Bei Lewandowski-Abgang: Bayern nehmen Timo Werner ins Visier

In der DFB-Elf zurück auf der Neun: Kann Werner ab 2022 Lewandowski ersetzen?
In der DFB-Elf zurück auf der Neun: Kann Werner ab 2022 Lewandowski ersetzen? / Alex Grimm/Getty Images
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Der FC Bayern muss sich langsam aber sicher Gedanken darüber machen, wie es im Angriff weitergehen könnte, wenn Robert Lewandowski eines Tages den Verein verlässt. Mit Erling Haaland und Karim Adeyemi scheinen bereits zwei Kandidaten in der näheren Auswahl zu sein. Doch was ist eigentlich mit Chelsea-Star Timo Werner?


Beginnt im kommenden Sommer bereits die große Stürmer-Suche? Laut Angeben von Sport1-Redakteur Florian Plettenberg ziehen die Bayern Timo Werner in Betracht, falls Lewandowski seinen laufenden Vertrag (bis 2023) nicht verlängert. Der Ex-Leipziger ist aber wohl nur eine B-Lösung, falls sich BVB-Star Erling Haaland als zu teuer erweist oder zu einen anderen Klub wechseln möchte.

Nun stellt sich jedoch die Frage, ob Werner überhaupt ein geeigneter Kandidat wäre, falls der gar nicht so unwahrscheinliche Fall eintritt, dass sich der Norweger als nicht erwerbbar erweist.

In der vergangenen Spielzeit stand Timo Werner häufig in der Kritik. Noch mehr als seine ohnehin schon bekannten technischen Mängel wurde ihm seine zum Teil haarsträubende Chancenverwertung zum Verhängnis. Nach einer mäßigen Saison kam der Angreifer auch bei der EM nicht über eine Joker-Rolle heraus. Vieles spricht dafür, dass eine Werner-Verpflichtung ein ziemliches Risiko wäre. Es gibt jedoch sowohl Argumente, die dafür als auch welche, die gegen einen Bayern-Transfer sprechen.

Timo Werner: Ein echter Top-Scorer trotz all der Fragezeichen

Für Timo Werner sprechen seit jeher seine Scorer-Punkte. In Leipzig konnte der Angreifer in 159 Partien 95 Tore erzielen und 40 Vorlagen geben, was schlichtweg eine tolle Bilanz ist. Selbst bei den Blues kommt der deutsche Nationalspieler immerhin auf zwölf Tore und 15 Vorlagen.

Dank seiner Schnelligkeit und Lauffreudigkeit ist Werner in der Chancenerarbeitung ein wirklich guter Spieler. Der 25-Jährige weiß, wo das Tor steht und nutzt seine athletischen Fähigkeiten auch aus, um sich dementsprechend zu positionieren. In einem Zeitalter, in dem Tempo immer entscheidender wird, hat der Offensivspieler demnach sicherlich nicht die schlechtesten Zukunftsaussichten.

Für Timo Werner spricht sicherlich auch, dass er nach dem Lukaku-Transfer wohl recht günstig zu haben wäre und die Liga bereits bestens kennt. Zudem hat er auch mit Coach Julian Nagelsmann schon erfolgreich zusammengearbeitet. Der 34-Jährige weiß, welche Stärken Werner hat und wie er diesen ideal einsetzen kann.

Schwächen in Technik und Abschluss: Kann Konterspieler Werner bei den Bayern funktionieren?

Stellt sich nur die Frage, ob sich der Spieler überhaupt ideal einsetzen lässt. Ist Lewandowski weg, hat der derzeitige Londoner keinen Mitspieler mehr in vorderster Front. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ihm die Position ganz vorne als einziger Stürmer nicht sonderlich liegt.

Zudem wird es auch schwierig, das Tempo von Werner überhaupt gewinnbringend einzusetzen. Die meisten Bundesligisten mauern gegen die Münchner. Für den geborenen Konterspieler wird es demnach schwierig bis unmöglich, seine Stärken auszuspielen. Dies klappte bei Leipzig besser und ist auch in England aufgrund der Anzahl an Top-Teams häufiger gegeben.

Viel mehr fallen dagegen seine Schwächen ins Gewicht. Timo Werner ist schließlich gewissermaßen ein Anti-Lewandowski. Während der Pole eine saubere Technik dafür nutzt, um die Bälle geschickt festzumachen und klug weiterzuleiten, verfügt der DFB-Kicker über diese Fähigkeit nicht. Im Gegenteil: Seine Ballführung und seine mangelnden Passqualitäten sorgen dafür, dass Werner vorne nur wenige Bälle hält.

Doch auch im Strafraum fällt Werner klar gegenüber den Weltfußballer ab. Trotz ähnlicher Maße (Werner ist vier Zentimeter kleiner) ist Lewandowski deutlich Kopfballstärker. Zudem verwandelt er dank seiner Schussqualitäten auch schwierigere Abschluss-Möglichkeiten häufiger. Bei den klaren Torchancen ist der Bayern-Torjäger zwar auch nicht das Maß aller Dinge, aber dann doch weit vor Timo Werner anzusiedeln, der zum Teil Unmengen an klaren Gelegenheiten auslässt.

Eigentlich müsste man demnach schon meinen, dass der Markt noch einen besser passenden Spieler hergibt als Werner. Dieser könnte durchaus Adeyemi sein, der technisch wesentlich höher veranlagt ist und sich in dieser Saison auch schon als sehr treffsicher gezeigt hat.

Bayern können auf den Faktor Zeit setzen und beobachten: Packt es Werner unter Flick?

Hans-Dieter Flick, Timo Werner
Ein wichtiger Indikator: Kann Werner unter Flick im DFB-Trikot glänzen? / Alex Grimm/Getty Images

Generell haben die Bayern noch ein wenig Zeit abzuwarten. Die Dinge können sich ja oftmals ganz anders entwickeln als man das annehmen würde. Jedenfalls hätte auch niemand damit gerechnet, dass Hansi Flick Werner in der Nationalmannschaft zurück auf die Neun beordert.

Bislang war prinzipiell immer anzunehmen, dass Werner ein extremes Downgrade zu Lewandowski wäre. Hierzu muss man sich nur überlegen, wie die Bayern-Torfabrik Treffer am Fließband produziert und wie harmlos dagegen die DFB-Offensive immer daherkam. Der Unterschied der beiden Angriffsreihen ist Personell gesehen aber nur das Fehlen von Lewandowski, zumal Coman eher gering ins Gewicht fallen sollte.

Demnach muss man sich nun fragen, ob die harmlose DFB-Offensive vielleicht nicht nur am Fehlen von Lewandowski lag, sondern auch am Beisein von Trainer Joachim Löw. Zum Glück kann Hansi Flick von nun an beweisen, ob eine Offensive ohne Lewandowski tatsächlich so viel schwächer ist, wie es den Anschein hat. Dies lässt dann womöglich auch Rückschlüsse darauf zu, ob Timo Werner der richtige Spieler für die Bayern ist.

Stand heute darf dies aber definitiv noch bezweifelt werden. Es sollte aber auch allen klar sein, dass ein Lewandowski nicht von jetzt auf gleich 1:1 zu ersetzen ist. Dazu hat sogar ein Haaland bei all seiner Qualität (noch) zu viele Defizite.