"Entscheidend werden die Duelle gegen die direkten Konkurrenten" - Werder Bremens Stefanie Sanders im Interview

Stefanie Sanders, hier im Trikot der deutschen U20-Nationalmannschaft
Stefanie Sanders, hier im Trikot der deutschen U20-Nationalmannschaft / LOIC VENANCE/GettyImages
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Zur Winterpause stand Werder Bremen ohne Sieg und mit nur vier Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Angesichts von nur sechs erzielten Treffern war klar: Verstärkung für die Offensive muss her. Im Januar wurden die Grün-Weißen in Person von Stefanie Sanders fündig. Die 24-Jährige hatte ihre Karriere bei Werder begonnen und war über die UFC Knights und den SC Freiburg inzwischen beim schwedischen Topklub FC Rosengard gelandet. Im Interview mit 90min sprach Sanders über ihre Rückkehr in die Bundesliga, ihre Zeit im Ausland und das abgesagte Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt.

90min: Stefanie, du bist im Winter zu Werder zurückgekehrt. Ihr habt seitdem zwei von drei Spielen gewonnen, du selbst bist zweimal eingewechselt worden. Wie bewertest du die ersten Wochen seit deinem Wechsel?

Stefanie Sanders: Es war natürlich sehr gut, dass wir zwei Siege eingefahren haben, gerade vor den Spielen gegen die Favoriten aus München und Frankfurt. Es ist sehr wichtig für unsere Mannschaft, dass wir jetzt wieder nah an den Nichtabstiegsplätzen dran sind.

90min: Wie ist denn dein Wechsel zurück in die Bundesliga genau zustande gekommen? Hat sich Werder zuerst nach dir erkundigt oder hattest du schon früher die Entscheidung getroffen, dir einen neuen Klub zu suchen?

Stefanie Sanders: Es war schon länger so, dass ich mir über einen Wechsel Gedanken gemacht habe. Zu Werder hatte ich aufgrund meiner Vergangenheit im Verein ohnehin immer Kontakt. Im Januar hat dann einfach alles gepasst und der Transfer ging auch sehr schnell über die Bühne.

90min: Du hast vorher beim schwedischen Spitzenklub FC Rosengard gespielt. Wo liegen aus deiner Sicht die Unterschiede zwischen der schwedischen Liga und der Bundesliga?

"Viele Vereine auf dem richtigen Weg"

Stefanie Sanders: Das ist wirklich schwer zu beurteilen. Fest steht auf jeden Fall, dass die deutsche Liga seit der EM an Ansehen gewonnen hat. In Schweden gibt es zwar auch Spiele, zu denen viele Zuschauer kommen. Das sind aber bei weitem nicht so viele wie in Deutschland, wo in dieser Saison ja schon drei Mal über 20.000 Zuschauer ins Stadion kamen [Anm. d. Red.: Unter anderem am 8. Spieltag bei Werders Heimspiel im Weserstadion gegen den SC Freiburg].

90min: Rosengard war bereits deine zweite Station im Ausland. Nach deiner ersten Zeit in Bremen bist du in die USA zu den UCF Knights gewechselt. Im Interview mit dfb.de hast du betont, dass du sowohl in Schweden als auch in den USA wertvolle Erfahrungen gesammelt hast. Worauf muss man als Spielerin achten, damit der Wechsel ins Ausland am Ende auch erfolgreich ist?

Stefanie Sanders: Am wichtigsten ist es, offen zu sein. Als Fußballerin hat man den Vorteil, sofort in einen Verein integriert zu sein und Kontakte knüpfen zu können. Das ist anders, als wenn man beispielsweise ein Studium im Ausland aufnimmt und vor Ort niemand kennt. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass die Anfangszeit aufgrund der Sprachbarriere etwas schwierig werden könnte.

90min: Im Vergleich zu deinen bisherigen Stationen: Was könnte man in Bremen noch verbessern, speziell wenn es um die Strukturen im Frauenbereich geht?

Stefanie Sanders: In Deutschland kenne ich außer Werder ja nur den SC Freiburg. Dort ist die Frauen-Mannschaft vor gut einem Jahr ins große Dreisamstadion, das ehemalige Stadion der Männer, umgezogen. Auch in Rosengard hatten wir unser eigenes großes Frauenstadion. Bei Werder haben wir mit Platz 11 auch ein eigenes Stadion, was aber z.B. mit Freiburg, Wolfsburg oder München nicht zu vergleichen ist. Wir sind aber auf einem guten Weg in Bezug auf die Strukturen.

90min: Wo hat denn der deutsche Frauenfußball allgemein noch Potenzial?

Stefanie Sanders: In den USA, wo ich für ein College-Team gespielt habe, war die Infrastruktur deutlich besser. Da hatten wir alles, was das Herz begehrt. Dutzende Physiotherapeuten, Unterwasser-Laufband, Whirlpool, Eisbad... Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass der College-Sport in den USA riesengroß ist und diese Infrastruktur von allen Sportmannschaften genutzt wird, nicht nur vom Frauenfußball. In Schweden war das Gefälle in der Liga sehr groß, ähnlich wie in Deutschland. Wir in Rosengard hatten, wie gesagt, unser eigenes Stadion und dort auch einen eigenen kleinen Kraftraum. Das war gut, aber auch nicht krass. In Deutschland sehe ich im Vergleich zu früher auf jeden Fall einen deutlichen Fortschritt. Viele Vereine sind auf dem richtigen Weg, auch wenn natürlich noch Luft nach oben ist.

"Haben gezeigt, dass wir mithalten können"

90min: Blicken wir auf die Gegenwart. Durch die zwei Siege zu Beginn des Jahres, du hast es schon gesagt, seid ihr wieder mittendrin im Rennen um den Klassenerhalt. Köln steht nur einen Punkt vor euch, von Duisburg und Meppen trennen euch nur drei Zähler. Worauf wird es im Abstiegskampf ankommen?

Stefanie Sanders: Ganz entscheidend werden die Duelle gegen die direkten Konkurrenten. Da müssen wir unbedingt punkten. Wir haben in der Hinrunde allerdings gezeigt, dass wir auch gegen die Teams aus der oberen Tabellenhälfte durchaus mithalten können. Da wollen wir natürlich ebenfalls Punkte holen.

90min: Am Wochenende habt ihr leider keine Möglichkeit zu punkten. Euer Spiel gegen Frankfurt musste abgesagt werden...

Stefanie Sanders: Natürlich hätten wir gerne gegen Frankfurt am Samstag gespielt. Leider ist es aufgrund des Wetters nicht möglich. Wir warten ab, wann es jetzt neu angesetzt wird und werden dann alles probieren.