Nagelsmann erklärt Musialas Reservistenrolle: "...dann ist es scheiße von mir"
Von Dominik Hager
Die Bayern-Tormaschine produziert derzeit Tore wie am Fließband: 38 Buden in der Bundesliga und 17 Treffer in der Champions League sind absolut rekordverdächtig. Während es für Lewandowski, Müller, Coman, Gnabry und Sané blendend läuft, geriet Musiala zuletzt ein wenig ins Hintertreffen. Nach dem Champions-League-Erfolg gegen Lissabon äußerte sich Nagelsmann zur Situation des Youngsters.
Obwohl Thomas Müller gegen Benfica zunächst geschont wurde, musste Jamal Musiala dennoch bis zur 65. Spielminute warten, ehe er von Julian Nagelsmann ins Spiel gebracht wurde. Für den jungen Offensivspieler war dies keine ungewohnte Situation, da er auch in den letzten Wochen regelmäßig den Weg zur Ersatzbank einlenken musste.
Nagelsmann teilt jedoch nicht die Ansicht einiger Fans, wonach Musiala derzeit zu wenig Spielpraxis bekomme. "Er hat 35 Prozent Spielzeit. Das ist nicht üppig, aber für einen 18-Jährigen beim FC Bayern nicht so schlecht. Wir sind erst am 10. Spieltag und am 4. Spieltag der Champions League", erklärte der 34-Jährige auf der PK nach dem furiosen 5:2-Erfolg.
Nagelsmann mit Warnung an sich selbst: "...dann würden wir ihn zu wenig fördern"
Dennoch nimmt sich der Bayern-Coach in die Pflicht, das Talent des Spielers zukünftig mit mehr Spielzeit zu fördern.
"Wenn er 35 Prozent hat und wir sind im letzten Saisondrittel, dann ist es scheiße von mir. Dann würden wir ihn zu wenig fördern. Wir sind aber noch früh in der Saison. Es geht für ihn darum, Schritte zu vollziehen, die Leroy, Serge, Kingsley und Thomas in seinem Alter auch gemacht haben. Das ist bei Jamal nicht anders", erläuterte er.
Derzeit ist die Lage gerade auch deswegen schwierig, weil Sané, Gnabry und Coman allesamt fit und in einer ganz starken Form sind. Allerdings zeigen die Erfahrungswerte der letzten Jahre, dass sich all das im Verlaufe einer langen und kräfteraubenden Saison auch ändern kann. Gerade in einer solchen Situation kann es durchaus auch vorteilhaft sein, einen Musiala bringen zu können, der im März, April oder Mai noch nicht überspielt ist.
Nagelsmann prophezeit Musiala große Zukunft: "Wird einer der herausragenden Spieler"
Zweifel an der Qualität des Spielers plagen Nagelsmann ohnehin nicht. "Er wird einer der herausragenden Spieler für Deutschland und für Bayern München, da bin ich mir ganz sicher. Er wird einer der besten Spieler, die es gibt. Dafür muss er weiterarbeiten", stellte er klar.
Dennoch zeigt das Beispiel Florian Wirtz, dass man auch im Alter von 18 Jahren schon Stammspieler eines Bundesligisten sein kann. Wirtz ist bei Bayer 04 Leverkusen zudem Dreh- und Angelpunkt der Offensive und Top-Scorer im Team. Davon ist Musiala in München derzeit ein gutes Stück entfernt.
"Man hört ja immer den Vergleich zu anderen jungen Spielern. Er ist halt Spieler beim FC Bayern und da ist die Konkurrenz schon höher als bei anderen Vereinen", gab Nagelsmann richtigerweise zu bedenken. "Wir müssen auch nicht vom Negativen ausgehen. Er macht nichts schlechter als vor Wochen, aber die anderen sind einfach stabiler geworden und sehr gut drauf", beschrieb er die Situation.
Blicken die Bayern bei Talentsuche zunehmend in die Röhre?
Es zeigt sich einmal mehr, dass man als junger Spieler beim FC Bayern einen sehr harten Weg vor sich hat und sich auch mal durch schwierige Phasen kämpfen muss. Auf der Suche nach neuen Talenten haben es die Münchner daher nicht immer einfach. Immer mehr Youngsters neigen dazu, sich eine Adresse zu suchen, die mehr Spielzeit in Aussicht stellt.
Medienberichten zufolge haben die Bayern auch deshalb schlechte Chancen bei Adeyemi, da diesen die Ersatzrolle von Musiala abschreckt. Der Spagat zwischen Jugendförderung, der Jagd nach Titeln und dem Wunsch, den etablierten Stars gerecht zu werden, ist schlichtweg nicht einfach.