FC Bayern: Davies will Linksverteidiger bleiben - Vorbild Alaba

Bayerns Wirbelwind: Alphonso Davies
Bayerns Wirbelwind: Alphonso Davies / Harriet Lander/Copa/Getty Images
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Solange der Ball nicht rollt, stellen die Verantwortlichen des FC Bayern die Weichen für die Zukunft. Ein Tagesordnungspunkt war die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Alphonso Davies. Der 19-jährige Kanadier wurde mit dem bis 2025 gültigen Arbeitspapier für seinen kometenhaften Aufstieg auf der anfangs ungewohnten Linksverteidiger-Position belohnt. Wie er auf einer Cyber-Pressekonferenz am Dienstag erklärte, will er sich dort etablieren.

Bei den Fans genießt Alphonso Davies längst höchste Wertschätzung. Unvergessen sind die Szenen nach dem Abpfiff an der Stamford Bridge im Februar. Die Bayern gewannen das Achtelfinal-Hinspiel beim FC Chelsea klar mit 3:0, Davies lieferte an diesem Abend nach einem überragenden Sprint auf der linken Außenbahn die Vorlage für Robert Lewandowski, der die Kugel in der 76. Minute nur noch einschieben musste. "Phonzie, Phonzie, Phonzie!", skandierte es nach dem Spiel aus dem Bayern-Block, der schüchterne Davies musste zum gegenseitigen Applaudieren jedoch erst von Lewandowski in Richtung Anhang geschubst werden.

Es liegt ein kometenhafter, fast schon surrealer Aufstieg hinter dem 19-Jährigen. Das einstige Flüchtlingskind aus Ghana ist Stammspieler bei einem der größten Vereine Europas, überragt mit Tempo, Robustheit und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. "Es ist ein Traum, der wahr geworden ist", sagt Davies auf einer Video-PK am Dienstag (zitiert via fcbayern.com).

Umso beachtlicher sind seine Leistungen mit dem Hintergrundwissen, dass er bei den Vancouver Whitecaps als linker Flügelspieler zu den begnadetsten Talenten der nordamerikanischen MLS zählte. Doch die schon in der kanadischen Nationalmannschaft vollzogene Transformation zum Linksverteidiger wurde auch in München angewandt, initiiert wurde sie von Ex-Trainer Niko Kovac.

Mit Hilfe von Alaba: Davies will sich als Linksverteidiger etablieren

Nach einem ersten Test im Frühjahr 2019 war es wenige Monate später eine Notlösung, als sich Lucas Hernandez und Niklas Süle schwer verletzten und David Alaba ins Abwehrzentrum beordert wurde. Der eigentliche Linksverteidiger wurde auf seiner angestammten Position von Davies ersetzt - eine Win-win-Situation für die Bayern. Denn während Alaba als Abwehrchef in der Innenverteidigung glänzt, überzeugt Davies mit Tiefenläufen und Dribblings.

Noch im Dezember sprach er davon, früher oder später wieder auf dem Flügel spielen zu wollen, doch mittlerweile will er den Platz in der Viererkette nicht mehr hergeben: "Ich bin als offensiver Außenbahnspieler gekommen. Jetzt spiele ich links hinten. Die Position gefällt mir, ich versuche, jeden Moment zu genießen", sagt Davies.

Er sei "stolz" auf seine Entwicklung, bleibe aber wissbegierig und wolle von seinem Vorgänger lernen: "Mit David Alaba habe ich einen Weltklasse-Linksverteidiger hier, von dem ich mir viel abschauen kann. Er gibt mir Feedback, hilft mir, mich auf dieser Position weiterzuentwickeln." Auch die anderen Mitspieler seien eine "super" Hilfe für Davies, der sich in München wohl fühlt: "Der Verein ist wie eine Familie für mich. Wir fighten zusammen und geben in jedem Spiel alles."

Davies: "Die Fans gehören dazu"

In den kommenden Jahren hat er viel vor, neben Spielpraxis geht es natürlich auch um Pokale, von denen er so viele wie möglich gewinnen will. "Wir sind noch in allen Wettbewerben vertreten", zeigt sich Davies für diese Saison optimistisch, doch in Anbetracht der Corona-Krise sei es "natürlich das Wichtigste, gesund zu bleiben."

Im Mai will die DFL aber wieder den Spielbetrieb in der Bundesliga aufnehmen. Den möglichen Geisterspielen blickt Davies skeptisch entgegen: "Die Fans gehören normalerweise zum Fußball dazu. Ich kann mich noch nicht so richtig in die Situation hineinversetzen."