft zurechtzufinden. Ohne taktische Trainingseinheiten ist es schwer, Abläufe kennenzulernen und ein Gespür dafür zu entwickeln, was von ihm gefordert wird und wie die Mitspieler um ihn herum agieren. Dennoch lieferte er in 15 Einsätzen 8 direkte Torbeteiligungen (Stand: 17.12.2020) - allerdings wird man nicht das Gefühl los, dass noch viel mehr möglich ist. Note: 6/10.

Kingsley Coman: Aufgrund des Sané-Transfers wurde Kingsley Coman an mancher Stelle bereits abgeschrieben, doch der Torschütze des Champions-League-Finals hat seine Kritiker eines Besseren belehrt. In dieser Hinrunde war Coman zweifelsohne der beste Flügelspieler, weil er aus seinem Schatten herausgetreten ist und viel selbstbewusster, zielsicherer und mutiger agiert. Mit nur einer Aktion kann er mehrere Gegner ausspielen und die Schussbahn öffnen oder einen Mitspieler mit einer präzisen Hereingabe bedienen. Wettbewerbsübergreifend lieferte er bereits neun Assists, sieben davon stammen aus der Bundesliga. Zudem erzielte er fünf Pflichtspieltore. Diese Zahlen drücken aus, dass Coman sein Potenzial ausschöpft. In dieser Verfassung ist er unentbehrlich. Note: 9/10.

Douglas Costa: Douglas Costa wurde für diese Saison von Juventus Turin ausgeliehen. Die große Frage nach seiner Verpflichtung war allerdings: Würde er so wie in der Hinrunde der Saison 2015/16 spielen oder so wie in der Folgezeit, als seine Genialität nur selten aufblitzte? Bisher konnte der Rückkehrer kaum glänzen, in den Halbräumen fühlt er sich nicht sonderlich wohl. Hinter Coman, Sané und Serge Gnabry ist er nur die vierte Wahl, die die wenigste Gefahr ausstrahlt. Note: 4/10.

Serge Gnabry: Wenn es drauf ankommt, ist Serge Gnabry im Abschluss eiskalt. Allerdings ließ der Flügelspieler vieles von dem, was ihn in seinen ersten beiden Spielzeiten beim FC Bayern ausgezeichnet hat, vermissen. Es mangelt an Durchschlagskraft, Übersicht und Präzision im Abschluss, irgendwie hat der 25-Jährige den Faden verloren. In der Winterpause wird er den Reset-Knopf finden müssen. Note: 5/10.


4. Stürmer

Wer sonst? An Robert Lewandowski wird auch im Jahr 2021 Weg vorbeiführen
Wer sonst? An Robert Lewandowski wird auch im Jahr 2021 Weg vorbeiführen / Alexander Hassenstein/Getty Images

Robert Lewandowski: Am Donnerstag wurde Robert Lewandowski zum Weltfußballer des Jahres gekürt. Im Alter von 32 Jahren hat der Pole den Fußball-Olymp erklommen, doch er hat längst nicht genug. Auch in dieser Saison liefert er Tore wie am Fließband, wettbewerbsübergreifend war er 18 Mal in 17 Einsätzen zur Stelle (Stand: 17.12.2020). Seit vielen Jahren ist er einer der komplettesten und besten Stürmer der Welt, der der Fußballwelt noch viele Jahre Freude bereiten wird. Note: 10/10.

Eric Maxim Choupo-Moting: Sobald Lewandowski eine Pause erhalten soll, ist Eric Maxim Choupo-Moting zur Stelle. Nach zwei Jahren im Schatten von Neymar und Kylian Mbappé bei Paris St. Germain ist der Stürmer wieder in die Bundesliga zurückgekehrt, doch trotz der hohen Belastung kommt er bisher nur auf neun Einsätze über 382 Minuten (Stand: 17.12.2020). Zwei seiner drei Tore stammen aus dem DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FC Düren, einen allzu großen Eindruck hat Choupo-Moting noch nicht hinterlassen. Note: 4/10.

Joshua Zirkzee: Dass er Talent hat, daran zweifelt bei Joshua Zirkzee niemand. Allerdings reicht es trotz der positiven Saison 2019/20 noch nicht, um den hohen Ansprüchen in München gerecht zu werden. Hinter Lewandowski und Choupo-Moting ist Zirkzee nur die dritte Wahl, 102 Spielminuten und lediglich ein Startelfeinsatz - wohlgemerkt bei der 1:4-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim - sprechen eine deutliche Sprache. Im Raum steht eine Leihe im Winter, womöglich wird er sich aber noch bis Sommer gedulden müssen. In der aktuellen Situation stockt seine Entwicklung jedoch - und solange sich daran nichts ändert, wird er keine ernsthafte Rolle bei den Bayern spielen. Note: 2/10.