Ex-BVB-Physio packt aus: Reus-Drama und Star-Allüren

Borussia Dortmund
Borussia Dortmund / Matthew Ashton - AMA/GettyImages
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Im vergangenen Sommer endete die Zeit von Thomas Zetzmann bei Borussia Dortmund. Der Physiotherapeut hat den Klub und einige Spieler jahrelang begleitet. Nun hat er sich offen zu manch kurioser Geschichte geäußert.

Seit dem vergangenen Sommer gehen Thomas Zetzmann und der BVB getrennte Wege. Zuvor war er seit 2007 Teil des Physio-Teams des Vereins. Zunächst bei der zweiten Mannschaft, ehe er 2010 zu den Profis wechselte und die Abteilung seit 2016 dann auch leitete.

Bekannt ist 'Zetze' vor allem als behandelnder Physiotherapeut von Marco Reus geworden. Im Interview mit Spox und Goal äußerte er sich auch sehr offen zu so manchem Leidenskapitel.

Reus lag "schreiend und weinend auf meiner Bank"

Die schlimmste Phase begann rund um seinen Kreuzbandriss, den er sich im Pokalfinale 2017 zugezogen hatte. "[Da] dachte man schon, dass in diesem Alter die Karriere normalerweise beendet ist. Das hintere Kreuzband ist einfach eine ordentliche Hausnummer", erklärte Zetzmann.

"Danach standen acht Monate sehr intensive Arbeit an, in der bei mir auch privat viel auf der Strecke blieb, weil ich ihn ja auch in meiner Urlaubszeit immer begleitet und betreut habe", erinnerte er sich.

Teilweise sei Zetzmann vom Verein dazu gedrängt worden, den eigenen Urlaub abzusagen und stattdessen mit Reus in dessen Urlaub zu fliegen. So konnte er ihn weiter behandeln und möglichst zeitnah wieder fit bekommen. "Man hatte auch mal einen Tag frei, aber Zeit für Sightseeing war eher nicht", so Zetzmann.

Marco Reus
Marco Reus / Edith Geuppert - GES Sportfoto/GettyImages

Schwierig seien vor allem Zeiten während des Kreuzbandrisses gewesen, in denen Reus gemerkt habe, "dass er auch nach zwei oder drei Monaten noch nicht wirklich viel machen konnte".

Zetzmann führte aus: "Er lag auch schreiend und weinend auf meiner Bank, als er bei der Beugung des Beins über einen Punkt gehen musste, der sehr schmerzhaft ist. Man muss aber nach einer gewissen Zeit schlichtweg die Struktur durchbrechen, damit die Beugung so funktioniert, wie sie bei einem Hochleistungssportler funktionieren muss." Das sei "schon extrem für ihn" gewesen.

Dass es ausgerechnet er war, der von Reus selbst und den BVB-Verantwortlichen stets für die Behandlung des wohl wichtigsten Spielers ausgewählt wurde, habe ihm unter seinen Kollegen auch durchaus Neid eingebracht. "Ich hatte durchaus ein wenig das Gefühl, dass ich dadurch unverschuldet in eine Schublade geriet, die mich ehrlich gesagt auch etwas genervt hat. Ich konnte ja nichts dafür, denn ich habe das nie entschieden, sondern immer der Trainer und der Spieler", so der 52-Jährige.

"Wirklich traurig": Zetzmann beklagt fehlende Beziehung zwischen Profis und Physios

Was Zetzmann im Interview spürbar enttäuschend fand, war die Entwicklung der Beziehung zwischen den Physios und den Spielern. Früher waren sie als eine Art Seelsorger bekannt, bei denen sich die Spieler auch mal öffnen und offen reden konnten.

"Das ist längst vorbei", entgegnete er. "Heute vertiefen sich alle in ihr Handy. Sich für den Menschen zu interessieren, steht nicht mehr im Vordergrund."

Ein passendes Beispiel für diese Entwicklung hatte er ebenfalls parat: "Wenn man nach der Sommerpause zurückkam und die Spieler fragte, wo sie ihren Urlaub verbracht haben, kam keine Gegenfrage. Da gibt es keinen Austausch mehr." Das habe ihn "wirklich traurig" und "zusehends nachdenklich gemacht".

Trotz der zwölf Jahre anhaltenden Betreuung von Reus sei vom Kapitän "sehr wenig" zurückgekommen. "Das ist schlicht eine andere Generation. Ich habe das mit der Zeit beobachtet und hatte dann auch keine andere Erwartung mehr. Da wurde nicht mehr nach irgendetwas gefragt, sondern nur noch die Behandlung gemacht", monierte der frühere A-Jugend-Spieler des BVB.


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