Kahn erklärt Bayerns Transfer-Strategie und nimmt Nagelsmann in die Pflicht

Oliver Kahn will die Jugendarbeit in München weiter vorantreiben.
Oliver Kahn will die Jugendarbeit in München weiter vorantreiben. / Alexander Hassenstein/Getty Images
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In der kommenden Transferphase wird Oliver Kahn zunehmend in den Fokus rücken, zumal Karl-Heinz Rummenigge seine Verantwortung schon fast vollständig auf seinen Nachfolger übertragen hat. Demnach fiel auch bereits die Verpflichtung von Julian Nagelsmann in den Aufgabenbereich des 51-Jährigen. Mit Kahn wird bei den Münchnern eine neue Zeitrechnung anbrechen, in der der Klub eine klare Philosophie fahren will. Wie diese genau aussehen soll, verrät der Titan gegenüber der Bild.


Die Zeiten sind vorbei, in denen sich der Rekordmeister allen voran großen Transfers verschrieben hat. Vielmehr will der Klub in die Jugendarbeit investieren, um regelmäßig von Talenten wie Lahm, Schweinsteiger, Müller oder aktuell Musiala zu profitieren.

Kahn setzt auf Jugend: "Entwicklung unserer Talente wird immer größere Rolle spielen"

"Wir denken in erster Linie in sportlichen Kategorien. Die Entwicklung unserer Talente wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Ein gutes Beispiel ist Jamal Musiala", erklärt Kahn. Dies kann mitunter schwerer sein, als den Geldkoffer zu öffnen, um einen Top-Spieler nach dem anderen zu holen.

"So ein Weg erfordert eine optimale Verzahnung unseres Campus mit dem Profibereich", erläutert er. Demnach ist nun auch Julian Nagelsmann angehalten dazu, den eingeschlagenen Weg mitzutragen und erfolgreich in der Spielerentwicklung mitzuwirken: "Auf den Trainer kommt eine enorme Bedeutung zu. Ein Trainer muss sich immer auch daran messen lassen, inwieweit er eine Mannschaft und damit einzelne Spieler weiterentwickelt."

Nagelsmann gefordert: Spieler entwickeln und Erfolg haben

Im Vergleich zu Flick, der den Verein zunächst wieder in erfolgreiche sportliche Bahnen steuern musste, muss Nagelsmann das große Ganze im Blick haben. Der 33-Jährige soll im besten Falle junge Spieler entwickeln, dabei aber gleichzeitig auch noch erfolgreich sein.

Der neue Bayern-Coach ist jedoch bekannt dafür, keine Challenge als zu hoch zu betrachten und auch mal ins Risiko gehen. Schon als er seine Trainer-Laufbahn in Hoffenheim antrat, bekam er das Angebot, den damals abstiegsbedrohten Klub erst zu Saisonende zu übernehmen. Nagelsmann wollte jedoch sofort etwas bewegen und rettete den Klub zur Überraschung der Beteiligten noch.

"Julian Nagelsmann ist vom Charakter her ein Mensch, der Herausforderungen liebt. Zum anderen geht es um den sportlichen Erfolg, denn beim FC Bayern zählen vor allem Titel. Das ist die Herausforderung, mit der jeder Trainer beim FC Bayern zurecht kommen muss", fordert Kahn.

FC Bayern scheut große Transfers: "Situation ist eine andere"

Eine große Herausforderung ist zudem noch immer die Corona-Situation und die damit verbundenen finanziellen Schäden. Große Transfers, wie beispielsweise von Achraf Hakimi, Florian Neuhaus oder Eduardo Camavinga scheinen derzeit nicht mehr drin zu sein.

"Als ich bei Bayern vor eineinhalb Jahren angetreten bin, war die finanzielle Situation eine andere", verrät der 51-Jährige. "In den kommenden Jahren wird es darauf ankommen, sehr klug auf dem Markt zu agieren und Gegebenheiten schnell zu nutzen. Das wird eine Herkules-Aufgabe."

Demnach verweist er auch die Gerüchte um Erling Haaland in das Reich der Fabeln. "Wer davon spricht, hat die Situation noch immer nicht begriffen. Ein Paket, das wie man hört mehr als 100 Millionen Euro kostet, ist für den FC Bayern aktuell nicht denkbar", stellt er klar.

Erling Haaland
Lars Baron/Getty Images

Ob es bei Spielertransfers so etwas wie eine Ablösegrenze gibt und wie hoch diese liegen könnte, ist unklar. Allerdings gilt auch festzuhalten, dass nicht immer die teuersten Transfers auch die besten sind.

Aus der erweiterten Münchner Stamm-Elf kosteten nur Pavard, Hernández und Sané mehr als 30 Millionen Euro. Die meisten anderen Akteure wurden ablösefrei verpflichtet oder kamen bereits in jungen Jahren für weitaus weniger Geld nach München.