Doktortitel & Frauen-Bundesliga: So schaffte Essens Lena Ostermeier die Doppelbelastung

  • Die 27-Jährige spricht über die anstrengende Zeit "ohne Privatleben"
  • SGS Essen unterstützt Spielerinnen beim zweiten Standbein
  • Bundesliga-Spielerinnen müssen an Zeit nach der Karriere denken
Lena Ostermeier (rechts) ist Fußballspielerin und nun auch Doktorin
Lena Ostermeier (rechts) ist Fußballspielerin und nun auch Doktorin / Juergen Schwarz/GettyImages
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Doktortitel und Frauen-Bundesliga: Lena Ostermeier von der SGS Essen hat beides unter einen Hut gekriegt. Darüber, wie das möglich war, hat sie nun gesprochen. Und Einblicke zu dieser Zeit der Doppelbelastung gegeben.

Im Sommer errang Ostermeier ihren Doktortitel in Chemie an der TU Dortmund - auch so schon eine großartige Leistung, aber dazu ist die 27-Jährige noch Bundesliga-Spielerin bei der SGS Essen. Auch das mit viel Erfolg: Bisher stand Ostermeier bei jedem Spiel in der SGS-Startelf, war eine der Leistungsträgerinnen.

"Sozusagen kein Privatleben"

Ostermeier erklärte, dass ihre Ausbildung für sie immer die klare Priorität war und sie nichts aufschieben wollte. Das führte aber auch zu einem engen Zeitplan: "Abgesehen vom Fußball war ich eigentlich nur zum Schlafen mal zu Hause bzw. nicht mit der Doktorarbeit beschäftigt. Ich habe auch am Wochenende oder auf den Auswärtsfahrten im Bus noch weiter daran gearbeitet. Natürlich muss man auch mal Pausen machen, aber eigentlich hat sich der ganze Tag nur darum gedreht", erklärt sie.

Eine anstrengende Zeit für Ostermeier, die "sozusagen kein Privatleben" mehr hatte, wie sie sagt. Die Promotion gilt auch ohne Fußball schon als anstrengende Arbeit. Ostermeier erklärt, dass der Spagat dank der Unterstützung von Familie und Universität funktionierte.

Unterstützung von der SGS Essen gehört zur Vereins-Philosophie

Auch die SGS Essen spielte dort eine Rolle. Beim einzigen reinen Frauenfußball-Klub der Bundesliga haben fast alle Spielerinnen nebenbei einen zweiten Job oder absolvieren ein Studium. Ostermeier sagt, sie habe beim Klub viele Freiheiten gehabt: "Ich konnte immer mal sagen, dass ich aus verschiedenen Gründen länger in der Uni bleiben muss und dass ich spontan später oder sogar überhaupt nicht zum Training komme."

Kein Training wegen dem Nebenjob - das wäre wohl nicht bei jedem Verein selbstverständlich. Bei Essen aber schon: "Da war auch der Trainer immer einsichtig und hat das abgesegnet, dass ich länger arbeite und dann später eine kleine Trainingseinheit für mich selbst mache. Das wäre glaube ich in anderen Vereinen so nicht möglich gewesen."

Das gehört zur Philosophie der SGS Essen. Im 90min-Interview sagte Trainer Markus Högner letztes Jahr: "Es ist auch unsere Aufgabe, den Spielern eine Möglichkeit anzubieten, ihre berufliche Basis aufzubauen und dann können sie immer noch Profis werden. Auch da ist unser Ziel, diesen dualen Weg weiter fortzuführen, weiterzuentwickeln und weiter zu professionalisieren."

Ostermeier glaubt, dass auch in Zukunft die meisten Spielerinnen der Frauen-Bundesliga sich ein zweites Standbein aufbauen werden: "Bei dem, was die Spielerinnen aktuell verdienen, kann man vielleicht für den Moment davon leben, aber was kommt danach? Man kann ja nicht mit 35 nach der Karriere ohne irgendeinen Abschluss oder eine Ausbildung dastehen und dann nochmal ganz von neu anfangen, etwas zu lernen."


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